LK 1070, 659 070/259 200. Höhe 362 m.
Datum der Grabung: 12.1.-18.10.2004.
Bibliografie zur Fundstelle: JberGPV 2002, 41 f.; JbSGUF 87, 2004, 399 f.
Geplante Notgrabung. Größe der Grabung ca. 900 m².
Legionslager. Spätlatènezeitliche Siedlung.
Bisher wurden im Ostteil des römischen Legionslagers Vindonissa außergewöhnlich gut erhaltene Bauten, darunter eine hervorragend konservierte Küche, untersucht. Die Lage der Grabungsfläche über dem schon seit längerem bekannten «Keltengraben» bot in Vindonissa erstmals die Möglichkeit, Teile der spätlatènezeitlichen Befestigung großflächig auszugraben.
Wegen der Unterschutzstellung der Küche und der unmittelbar anschließenden Räume eines großen Offiziershauses mussten die 2004 zu untersuchenden Flächen beträchtlich erweitert werden. Sie lagen überwiegend außerhalb des als Peristylvilla zu rekonstruierenden Hauses. Zwischen seiner Westfront und der benachbarten Principia verlief eine 3 m breite Gasse, die den nordöstlichen Lagerbereich mit der via principalis verband. Die auf einer Länge von 20 m freigelegte Kiesstraße und die unter dem Straßenkoffer verlaufenden Abwasserkanäle waren ausgezeichnet erhalten. Vor der Südfront des Offiziershauses und entlang der via principalis lagen mehrere kammerartig aufgereihte Räume (tabernae), in denen handwerkliche Tätigkeiten nachgewiesen werden konnten (Eisenbearbeitung).
Unter den auf Sockelmauern errichteten Gebäuden folgten zwei legionslagerzeitliche Holzbauphasen. Auf einer rund 10 m² großen Fläche konnten dank des feuchten Bodenmilieus in der Auffüllung des spätlatènezeitlichen Befestigungsgrabens original erhaltene Holzkonstruktionen aus tiberischer Zeit untersucht werden. Die Hölzer für die Flechtwerkwände des jüngeren Holzgebäudes wurden 23 und 24 n. Chr. geschlagen. Aus der Brandschicht dieses Gebäudes stammt ein Sensationsfund, ein Prägestempel für Gold- und Silbermünzen (Abb. 28). Mit dem 14 cm langen und 740 g schweren Eisenkolben wurden Münzen des Kaisers Tiberius mit einer sitzenden Göttin (?) auf der Rückseite geprägt. Der Fund ist von größtem wissenschaftlichen Interesse, da es sich um den bislang ersten Münzprägestempel aus römischer Zeit handelt, der in einem offiziellen Kontext, in diesem Fall in einem Legionslager, zum Vorschein kam. Die Versorgung der Nordwestprovinzen und insbesondere des Militärs mit Edelmetall wird anhand unseres Fundes neu zu diskutieren sein.
Unter den ältesten römischen Holzgebäuden kamen erneut Reste der spätlatènezeitlichen Befestigung zum Vorschein. Die massiv gebaute, mindestens 13 m breite Pfostenschlitzmauer war in einer jüngeren Phase mit Tuffblöcken verblendet. Im rückseitigen Bereich des rampenförmig auslaufenden Walls deuten Pfostenstellungen auf die Lage eines Tores, das unter der später errichteten via principalis und der Windischer Dorfstraße zu suchen wäre. Vor dem Wall und der anschließenden Berme erstreckte sich ein 20 m breiter Befestigungsgraben. Mithilfe von zwei Reihen Kernbohrungen ließ sich das spitzförmige und steilwandige Grabenprofil rekonstruieren. Von der Berme aus gemessen liegt die Sohle des Grabens in 7 m Tiefe und damit 2,5-3 m tiefer als bisher angenommen. Die Verfüllung des Grabens und die anschließende Überbauung kann aufgrund der Dendrodaten und der datierenden Funde um zwei bis drei Jahrzehnte früher angesetzt werden als bisher vermutet. Die rund 3 m mächtigen Kiesschichten, die sehr wahrscheinlich vom abgebrochenen Wall stammten, dürften nicht erst um 30/40 n. Chr., sondern bereits in spätaugusteischer oder frühtiberischer Zeit in den Graben eingefüllt worden sein. Über dem Kies lagen dicke organische Schichtpakete, in denen die Flechtwerkwände der zwei Holzbauphasen standen.
Faunistisches Material: Knochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holzkohle, Sedimentproben, Erdproben, Mörtel.
Datierung: 1. Jh. v. Chr.-4./5. Jh. n. Chr.
KA AG, Th. Pauli-Gabi.
Windisch AG, Römerblick 2002-2004
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Windisch
Kanton
AG
Ort
Römerblick 2002-2004
Koordinaten
E 2659070, N 1259200
Höhe
362 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
900 m2
Datum Beginn
12 Januar 2004
Datum Ende
18 Oktober 2004
Datierungsmethoden
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Autor*in
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Publikationsjahr
2005
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung, Siedlung (Militärcamp)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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