LK 1166, 594780 / 197210. Höhe 600 m.
Datum der Grabung: 31.10.2012-15.5.2013
Bibliografie zur Fundstelle: JbBHM 1913, 22-24; JbSGUF 82 1999, 311; 83, 2000(), 262 f.; 84, 2001, 264; R. Gubler/B. Othenin Girard, Köniz, Niederwangen, Stegenweg 17. Neue frühmittelalterliche Gräber. Arch BE 2014 (in Vorbereitung).
Geplante Notgrabung (Rückbau Schützenhaus und Bau Lastwagenpiste). Grösse der Grabung 220 m².
Gräberfeld.

Seit dem Anfang des 20. Jh. werden in Niederwangen immer wieder frühmittelalterliche Gräber entdeckt, die eine intensive Besiedlung des Wangentals in jener Zeit belegen. 1998 und 1999/2000 wurden frühmittelalterliche Gräber und eine zeitgleiche Siedlung am Stegenweg I und 3-5 dokumentiert. Bereits 1913 hatte die erste grössere Grabung stattgefunden, als während des Baus des Schützenhauses oberhalb des heutigen Dorfkerns Skelette zum Vorschein gekommen waren. Damals waren 26 Bestattungen aus dem 6./7. Jh. freigelegt worden, teilweise mit reichen Beigaben. Beim Abbruch des Schützenhauses fast 100 Jahre später, im Herbst 2012, wurden im Bereich der Baupiste weitere Bestattungen tangiert, die teilweise direkt unter dem Humus lagen.
Drei Gruben sind vermutlich römisch zu datieren. Eine war quadratisch, wies Eckpfosten auf und lieferte große Fragmente von Gefäßkeramik aus dem 2./3. Jh. Nur rund 10 m von der Grabung 1913 entfernt wurden 44 Bestattungen in 43 Gräbern freigelegt. Im Südteil der Fläche lagen vier Gräber, die durch Grabraub oder Kiesabbau stark gestört waren. Ihre Orientierung lag zwischen W-E und SW-NE. Wahrscheinlich gehören sie zur selben Grabgruppe wie die Bestattungen von 1913, die mit einer Ausnahme W-E ausgerichtet waren. Der Großteil der Bestattungen konzentrierte sich in der nördlichen Hälfte der Grabungsfläche. Sie waren NW-SE orientiert, mit dem Kopf im Nordwesten und lagen in mindestens drei unregelmäßigen Reihen. Die Grenze des Gräberfeldes wurde nicht erreicht.
Bei allen Gräbern handelt es sich um einfache rechteckige Gruben. In fast allen sind seitlich angeordnete Steine zu beobachten, die einen Sarg oder Holzeinbau fixiert haben dürften. Nägel wurden in keiner Grabgrube gefunden. Alle Toten waren in gestreckter Rückenlage bestattet, die Stellung der Unterarme variierte stark. Laut der ersten anthropologischen Bestimmungen auf der Grabung wurden sowohl Männer (11) wie Frauen (16) in allen ausgegrabenen Teilen des Gräberfeldes bestattet. 17 Individuen konnten nicht geschlechtsbestimmt werden. Fünf der sechs Gräber von Kindern und Jugendlichen fanden sich im Südosten der Grabungsfläche zwischen Bestattungen von erwachsenen Individuen.
Nur bei fünf von 44 Bestatteten waren Beigaben oder Trachtbestandteile erhalten, von denen zwei Datierungshinweise liefern. Eine Garnitur Schließen für Wadenbinden datiert in die 1. H. 7. Jh. (Grab 7), während eine Gürtelschnalle (Grab 101) ins spätere 6. Jh. weist. Erste C14-Analysen an Knochen deuten in den Zeitraum vom späten 5. bis zur Mitte des 7. Jh.

Archäologische Funde: Keramik, Eisen, Bronze, Tierknochen, Felsgestein.
Anthropologisches Material: 44 Körperbestattungen.
Probenentnahmen: C14, DNA, Isotopen, Makroreste.
Datierung: archäologisch; C14. Römische Zeit; Frühmittelalter. A D B, R. Gubler.