LK 1150, 2667 225/1 211 400. Höhe 430 m.
Datum der Baubegleitung: Diverse Taucheinsätze zwischen 12.12.2019 und 24.2.2021.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Küng, F. (2021) Ein Geschenk von 3000 Jahren. Berichte! (Jahresbericht Denkmalpflege und Archäologie Luzern) 14, 4-11.
Geplante Notgrabung (Neubau Wasserentnahmeleitung).
Siedlung.

Aus historischen Quellen wie auch aus geologischen Untersuchungen ist bekannt, dass der Pegel des Vierwaldstättersees bis zum Bau der heutigen Reusswehranlage im 19. Jh. einen kontinuierlichen Anstieg vollzogen hat. Archäologische Aufschlüsse erbrachten in den 1990er-Jahren den Nachweis, dass der Anstieg seit dem Frühmittelalter gut 4.5 m beträgt (Pegelstand noch im 7./8. Jh. n. Chr. um ca. 429 m ; heutiger Normpegel um 433.6 m ü.M.). Diese Ausgangslage macht deutlich, dass sich die Siedlungslandschaft bei Luzern seit ur- und frühgeschichtlicher Zeit stark verändert haben muss: Das vor der Stadt Luzern gelegene Luzerner Seebecken weist über eine Strecke von rund 1.5 km eine Wassertiefe von lediglich 3 m auf, bevor der Seegrund steil abzufallen beginnt. Diese Ebene stellte bis ins Frühmittelalter potenzielles Siedlungsgelände dar, an der markanten Geländekante lag die einstige Uferlinie.
Aufgrund der besonderen Voraussetzungen bildet der Vierwaldstättersee eine Forschungslücke gerade auch für prähistorische Seeufersiedlungen. Die einzige bekannte Siedlung war bisher die tief im Wasser liegende, erst 2003 entdeckte neolithische Seeufersiedlung von Kehrsiten NW.
Die archäologische Erforschung des seichten Luzerner Seebeckens wird erschwert durch die Schichtverhältnisse: Der Seegrund ist von einer mächtigen Lage aus Feinsediment überzogen, welche sämtliche möglichen Siedlungsspuren überdeckt. Archäologische Befunde können somit nur bei Bodeneingriffen in den Seegrund festgestellt werden, wobei eine Beurteilung der Aufschlüsse wegen des Zurückfliessens der Feinsedimente nur während beschränkter Zeit möglich ist.
Ein solcher Eingriff in den Seegrund bildete 2020 der Bau einer Seewasser-Entnahmeleitung, welche einen 1.1 km langen und gut 1.2 m tiefen Graben quer durch das Seebecken erforderte. Die Baggerarbeiten wurden im Auftrag der Kantonsarchäologie durch die Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich begleitet. 2021 erfolgten ergänzende Prospektions-Tauchgänge.
Im Leitungsgraben wurde 950 m vor dem heutigen Seeausfluss und 420 m vom aktuellen Seeufer entfernt ein Pfahlfeld angeschnitten. Die zur Beprobung geborgenen Pfähle sind noch bis zu 1.6 m lang und mittels Metallklingen zugespitzt. Die an der Fundstelle als Lesefunde aufgehobene Keramik ist in die Zeit um 1000 v. Chr. einzuordnen (Ha B1/frühes B2). Ihr Zustand weist auf gute Erhaltungsbedingungen ohne Verlagerung hin. Das mit den Funden in Verbindung stehende Sediment wird als verbraunte Seekreide mit Holzkohleflittern und Holzschnipseln umschrieben.
Die Siedlungsstelle befindet sich 280 m hinter der prähistorischen Uferkante, sie lag also nicht direkt am Seeufer.
Bei der Tauchprospektion an der prähistorischen Uferkante wurden 320 m nordöstlich der genannten Siedlungsstelle weitere Pfähle geborgen. Erste C14-Daten weisen auf eine etwas jüngere Zeitstellung hin (2. H. 10. - 2. H. 9. Jh. v. Chr.; spätes Ha B2/B3). Die Distanz zur ersten Fundstelle wie auch die Datierung sprechen für eine zweite, etwas jüngere bronzezeitliche Siedlungsstelle unmittelbar am Seeufer. Die dendroarchäologische Analyse und damit eine exaktere Einordnung der beiden Fundstellen ist in Arbeit.

Archäologische Funde: Keramik, Pfähle.
Probenentnahmmen: Holz, organische Reste, C14.
Datierung: archäologisch, C14. Spätbronzezeit.
KA LU, F. Küng.