LK 1067, 2610 400/1265380. Höhe 290 m.
Datum der Fundmeldung: 5.11.2018.
Datum der Grabung: November 2018-Februar 2019.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGU 18, 1926, 90; 21, 1929, 88; 47, 1958-59, 186; 21, 1929, 88; Basler Zeitschr. Gesch. u. Altertumsk. 9 1910, 349.
Geplante Notgrabung (Bau von drei Mehrfamilienhäusern). Grösse der Grabung 1300 m².
Siedlung.

Auslöser der Notgrabung war der bevorstehende Bau von drei Mehrfamilienhäusern mit Einstellhalle am Westhang des Bruderholzes direkt unterhalb der 1896 erbauten katholischen Kirche. In diesem Areal stossen verschiedene Quellen an die Oberfläche, was zu Bildung von Quelltuff führt. Über die dortige römische villa rustica war bislang noch wenig Konkretes bekannt, obwohl seit 1926 im Umkreis der katholischen Kirche - meist bei Bauarbeiten - immer wieder römische Trümmerschichten aus Dachziegeln und Tuffsteinen entdeckt worden waren.
Die Anlage muss gross gewesen sein, denn die Schuttschichten fanden sich von der Florastrasse im Westen bis über 100 m östlich der Kirche.
Insgesamt konnten Fundamentreste dreier unterschiedlicher römischer Bauten festgestellt werden, von einem aber lediglich ein L-förmiger Mauerabschnitt, der sowohl zu einem Gebäude als auch zu einer Umfassungsmauer gehört haben könnte.
Ein weiteres Haus lag im Westteil der Grabungsfläche. Zu diesen gehörte ein Mörtelboden mit Feuerstelle. Jedoch konnte lediglich eine Mauer sicher diesem Bauwerk zugeordnet werden.
Im Südosten der Grabung lag ein Gebäudeteil, von dem mehrere Mauern und zwei Mörtelböden zum Vorschein kamen. Es deutet einiges darauf hin, dass es sich um die Nordwestecke eines Gebäudes gehandelt hatte. Das zeitliche Verhältnis zu den anderen beiden Bauten ist unbekannt.
Alle Fundamente waren massiv beraubt worden, wobei man es ausschließlich auf den Tuffstein abgesehen hatte. Naheliegend ist die Entnahme dieses leicht zu bearbeitenden Gesteins als Baumaterial für neue Gebäude. Erst mit dem Öffnen der letzten, südwestlichen Grabungsfläche kam eine weitere Option der Weiterverwendung respektive Nutzung des Kalktuffs ins Spiel: Der Fund eines gut erhaltenen Kalkbrennofens, der mittels C14 in die späte Römerzeit datiert werden konnte (Anfang 4. Jh. n. Chr.).
Der Ofen war nahezu rund und hatte einen Außendurchmesser von knapp 3 m. Die Ofenschnauze lag im Südwesten. Nördlich und östlich der Schnauze verstärkten zwei trocken gemauerte Mauern aus plattigen Sand- und Kalksteinen die Ofenwand. Die restlichen Bereiche der Ofenbasis waren nicht gemauert, sondern direkt in den dort liegenden Tuff gehauen worden. Die Ofenbank bestand stellenweise aus plattigen Sandsteinen und Kalktufffragmenten, wurde meist jedoch auch direkt in den dort anstehenden Quelltuff geschlagen.
Die Ofenküche schloss im Südwesten an die Schnauze an. Die Küche war ein schlauchartiger Graben von maximal 2 m Breite und 5 m Länge. Ein Schnitt durch den Ofen und die Ofenküche zeigte einen komplexen Schichtaufbau, der durch die Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA) der Universität Basel analysiert wurde. Die dünnen Schichtpakete, die sich in der Küche während der Nutzung abgelagert hatten, können grob in die drei Typen Asche-/Holzkohleschichten, Kalkschichten und nicht gebrannte Tuffschutt-/Lehmschichten eingeteilt werden. Ob der gebrannte Kalk für eine Baustelle direkt vor Ort oder für andere Bauwerke, wie die in dieser Zeit errichtete Befestigung auf dem Basler Münsterhügel, verwendet wurde, ist zurzeit noch offen.
Mit dieser Ausgrabung konnte zum ersten Mal ein grösserer, zusammenhängender Bereich des römischen Gutshofs dokumentiert werden. Es muss sich um eine komplexe, mehrphasige Anlage gehandelt haben, die terrassiert am Westhang des Bruderholzhügels lag.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Baukeramik, Metall, Glas.
Faunistisches Material: Tierknochen (unbearbeitet).
Probenentnahmen: C14 (in Bearbeitung), archäobotanische Erdproben (in Bearbeitung), Sedimentproben (in Bearbeitung durch das IPNA), Mörtelproben (in Bearbeitung).
Datierung: archäologisch. Römerzeit, 1.-4. Jh.
Archäologie Baselland, J. von Wartburg.