LK 1195, 2749 505/1185150. Höhe 663 m.
Datum der Ausgrabung: 6.9.-1.10.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: JBSGUF 60, 1977, 149f.
Geplante Notgrabung (Neubau Einfamilienhaus).
Grösse der Grabung: Baufläche ca. 230 m², Befunde ca. 40 m².
Gräberfeld.

1975 förderten Aushubarbeiten für einen Neubau erste Bestattungen im Gebiet Castugls/Cresta Leunga zu Tage. Der herbeigerufene Archäologische Dienst Graubünden konnte damals insgesamt vier durch die Bauarbeiten z.T. bereits erheblich gestörte Körpergräber dokumentieren. Die vier Gräber waren allesamt geostet. Ein Grab wies als Beigabe einen einfachen, typochronologisch relativ unspezifischen Spiralfingerring aus einer Kupferlegierung auf. Da auf dem Abraumhaufen zusätzliche Skelettreste gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass im Zuge der Aushubarbeiten eine unbekannte Zahl weiterer Gräber zerstört wurde.
1984 wurde südwestlich auf eine Nachbarparzelle beim Verlegen von Werkleitungen noch ein Grab angeschnitten. Erst jüngst vorgenommene C14-Datierungen an zwei der vier im Jahr 1975 gefundenen Bestattungen weisen diese in das 5./6. Jh. n. Chr. Der Bau eines neuen Einfamilienhauses gut 30 m westlich der bekannten Grabgruppe veranlasste den Archäologischen Dienst GR im September 2019, den Aushub zu begleiten. Nach Entfernen des Oberbodens zeichneten sich im Südosten der Baufläche erste Grabgruben als dunkle Verfärbungen im anstehenden Bonaduzer Schotter ab. Im Zuge der unmittelbar anschliessend anberaumten Notgrabung konnten insgesamt 16 Gräber freigelegt werden.
Bei den mehrheitlich relativ gut erhaltenen Bestattungen handelt es sich, soweit nachvollziehbar, um Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage. Drei Grablegungen wurden durch zeitlich jüngere gestört, sodass sich hier nur einzelne Körperpartien erhalten haben. Die in Grab 5 und 7 vorgefundenen Skelettteile könnten vom selben Individuum stammen. Der archäologische Befund erlaubt aber keine klare Zuweisung der Gebeine. Sieben Bestattungen sind Süd-Nord orientiert, fünf Nord-Süd, und zwei sind West-Ost ausgerichtet. Bei zwei weiteren Gräbern liess sich aufgrund des bereits angesprochenen Erhaltungszustands keine klare Orientierung festhalten. In zwei Grabgruben konnten gesetzte Steine im Kopfbereich dokumentiert werden.
Besonders bemerkenswert sind die reichen Beigaben, die in acht Gräbern gefunden wurden. Zum Fundensemble gehören Armreifen aus Buntmetall bzw. Bein, Glasperlen von Halsketten, Glasgefässe sowie Lavezgefässe - typischerweise Sets bestehend aus einem Becher und einer Schüssel - und eine Terra Sigillata-Schüssel. Darüber hinaus fanden sich in den Gräbern mehrfach Tierknochen, die als Speisebeigaben zu interpretieren sind. Nach Ausweis der Fundobjekte sind die Gräber wohl in das 4./5 Jh. n. Chr. zu datieren. Eine Serie von C14-Datierungen ist zum Zeitpunkt der Berichterstellung noch ausstehend, ebenso sind anthropologische Untersuchungen pendent.
Aufgrund der räumlichen und durch die Datierung der Altfunde nun auch zeitlich gegebenen Nähe der beiden Grabgruppen ist wohl von einem grösseren, zusammenhängenden Gräberfeld im Bereich Castugls/Cresta Leugna auszugehen, welches sich gut in eine Reihe weiterer spätantik-frühmittelalterlicher Gräberfelder in der Region, wie z. B. Bonaduz Valbeuna, stellen lässt.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Lavezgeschirr, Glasgefässe, Armschmuck aus Buntmetall und Bein, Glasperlen, Steine.
Anthropologisches Material: Gebeine von 16 Bestattungen.
Faunistisches Material: Tierknochen (Speisebeigaben).
Probenentnahmen: C14-Proben, Sedimentproben aus Gefässen.
Datierung: archäologisch. - C14. Datierung Altfunde 1975 (ER2467): Grab 1 ETH-103 132: 1563±22 BP, 425-547 AD, 2 sigma; ETH-103 133: 1582±22 BP, 419-539 AD, 2 sigma; Grab 4 ETH-103 134: 1652±22 BP, 338-428 AD, 2 sigma; ETH-103 135: 1581±22 BP, 420-540 AD, 2 sigma.
AD GR, C. Walser