LK 1192, 2691670/1193070. Höhe 453 m.
Datum der Grabung: 16.1.-18.2.2019.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Gasser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri. Band I.I: Altdorf 1. Teil, Geschichte, Siedlungsentwicklung, Sakralbauten, 27-46. Bern 2001.
H. Gasser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri. Band I.II: Altdorf 2. Teil, Öffentliche und private Bauten, 58-63.149-152. Bern 2004.
Geplante Notgrabung (Neubau Tiefgarage und Wohnüberbauung). Größe der Grabung ca. 1100 m².
Siedlung.
Der Tiefgaragenbau mit der Wohnüberbauung «Entlang der Gassen» auf dem Areal der Villa Winterberg führte schon im Jahr 2018 zu archäologischen Sondierungen und Grabungen (Er.nr. 97.1 und 97.2; Fundmeldung JbAS 102, 2019, 201). Im Jahr 2019 begann der Erweiterungsbau der Tiefgarage zwischen Villa Winterberg, Restaurant Wilhelm Tell und Gemeindehaus an der Stelle des Gemeindehausparkplatzes. Vorgängige Sondierungen ergaben, dass der größere, östliche Bereich der Parzelle in der Neuzeit stark abgetragen und wieder aufgeschüttet worden war. Im westlichen Bereich wurden hingegen auf einem 9 m breiten Streifen unmittelbar östlich des Restaurants zahlreiche Grubenbefunde angetroffen, weshalb sich die Grabungsarbeiten auf dieses Areal und dasjenige nördlich und westlich der Villa beschränkten. Großmehrheitlich bestand der anstehende Boden aus Geschiebeablagerungen des Schächen.
Die ältesten Befunde stellten Schwemmablagerungen in Bachrinnen in 7 m Tiefe dar, welche schon im Jahr 2018 freigelegt worden waren (JbAS 102, 2019). Ein daraus geborgenes Holzfragment datiert um 2600-2450 v. Chr. Schlecht erhaltene Tierknochen aus einer toniglehmigen Schicht in gut 1,5 m Tiefe stammen aus dem 15./14. Jh. v. Chr. Dazugehörige Siedlungsbefunde waren nicht vorhanden. Die neuzeitliche Kappungsgrenze lag etwa bei 452.70 m ü. M., etwa gut 1 m tief ab aktuellem Bodenniveau. Ab dieser Höhe zeichneten sich Grubenstrukturen ab, deren ursprüngliches Eintiefungsniveau demnach höher gelegen haben muss. Die Gruben sind einerseits wohl als Pfostengruben, andererseits als Werkgruben zu interpretieren. Eine eindeutige, mit 1-1,5 m Abständen relativ dicht gesetzte Pfostenreihe zeichnet sich in SW-NO-Richtung ab. Ob es sich dabei um eine Palisade oder doch Teil eines Pfostenbaus handelt, bleibt unklar. Weitere Pfostenreihen könnten von einer Mehrphasigkeit zeugen. Einzelne Gruben sind womöglich als Werkgruben genutzt worden, so eine Grube mit rechteckigem (Holz-?) Negativ (1,5 m breit, mind. 1,5 m lang) und eine Grube, deren Verfüllung einige kleine, unförmige und eisenhaltige Metallteile enthielt. Nebst wenigen Fragmenten von Tierknochen waren die Strukturen praktisch fundleer. Je ein Holzkohle- und ein Tierknochenfragment aus der Verfüllung zweier Gruben verweisen ihren Verfüllvorgang ins 8./9. Jh. n. Chr. Dagegen fanden sich im Bereich der Kappungsgrenze eine römische Fibel des 1./2. Jh. n. Chr., 5 römische Münzen des 3./4. Jh. n. Chr. sowie ein filigraner Schmuckanhänger aus Gold des 6./7. Jh. n. Chr.
Des Weiteren wurde nordwestlich der Villa Winterberg die Mauerecke eines mittelalterlichen Gebäudes angeschnitten. Während die NW-Mauer zweischalig aufgebaut war, zeichnete sich die SE-Mauer durch eine mehrheitlich trocken verlegte Steinreihe (wohl Fundament eines ursprünglichen Holzbaus) aus. Aus dem Inneren des Gebäudes ließen sich Reste eines Lavez- und mindestens eines Glasgefäßes bergen, eindeutige Bodenniveaus zeichneten sich allerdings nicht ab. An die Südostfassade stieß ein halb eingetiefter Keller an. Weitere 4 Keller wurden südlich, nordöstlich und nördlich der Villa freigelegt. Einer der Keller ist mit seiner runden Schachtform mit einem Durchmesser von 3 m als Kühlkeller zu interpretieren. Vermutlich datieren sie frühestens spätmittelalterlich, eher frühneuzeitlich.
Zwischen Restaurant Wilhelm Tell und Gemeindehaus fanden sich Reste des Kellergeschosses der Vorgängerbebauung des 16. Jh., die wie die meisten Keller auch dem Dorfbrand von 1799 zum Opfer fiel.
Archäologische Funde: Geschirr-, Ofen-, Baukeramik, Lavez, Eisen, Buntmetall, Münzen, Glas.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahme: Holz-, Holzkohle- und Bodenproben.
Datierung: archäologisch; archivalisch. Spätneolithikum; Mittelbronzezeit; Römische Zeit; Frühmittelalter; Spätmittelalter; Neuzeit. C14. ETH-93753:3998 ± 25 BP, 2572-2470 BC, cal. 2 sigma (95,4%); ETH-97708: 3101 ± 21 BP, 1427-1298 BC, cal. 2 sigma (95,4%); ETH-97706: 1207 ± 21 BP, 729-885 AD, cal. 2 sigma (95,4%); ETH-97707: 1230 ± 21 BP, 692-879 AD, cal. 2 sigma (95,4%). Im Auftrag der Abt. Natur- und Heimatschutz UR, ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.
Altdorf UR, Areal Winterberg und Parkplatz Gemeindehaus
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Altdorf (UR)
Kanton
UR
Ort
Areal Winterberg und Parkplatz Gemeindehaus
Koordinaten
E 2691670, N 1193070
Höhe
453 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
1100 m2
Datum Beginn
16 Januar 2019
Datum Ende
18 Februar 2019
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2020
Epoche
Mittelalter, Römisches Reich, Bronzezeit, Jungsteinzeit/Neolithikum, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik (architektonisches Element), Metall, Glas
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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