LK 1070, 659 000/259 050. Höhe 360 m
Datum der Grabung (3. Etappe): 4.4.-31.10.2005
Bibliographie zur Fundstelle: J. Trumm, JberGPV 2003, 46-49; 2004, 111-114; JbSGUF 87, 2004, 400f.; 88, 2005, 368 f.
Geplante Notgrabung (Überbauung mit Appartement-Blöcken). Größe der Grabung ca. 3000 m².
Siedlung (Legionslager).
Die Grabung konzentrierte sich im Berichtsjahr auf die südliche Lagerbefestigung und die davor liegenden Spitzgräben.
Holzbauphasen: Zum ältesten Siedlungshorizont gehören sechs Brandgräber, die von Bauten der „schrägen“ Holzbauphase geschnitten und später von der Lagermauer überdeckt wurden. Die kleine Nekropole lieferte bislang kaum Funde. Vermutlich handelt es sich hierbei um Bestattungen der sog. „Vorlagerzeit“. Erneut wurde festgestellt, dass sich die Bauten der „schrägen“ Holzbauphase südlich außerhalb des späteren Legionslagers fortsetzen. Mehrphasige, kleinräumige Bauten (Mannschaftsbaracken?) orientieren sich beidseits einer Kiesstraße (Lagergasse?) und erstrecken sich noch mindestens 35 m über die Befestigung des späteren Legionslagers hinaus nach Süden. Die Südgrenze des oder der Lager der „schrägen“ Holzbauphase muss also jenseits der aktuellen Grabungsfläche gesucht werden.
Steinbauphasen (Abb. 37): Die Untersuchung der südlichsten Mannschaftsbaracke des Kohortenblocks westlich der via praetoria wurde abgeschlossen. Als Besonderheit ist eine gemauerte Latrine im Kopfbau des Centurio zu erwähnen. Die archäobotanische Analyse der Bodenproben ergab wichtige Aufschlüsse zur Ernährung römischer Offiziere im 1. Jahrhundert nach Christus. Zwischen Mannschaftsbaracke und südlicher Lagermauer verlief die gekieste, ca. 10 m breite via sagularis.
Lagerbefestigung: Erstmals in der jüngeren Vindonissa-Forschung konnte die südliche Lagermauer auf einer größeren Strecke freigelegt und untersucht werden. Das 12 römische Fuß breite Fundament bestand aus einer Stein-Lehm-Packung, die zwischen zwei mörtellos gesetzte Fundamentschalen geschüttet wurde. Ferner wurde der westliche Abschluss des 1921/1922 freigelegten Südtors (porta praetoria) dokumentiert. Zusammen mit einem neu entdeckten Zwischenturm, 100 römische Fuß westlich des Südtors gelegen, kann der Plan der südlichen Lagerbefestigung nun wesentlich ergänzt werden. Südtor, Lagermauer und Zwischentürme bilden ein einheitliches Baukonzept, das vermutlich der legio XXI Rapax zuzuordnen ist. Unter dem Fundament der Steinbauphase haben sich Reste der älteren Holz-Erde-Befestigung der „geraden“ Holzbauphase erhalten. Stellenweise waren die beiden Schalen aus Lehmziegeln noch bis zu 0.5 m hoch erhalten.
Spitzgräben: Südlich der Lagermauer wurde mit der Untersuchung des mehrphasigen Spitzgraben-Systems begonnen. Vom DoppelSpitzgraben der „geraden“ Holzbauphase wurde der südliche, 2.4 m tiefe und ca. 7 m breite Spitzgraben vollständig geschnitten. Ein einfacher, jüngerer Spitzgraben der Steinbauphase ist noch nicht vollständig erfasst.
Nachlagerzeit: Die oberste Verfüllung des Spitzgrabens der Steinbauphase bildet eine massive Bauschutt-Packung, wohl der verwühlte Abbruchschutt der ehemaligen Lagermauer. Darin liegende Architektur-Elemente lassen vermuten, dass die südliche Lagerbefestigung aufwendiger gestaltet war als bisher angenommen. Keramik und ein Denar des Antoninus Pius von 145/147 nach Christus (RIC 429) deuten darauf hin, dass die Befestigung des Legionslagers spätestens um die Mitte des 2. Jahrhunderts nach Christus zum Abbruch freigegeben wurde. Eine „Wiederbenutzung“ der südlichen Lagerbefestigung ab der Mitte des 3. Jahrhunderts, wie mehrfach vermutet, ist dagegen auszuschließen. Vielmehr zeigen spätrömische Funde aus ausgeraubten Bereichen der Lagermauer, dass das ehemalige Lager der legio XI Claudia pia fidelis in der Spätantike als Steinbruch (für eine andernorts errichtete Befestigung?) genutzt wurde.
Anthropologisches Material: Leichenbrand; Skelett eines erwachsenen Mannes (C14-Datierung 131-387 AD).
Faunistisches Material: Tierknochen (teilweise bearbeitet), Mollusken.
Probenentnahmen: Erdproben; Sedimentproben; Holzproben; Mörtelproben; Makroreste.
Datierung: archäologisch, 1.-4. Jh. n. Chr.
K A A G, J. Trumm.
Windisch AG, Spillmannwiese
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Windisch
Kanton
AG
Ort
Spillmannwiese
Koordinaten
E 2659000, N 1259050
Höhe
360 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
3000 m2
Datum Beginn
04 April 2005
Datum Ende
31 Oktober 2005
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2006
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung, Siedlung (Militärcamp)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
menschliche Skelette, vereinzelte tierische Knochen, Brandknochen, Andere
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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