LK 1067, 618 210 / 263 312. Höhe 287 m.
Datum der Grabung: Mai-Oktober 2009.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGU 15, 1923, 102; 39, 1948, 72; JbSGUF 53, 1966/67, 150; 58, 1974/75, 189; 61, 1978, 208; JbAS 90, 2007, 172; www.archaeologie.bl.ch (Aktuell).
Geplante Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung ca. 6600 m².
Siedlung (villa).
Die römische Villa in der Flur Kästeli am Westrand von Pratteln ist schon lange bekannt. Bereits Daniel Bruckner wusste um die Mitte des 18. Jh. von altem „Gemäuer“ zu berichten. In den 1840er-Jahren beging der Basler Altertumswissenschaftler Wilhelm Vischer-Bilfinger das Gelände mehrmals und legte offenbar beträchtliche Teile eines Herrenhauses frei. Dieses scheint ausgesprochen reich ausgestattet gewesen zu sein. Die Rede ist von hypokaustierten Räumen, Mosaikböden und Säulen mit dorischem Kapitell. 1914/15 legte Karl Stehlin etwa 100 m der äußeren Umfassungsmauer frei. Ab den späten 1950er-Jahren wurden weitere kleinere Bereiche der Villenanlage ergraben. 1971 entdeckte man ein großes Wasserbecken (wohl zur Fischhälterung) von 11.520 m², dessen Boden komplett mit Buntsandstein-Platten ausgelegt war. Der Neubau eines Ladengeschäftes der Handelskette Lidl führte 2009 zur Untersuchung einer großen Fläche im Schnittbereich der pars urbana und der pars rustica. Vom Herrenhaus wurde hauptsächlich der südöstliche Abschluss in Form eines Eckrisaliten mit einer Portikus gefasst sowie der daran angrenzende Eingangsbereich. Dieser Teil der Anlage weist mindestens zwei Bauphasen auf.
Als besonderer Befund in der pars urbana ist ein Sodbrunnen zu erwähnen, in dessen Nähe — exakt in der Mittelachse der pars urbana — in situ ein eigenartig skulptierter, mächtiger Sandsteinblock lag (Abb. 28). Der vorgelagerte Hof/Garten war mit einer Umfassungsmauer eingegrenzt, die im Ostteil der Grabung ein Tor aufwies. Südlich davon, im Bereich der pars rustica, standen mehrere Ökonomiegebäude, die interessanterweise weder an die innere noch an die äußere Umfassungsmauer angebaut, sondern ziemlich genau eingemittet waren. Zahlreiche Funde von verbogenem und zerstückeltem Buntmetall und Blei könnten auf eine Metallverarbeitung in einem der Gebäude hinweisen.
Eine erste Durchsicht der Funde lässt vermuten, dass die villa frühestens gegen Ende des 1. Jh. errichtet wurde. Die Münzreihe reicht bis ins 4. Jh., ein Altfund (Münze des Honorius; 395–423) weist gar ins frühe 5. Jh. Für eine frühmittelalterliche Besiedlung des Geländes gibt es allerdings keine Indizien. Aus vorrömischer Zeit stammen einige Gruben mit bronzezeitlicher Keramik sowie eine Grube(?) und ein Graben mit latènezeitlichem Material.
Der Sodbrunnen und der Sandstein werden 2010 konserviert und mittels einer archäologischen Informationsstelle dem Publikum zugänglich gemacht.
Probenentnahmen: C14; Erdproben; sedimentologische Proben; unbearbeitet.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit; Latènezeit; 2.–4. Jh. n. Chr.
Archäologie Baselland, A. Fischer.
Pratteln BL, St. Jakobstrasse/Kästeli
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Pratteln
Kanton
BL
Ort
St. Jakobstrasse/Kästeli
Koordinaten
E 2618210, N 1263312
Höhe
287 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
6600 m2
Datum Beginn
01 Mai 2009
Datum Ende
31 Oktober 2009
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2010
Epoche
Römisches Reich, Eisenzeit, Bronzezeit
Art der Fundstelle
Siedlung, Siedlung (villa)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
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