LK 1192, 2691640 / 1193030. Höhe 454 m.
Datum der Sondierung/Baubegleitung/Grabung: 20./21.6., 19./22.10., 30.10.-3.12.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Gasser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri. Band I.II, Altdorf 2. Teil, Öffentliche und private Bauten, = Die Kunstdenkmäler der Schweiz 104, 149-152. Bern 2004.
Geplante baubegleitende Notgrabung (Neubau). Größe der Grabung 650 m².
Siedlung.
Die südwestlich der Villa Winterberg angrenzende Parzelle und das südöstliche Vorgelände wurden für eine Überbauung mit 5 Wohnblöcken und zweistöckiger Tiefgarage bis auf 9 m Tiefe abgetragen. Die unmittelbare Nähe zum in der Villa integrierten mittelalterlichen Wohnturm und der mit dem Areal im Zusammenhang stehende Flurname „Sal“ (ahd. sal, Wohnsitz/Haus, Saal) setzten Vorabklärungen mittels Georadar sowie anschließende Bodensondierungen und eine Baubegleitung voraus.
Die Abklärungen ergaben, dass der Untergrund, mit Ausnahme des die Oberfläche deckenden über 1 m mächtigen Lehmbodens, aus Geschiebe des nahe vorbeifließenden Schächen besteht. In etwa 7 m Tiefe (ungefähr 447 m ü.M.) wurden tonige, siltige und sandige Schwemmablagerungen beobachtet (teils mit Schwemmholz), die auf Perioden mit langsam fließendem Gewässer verweisen.
Das Areal erfuhr seit dem Spätmittelalter starke Veränderungen. Das südlich bis südwestliche Vorgelände des bauarchäologisch unsicher ins 13. Jh. datierten Wohnturms scheint frühestens im 14./15. Jh. abgetragen und anschließend mit lehmigem, mit Tierknochen und sonstigem Unrat durchsetztem Planiermaterial wieder aufgeschüttet worden zu sein. Ein 1,9 x 2,1 m großer, fast quadratischer Mörtelmischplatz in 20 m Entfernung zum Turm wurde freigelegt. Er muss ursprünglich eine hölzerne Einrahmung aufgewiesen haben, die sich nur noch im Negativ abzeichnete. Übereinander liegende Mörtelschichten verdeutlichten eine mehrmalige Nutzung. Ob ein Zusammenhang mit dem Turmbau besteht, ist zukünftig sowohl über Mörtelanalysen als auch mittels C14-Datierung von Holzresten aus dem Mörtelmischplatz abzuklären.
Reste in neuzeitliche Deckschichten eingetiefter Mauern zeugen von der kontinuierlichen Nutzung des Turms und seiner Umgebung. Inwieweit die zwei dem Turm südöstlich vorgelagerten Keller mit ihm im Zusammenhang stehen, ist noch unklar. Beide enthielten Einfüllungen aus Abbruchmaterial von Mauerresten, die vermutlich zum aufgehenden Bestand gehört hatten. Im beginnenden 19. Jh. wurde der Turm zur heute bestehenden, spätklassizistischen Villa mit symmetrischem Grundriss umgebaut.
Südöstlich vorgelagerte Mauerreste eines Gebäudes sind wohl ebenfalls Zeugnisse einer im Verlauf desselben Jahrhunderts errichteten Bebauung. Sie sind in eine durch Holzkohle verschmutzte Schicht eingetieft, die womöglich dem ausplanierten Brandschutt des Dorfbrandes von 1799 entspricht.
In der südwestlichen Ecke der Parzelle kam ein Abschnitt der Gassenmauer der Winterberggasse zum Vorschein. Darunter fand sich eine ältere, aus einer Lage großformatiger Steinblöcken bestehende Terrassierung(?), auf der die Gassenmauer errichtet worden war. Letztere war nach Ausweis der vorgefundenen Keramik im 16./17. Jh. erstellt worden, während die Terrassierung noch spätmittelalterlich sein dürfte. Letztere dürfte unter der Winterberggasse und der östlich davon liegenden Parzelle weiterlaufen.
Letzte Abklärungen werden Anfang 2019 durchgeführt, die gleichzeitig mit den geplanten Sondierungen auf dem Areal der Nachbarparzelle des Gemeindehauses stattfinden.
Archäologische Funde: Geschirr- und Ofenkeramik, Baukeramik, Münzen, Buntmetall, Eisen.
Faunistisches Material: Tierknochen, zumeist kleinfragmentiert.
Probenentnahmen: Holz- und Holzkohleproben für C14 und Holzartenbestimmung, Mörtelproben.
Datierung: archäologisch; archivalisch. Spätmittelalter; Neuzeit.
Im Auftrag der Abt. Natur- und Heimatschutz des Kantons Uri: ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.
Altdorf UR, Areal Winterberg und Tellsgasse 29, Villa Winterberg
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Altdorf (UR)
Kanton
UR
Ort
Areal Winterberg und Tellsgasse 29, Villa Winterberg
Koordinaten
E 2691640, N 1193030
Höhe
454 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
650 m2
Datum Beginn
20 Juni 2018
Datum Ende
03 Dezember 2018
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2019
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Metall (Münze(n)/Medaillen)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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