LK 1096, 759 620/232670. Höhe 445 m
Datum der Grabung: Januar-Juni 2012.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 95, 2012, 159 f.
Geplante Notgrabung (grösserer Baggerabtrag sowie geplante Überdeckung der Fundstelle Bereich der Bauschutt- und Aushubdeponie Unterkobel). Grösse der Grabung 29 m². Siedlung.
Die Abrifundstelle Unterkobel liegt im Gelände einer Bauschutt- und Aushubdeponie, unterhalb einer etwa 120 m hohen Felswand. Spallo Kolb aus Widnau meldete der KA SG die bei Baggerarbeiten im Winter 2010/11 angeschnittenen, zunächst aber unerkannt gebliebenen archäologischen Schichten am 4. Mai 2011. Um einen repräsentativen Ausschnitt der Fundstelle ausgraben zu können und nach der ersten Grabung von 2011 (s. dazu JbAS 2012) offen gebliebene Fragen zur Ausdehnung der Fundschichten zu klären, wurde in Absprache mit den verantwortlichen Deponiebetreibern der Robert König AG eine weitere Grabungskampagne durchgeführt. Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten wurden die angeschnittenen Fundschichten mit Geotextil abgedeckt und mit grauem Schotter verfüllt.
Die Grabung von 2012 schneidet die Abriverfüllung über die ganze Höhe von 4.50 m bis an die dahinter liegende Felswand. Damit wurde schätzungsweise ein Drittel der nach dem Baggereingriff noch vorhandenen archäologischen Schichten ausgegraben. Der Abri zieht etwa 6 m unter die leicht überhängende Felswand, er bildete sich an einer Kontaktzone von Schrattenkalk und einer weicheren, rascher verwitternden Kalkmergellage. An der Basis liegt eine Versturzschicht aus großen Blöcken, auf welchen die Spuren der ersten Besiedlung im Frühmesolithikum gefunden wurden. Das älteste C14-Datum stammt von einem verlagerten Knochen aus der Verfüllung der Spalten zwischen diesen Versturzblöcken.
Im mesolithischen Schichtpaket lassen sich typologisch zwei Phasen unterscheiden, im unteren Bereich sind zwei unregelmäßige Dreiecke vorhanden, im oberen Abschnitt mehrere Trapeze. Insgesamt umfasst das mesolithische Fundmaterial etwa 700 Steinartefakte und mehrere tausend Tierknochen. Die darüber liegenden neolithischen Schichten haben eine Mächtigkeit von 1.50 m. In diesem Bereich wurden größere Feuerstellen freigelegt, die sich als verbrannte Zonen und ausgedehnten Asche- und Holzkohleschichten abbilden. Die Funddichte lässt deutlich nach, neben knapp 40 Keramikfragmenten sind einige Steinartefakte und knapp 3000 Tierknochen vorhanden. Die bestimmbaren Funde sind grob dem Jungneolithikum zuzuordnen.
Am Übergang von den neolithischen zu den bronzezeitlichen Schichten gibt es sedimentologische Hinweise auf einen Unterbruch bei der Ablagerung sowie auf erosive Prozesse bei der Ablagerung größerer Mengen von Kalkschutt um 2000 v. Chr. Nach oben folgen mehrere bronzezeitlichen Schichten. Die Dichte an archäologischen Funden ist hier wieder deutlich höher, insgesamt wurden über 2700 Keramikfragmente und mehr als 5000 Tierknochen geborgen. Metallobjekte fehlen weitgehend. An Gefäßfragmenten wurden hauptsächlich grobkeramische Scherben aus der Früh- bis in die Spätbronzezeit freigelegt. Neben vielen muldenförmigen Feuerstellen weisen verschiedene Pfostenlöcher und verbrannter Hüttenlehm auf einfache Baustrukturen im Abri hin. Vereinzelte eisenzeitliche und römische Funde in den obersten Schichten der Abriverfüllung zeigen eine sporadische Begehung des Platzes zu jenen Zeiten an.
Archäologische Funde: Steinartefakte, Keramik, Knochenartefakte, wenige Metallobjekte.
Faunistisches Material: reiche und sehr gut erhaltene Fauna, verschiedene Wild- und Haustiere, Vögel und viele Reste von Kleinsäugern.
Probenentnahmen: Schlämmproben für Makroreste (Ö. Akeret, IPNA), Mikromorphologie und Sedimentproben (D. Brönnimann, IPNA), Pollenproben (L. Wick, IPNA), Holzkohle für C14-Datierungen.
Datierung: archäologisch. Frühes Mesolithikum; Spätmesolithikum; Jungneolithikum; Bronzezeit; Eisenzeit; Römische Zeit. C14. ETH-43059: 2145 35 BP (360-50 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH 43060: 3695 ± 35 BP (2200-1970 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-47772 4949 ± 30 BP (3790-3650 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-43062: 5050 ± 40 BP (3960-3710 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-47770: 5288 ± 30 BP (4240-4000 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-47769: 6124 ± 32 BP (5210-4960 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-47771: 8767 ± 38 BP (7970-7640 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-43063: 8440 ± 50 BP (7590-7360 v. Chr. cal. 2 Sigma); ETH-43064: 9230 ± 45 BP (8570-8300 v. Chr. cal. 2 Sigma).
KA SG, M.P. Schindler und F. Wegmüller.
Oberriet SG, Abri Unterkobel
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Oberriet (SG)
Kanton
SG
Ort
Abri Unterkobel
Koordinaten
E 2759685, N 1242581
Höhe
445 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Mikromorphologie, Pollen
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
29 m2
Datum Beginn
Januar 2012
Datum Ende
Juni 2012
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2013
Epoche
Altsteinzeit/Paläolithikum, Mittelsteinzeit/Mesolithikum, Römisches Reich, Eisenzeit, Bronzezeit, Jungsteinzeit/Neolithikum
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Stein (Werkzeug), Keramik, organisches Material, Metall
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle, Pollen
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