LK 1068, 623495/258 865, Höhe 324 m.
Datum der Grabung: März 2012.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGU 18, 1927, 95; 58, 1974/75, 189; J. Ewald/M. Hartmann/Ph. Rentzel, Die römische Wasserleitung von Liestal nach Augst. Archäologie und Museum 36. Liesta 1997; R. Marti, Zwischen Grundbedarf und Überfluss - Wasser Nutzung im römischen Baselbiet. Baselbieter Heimatbuch 27 2009, 219-238.
Geplante Notgrabung (sich verschlechternder Zustand des erhaltenen Bauwerkabschnitts). Grösse der Grabung 80 m².
Sonstiges.

Die römische Wasserleitung, die einst Augusta Raurica mit Frischwasser aus der Ergolz versorgte, verläuft entlang der Heidenlochstrasse in Liestal gut erhalten im Boden. Ein rund 70 m langer Abschnitt ist heute noch zugänglich und begehbar. Er wurde in den 1950er- und 1980er-Jahren bereits dokumentiert. Ein auffälliges Merkmal sind neuzeitliche Schriftzeichen an den Kanalwänden. Sie bezeugen, dass das Bauwerk noch lange nach seiner Aufgabe begangen beziehungsweise als Unterschlupf genutzt wurde. Von oben eindringendes Wasser lagert permanent Kalksinter an den Kanalwänden ab, der die Inschriften überzieht und sie von Jahr zu Jahr schlechter lesbar macht. Da die Inschriften bislang noch nicht umfassend dokumentiert wurden, musste dies nur dringend nachgeholt werden. Die Dokumentationsarbeiten beinhalteten ebenfalls eine komplette, dreidimensionale Neuvermessung der Leitung.
Die Schriftzeichen wurden in Kohle, Kreide, Bleistift, Rötel oder (selten) als Einritzung in den Kalkverputz der Wasserleitung angebracht. In einem Grossteil der Fälle verewigten sich die Verfasser mittels der Angabe der Initialen, häufig in Kombination mit einer Jahreszahl. Die heute noch lesbaren Jahreszahlen reichen von 1621 bis 1927 mit einem Schwerpunkt im 18. Jh. In einigen wenigen Fällen sind ausgeschriebene Namen erkennbar, die sowohl in Kurrentschrift wie auch als Schrift mit alleine stehenden Buchstaben auftreten.
Es ist heute nicht mehr eruierbar, von wo aus die neuzeitlichen Besucher/innen in die Wasserleitung gelangten. Ein Loch im Gewölbe dürfte als Einstieg genügt haben.
Im Zuge der Vermessungsarbeiten wurden im Abstand von knapp 30 m auch zwei römerzeitliche rund 1 m breite Einstiegsschächte dokumentiert, über welche die Bauleute ins Innere der Leitung gelangten, um den Innenverputz anzubringen. Ausserdem wurden wahrscheinlich die Elemente des Lehrgerüstes und der Schalungsbretter, welche für die Gewölbekonstruktion vonnöten waren, durch diese Öffnungen entfernt. Sie wurden nach Abschluss der Arbeiten von aussen zugemauert. Eine Deutung als Service-Schächte ist eher unwahrscheinlich; die Partien hätten mit grossem Aufwand jeweils aufgebrochen und nach Abschluss wieder zugemauert werden müssen. Auch wären zwei solche Service-Schächte in so geringem Abstand zueinander wenig sinnvoll.
Als weiteres bauliches Detail wurden Flecken von rötlichem, ungebranntem Lehm dokumentiert, welche sich über die gesamte Länge des Leitungsabschnitts genau am Übergang zwischen den Seitenwänden und dem Gewölbeansatz befinden. Der Lehm wurde während des Baus der Wasserleitung dort verteilt. Seine genaue Funktion ist bis heute unbekannt. Er könnte etwa dem Abdichten des Gewölbeansatzes - beispielsweise gegen das Eindringen von verschmutztem Regenwasser von oben her - gedient haben.

Datierung: archäologisch; epigrafisch. 1.Jh. n. Chr.; 17.-19.Jh.
Archäologie Baselland, J. von Wartburg.