LK 1072, 2697 317/1 261 761. Höhe 443 m. Datum der Grabung: 12.7.-20.8.2021. Bibliografie zur Fundstelle: SPM VII, 508f.; JbAS 103, 2020, 168f. Geplante Notgrabung (Kellererweiterung). Grösse der Grabung 11 m². Mittelalterliche und neuzeitliche Siedlung.
Im Rahmen einer Gesamtsanierung der Liegenschaft Obergasse 25 in der Winterthurer Altstadt sollte auch der bestehende, gassenseitige Keller erweitert werden. Die dadurch ausgelöste Ausgrabung förderte Hinweise zu Siedlungsphasen vom 12. Jh. bis in die Moderne zu Tage. Obschon die mittelalterlichen Gebäudegrundrisse nicht auf ihrer gesamten ursprünglichen Fläche freigelegt werden konnten, liessen sich dennoch Raumaufteilungen erkennen, die teilweise auch nach Umbauten beibehalten wurden. Die ältesten Siedlungsspuren fanden sich unmittelbar auf dem verwitterten Eulachschotter. Es handelt sich dabei um mehrere Pfostengruben und eine ebenerdige, rechteckige Feuerstelle, die ursprünglich mit Steinen eingefasst war. Da die dazugehörende Nutzungsschicht gemäss geoarchäologischer Untersuchung in einem Aussenbereich entstanden ist, muss wohl eher von einem offenen Unterstand ausgegangen werden als von einem Haus. Das dazugehörende Fundmaterial stammt aus dem 12. Jh. Nachdem ein Brand die Bebauung zerstört hatte, wurde ein zur Obergasse rechtwinklig ausgerichteter Schwellbalkenbau errichtet, dessen Aussenwände aber ausserhalb der Grabungsfläche lagen. Das Gebäude dürfte im 13. Jh. abgerissen worden sein. Vor der erneuten Bebauung der Parzelle brachte man eine bis zu 20 cm starke Planie ein, die womöglich den Baugrund dem Gassenniveau angleichen sollte. Die Aufschüttung wies zahlreiche Hornzapfen und Knochenabfälle auf, die möglicherweise in Zusammenhang mit hornverarbeitendem Gewerbe stehen. Eindeutige Bearbeitungsabfälle liessen sich jedoch nicht finden. Darüber folgten mehrere Hausphasen, Benutzungsschichten und weitere Planien, wobei jeweils trotz baulicher Veränderungen die Raumaufteilung des Vorgängergebäudes beibehalten wurde. Zu unterscheiden sind ein Aussenbereich und mindestens zwei Räume im Inneren des Hauses. Auch die zwischen einem Abbruch und Neubau eingebrachten Planien berücksichtigten diese Aufteilung, indem unterschiedliches Planierungsmaterial für die jeweiligen Zonen gewählt wurde. Archäologisch konnten Hausphasen bis ins späte 15. Jh. gefasst werden. Alle darüberliegenden Schichten wurden im 19. Jh. beim Einbringen eines Hausbodens gekappt. Zumindest ist aber dem historischen Grundbuch von Winterthur zu entnehmen, dass sich spätestens ab dem 17. Jh. an der Obergasse 25 eine Schmiede befunden hatte. Archäologisch nachgewiesen sind von diesem Gebäude eine Mörtelmischgrube aus dessen Bauzeit und eine Grube mit Schmiedeabfällen. Errichtet wurde das Gebäude vermutlich zusammen mit dem Nachbarhaus an der Obergasse 23, das gemäss Dendrodatum aus der Zeit von 1518/19 stammt. Um 1669 fand der Abbruch der Schmiede statt. Es folgte der Neubau eines zunächst zweigeschossigen, hölzernen Gebäudes mit Pultdach, das mit Modifikationen bis heute überdauert hat. Im Erdgeschoss befand sich weiterhin die Schmiedewerkstatt, im Obergeschoss lagen eine gassenseitige Stube und eine rückseitige Küche, wie die Bauuntersuchung gezeigt hat. Die Nutzung als Schmiede ist sowohl schriftlich als auch archäologisch und bauhistorisch belegt. In der Decke des Erdgeschosses ist ein auffälliger Wechsel zu erkennen, der den Standort der Esse anzeigt. Im Boden liess sich zudem der Nachweis des Ambossstandorts erbringen, wobei dieser in einer Grube stand, die mit Hammerschlag verfüllt war.
Archäologische Funde: Geschirr-, Ofen- und Baukeramik, Hohl- und Flachglas, Eisen, Buntmetall, Schlacke. Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahmen: Holz (Holzartenbestimmung), Holzkohleproben, Profilkolonnen, Schlämmproben. Datierung: archäologisch; historisch. Mittelalter; Neuzeit. KA ZH, L. Burkhardt.
Winterthur ZH, Altstadt, Obergasse 25
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Winterthur
Kanton
ZH
Ort
Altstadt, Obergasse 25
Koordinaten
E 2697317, N 1261761
Höhe
443 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
11 m2
Datum Beginn
12 Juli 2021
Datum Ende
20 August 2021
Datierungsmethoden
Historisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2022
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Glas (Gefäss), Metall (Werkzeug)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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