LK 1070, 2638 507/1237518. Höhe 339 m.
Datum der Grabung: 10.4. und 22.8.2019 (Geophysik); 24.4.2019 (Baggersondage); 25.7.-6.9.2019 (Feldkurs).
Bibliografie zur Fundstelle: O. Hauser, Vindonissa - Das Standquartier römischer Legionen, bes. 20. Zürich 1904; J. Trumm, Vindonissa: Stand der Erforschung II. Der zivile Komplex. Jber GPV 2011, 3-22, bes. 20 Abb. 6; J. Trumm/M. Buess, Jber GPV 2017 74-76 (geoelektrische Prospektion).
Geplante Ausgrabung mit Freiwilligen (Feldkurs), Größe der Grabung ca. 55 m².
Geophysikalische Messungen, erfasste Fläche 42500 m². Siedlung (Steingebäude mit Keller).
Im Gebenstorfer Ortsteil Vogelsang wurde beim Bau der Bahnlinie Brugg-Baden bereits 1856 ein römisches Brandgräberfeld angeschnitten (Geb.856.50). Drei damals entdeckte Grabsteine von Soldaten der 11. Legion legen nahe, dass diese Nekropole zum Legionslager Vindonissa gehörte. Weiter östlich, auf der Niederung an der Limmat, wurden im 19. Jh. verschiedentlich römische Siedlungsspuren beobachtet; so berichtet Otto Hauser von aufgedeckten Mauerzügen und einem Steinkeller. Im Bereich der Kantonsstraße und der Bahnlinie wurden 1978 und 1980 die Reste von massiven Steinbauten und Bruchstücke von Säulenbasen dokumentiert (Geb.78.1 und Geb.80.1). Zusammen mit dem überlieferten Flurnamen «Steinacker» deuten diese Fundmeldungen auf eine größere römische Siedlung (vicus?) östlich von Vindonissa, und zwar in einem Bereich extra leugam des Legionslagers. In den letzten Jahrzehnten wurde das fragliche Gebiet großflächig überbaut, leider weitgehend ohne archäologische Begleitung. Beim 2019 untersuchten Areal handelt es sich um die letzte zusammenhängende, noch unbebaute Fläche. Sie liegt in der Bauzone und dürfte in den nächsten Jahren überbaut werden. Deshalb wurde das Gebiet ab 2017 mittels Geophysik prospektiert und in einer Sondiergrabung im Sommer 2019 mit Freiwilligen (Feldkurs) untersucht.
Erste geophysikalische Messungen zeigten rechtwinklige Anomalien, die auf Mauerzüge schließen ließen (Geb.017.2). Eine anschließende Baggersondierung bestätigte diese Vermutung. Während der Ausgrabung 2019 wurde eine massive, 80 cm breite, N-S verlaufende Mauer freigelegt, bei der es sich um die westliche Außenwand eines gemauerten Kellers handelte (Abb. 21). Der Keller war mit Abbruchschutt eines Gebäudes (geköpfte Bollensteine, Kalkmörtelbrocken und Wandverputz mit Fugenstrich) verfüllt. Während der diesjährigen Grabungskampagne konnten Ausdehnung und Tiefe des Kellers noch nicht abschließend erfasst werden. Die dokumentierte Seitenlänge von mindestens 5.5 m deutet jedoch auf einen überdurchschnittlich großen Keller, was die geophysikalischen Messungen bestätigen. Entlang der Mauern ziehen beidseitig jüngere Suchgräben (von Otto Hauser Ende des 19. Jh. gezogen?), welche die Schichtanschlüsse kappen. Auf der Westseite der Mauer wurde das Gelände beim Bau des Gebäudes großflächig abhumusiert und eingeebnet. Der flächig fassbare Bauhorizont lässt auf einen mehrstufigen Bauablauf für einen größeren Baukomplex schließen. Auf dem Bauhorizont wurde ein ca. 50 cm mächtiger Kieskoffer auf Außenniveau eingebracht (Platzanlage oder Straße?).
Das geborgene Fundmaterial datiert durchgehend in das 1. Jh. n. Chr. Untypisch für Siedlungsabfälle ist die Häufigkeit von Amphorenscherben, die ein breites Typenspektrum aufweisen. Die wenigen Sigillatafunde gehören in die 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr.
Die Altmeldungen sowie die Erkenntnisse der geophysikalischen Messungen und der Sondiergrabung lassen in Gebenstorf auf eine größere römische Siedlung mit dichter Bebauung schließen, deren Ausdehnung auf mind. 110 x 50 m, vermutlich wesentlich mehr geschätzt werden kann. Der bisherige Kenntnisstand lässt noch keine abschließende Interpretation zu. Auffallend sind der massive Steinbau mit einem großen Keller, eine fehlende ältere Holzbauphase und die enge Datierungsspanne im 1. Jh. n. Chr. sowie der planmäßige Abbruch mit Verfüllung des Kellers. Diese Beobachtungen legen einen engen Zusammenhang der römischen Siedlung bei Gebenstorf mit dem Legionslager Vindonissa nahe. Die Lage an der Limmat könnte auf einen Umschlagplatz oder ein Vorratsgebäude schließen lassen.
Archäologische Funde: Gefäßkeramik (überwiegend Amphoren), Metallfunde, eine Münze (Semis, Augustus, Lyoner Altarserie II, 12-14 n. Chr.), wenig Glas, Baukeramik, Wandverputz (mit Fugenstrich).
Faunistisches Material: wenig Tierknochen, ein Austernschalenfragment.
Datierung: archäologisch. 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.
KA AG, M. Buess, P. Koch und J. Trumm
Gebenstorf AG, Steinacher
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Gebenstorf
Kanton
AG
Ort
Steinacher
Koordinaten
E 2638507, N 1237518
Höhe
339 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
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Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
55 m2
Datum Beginn
10 April 2019
Datum Ende
06 September 2019
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2020
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung, Siedlung (einzelnes Bauwerk)
Art der Untersuchung
Ausgrabung
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Metall (Münze(n)/Medaillen), Glas (Gefäss), Keramik (architektonisches Element)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
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