LK 1095, 759 620/232 670. Höhe 445 m. Datum der Grabung: Juli-Dezember 2011. Neue Fundstelle. Bibliografie zur Fundstelle: Der Rheintaler 15.6., 25.6. und 11.10.2011; Rheintalische Volkszeitung 8.12.2011; St. Galler Tagblatt 15.6. und 6.9.2011. Ungeplante Notgrabung (grösserer Baggerabtrag sowie geplante Überdeckung der Fundstelle im Bereich der Bauschutt- und Aushubdeponie Unterkobel). Grösse der Grabung ca. 17 m². Siedlung.
Im Winter 2011 wurden bei Baggerarbeiten am Fuss der westlichen Felswand des Kapf, im Gelände der Bauschuttdeponie Unterkobel, archäologische Schichten angeschnitten. Am 4.5.2011 wurde die Fundstelle von Spallo Kolb aus Widnau als archäologische Fundstelle erkannt und umgehend der KA SG gemeldet. Bei ersten Begehungen wurde das große Potential der rund 4.5 m hohen Stratigrafie mit zahlreichen Asche- und Holzkohleschichten schnell deutlich. Nach verschiedenen Arbeiten (u. a. Sprengungen) zur Sicherung eines Teils der angrenzenden Felswand wurde am 25.7.2011 eine Grabung im zentralen Bereich des Abris begonnen. Dank der Unterstützung der Betreiber der Deponie Robert König AG (Peter und Roger Dietsche; Palmerio Zaru) konnte die Grabung in den Deponiebetrieb in der unmittelbaren Umgebung der Fundstelle integriert werden.
Die archäologischen Straten liegen unterhalb einer am Fuss leicht überhängenden, etwa 120 m hohen Felswand, die einen witterungsgeschützten Abri bildet. Die Fundschichten wurden vom Bagger bis ca. 2.5 m hinter die Traufkante entfernt, gegen die Felswand sind aber noch größere Schichtreste ungestört erhalten. Erste Radiokarbondatierungen zeigen, dass die Niveaus vom Mesolithikum bis in die Eisenzeit datieren und rund 10.000 Jahre abdecken. Oberriet-Unterkobel könnte also zur Referenzstation der Siedlungsgeschichte im Alpenrheintal werden.
Vom 25.7. bis zum 2.12. wurde im obersten Abschnitt der Stratigrafie eine Fläche von ca. 17 m² ausgegraben und die tieferliegenden Bereiche in einer Sondage mit einer Fläche von ca. 4 m² erforscht. Die genaue Ausdehnung der archäologischen Straten ist noch nicht ersichtlich; die Abriverfüllung erstreckt sich aber über 20 m Breite. Wie tief sie noch unter die Felswand reicht, soll bei weiteren Grabungen im Frühjahr 2012 geklärt werden.
Die Funde sind in allen Schichten außerordentlich gut erhalten. Im geborgenen Material sind vor allem das Mesolithikum und die Bronzezeit reich vertreten. Aus den mutmaßlichen neolithischen Horizonten liegen bislang wenige charakteristische Objekte vor. Ein Fragment eines Lavezbechers sowie eine Münze des Aurelian (270-275 n. Chr.) sind bislang die jüngsten datierbaren Artefakte. Über die ganze Höhe der archäologisch relevanten Ablagerungen sind eine Vielzahl von gut erhaltenen Feuerstellen sowie dazu gehörende Asche- und Holzkohlepakete vorhanden. Die meisten unter ihnen sind einfache, muldenförmige Strukturen, die eine stark brandgerötete Basis aufweisen. Vereinzelt sind sie stärker eingetieft oder mit Steinen befestigt. Mehrere Pfostenlöcher sowie verbrannter Hüttenlehm weisen auf bauliche Strukturen zumindest im jüngeren Abschnitt der Stratigrafie hin.
Archäologische Funde: Steinartefakte, Keramik, Knochenartefakte, wenige Metallfunde. Faunistisches Material: reiche und sehr gut erhaltene Fauna; verschiedene Wild- und Haustiere, Vögel und viele Reste von Kleinsäugern. Probenentnahmen: Schlämmproben für Makroreste (Ö. Akeret IPNA); Mikromorphologie und Sedimentproben (P. Rentzel und D. Brönnimann, IPNA); Holzkohle für Radiokarbondatierungen. Datierung: archäologisch. Mesolithikum bis römische Zeit. C1 ETH-43059, 2145 ± 35 BP (360-50 v. Chr. cal. 2 sigma); ETH 43060, 3695 ± 35 BP (2200-1970 v. Chr. cal. 2 sigma); ETH-43061, 5050 ± 40 BP (3960-3710 v. Chr. cal. 2 sigma); ETH-43063, 8440 ± 45 BP (7590-7360 v. Chr. cal. 2 sigma); ETH-43064: 9230 ± 45 BP (8570-8300 v. Chr. cal. 2 sigma). KA SG, F. Wegmüller und M.P. Schindler
Oberriet, SG, Unterkobel
Das Original-PDF ansehen
Detail des Fundberichts
Gemeinde
Oberriet (SG)
Kanton
SG
Ort
Unterkobel
Koordinaten
E 2759685, N 1242581
Höhe
445 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
--
Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
Mikromorphologie
Institution
--
Datum der Fundmeldung
--
Oberfläche (m2)
17 m2
Datum Beginn
Juli 2011
Datum Ende
31 Dezember 2011
Datierungsmethoden
14C
Autor*in
--
Publikationsjahr
2012
Epoche
Altsteinzeit/Paläolithikum, Mittelsteinzeit/Mesolithikum, Römisches Reich, Bronzezeit, Jungsteinzeit/Neolithikum, Eisenzeit
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Stein (Werkzeug), Keramik, organisches Material, Metall
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
×