LK 1093, 723 660/250 560. Höhe 573 m.
Datum der Grabung: 20.-22.2., 14.-19.11. und 9.-11.12.2002.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 85, 2002, 349-350.
Geplante Notgrabung (Renovation von Kirche und Oelbergkapelle sowie Neubau der östlichen Friedhofmauer). Grösse der Grabungen ca. 30 bzw. 100 m².
Kirche mit Friedhof.

Die Erneuerung der Sickerleitung westlich von Kirche und Oelbergkapelle erbrachte neue Hinweise zur Baugeschichte. Die beiden Längsmauern der ersten Kirche wurden gefasst, im N sowohl die NE-Ecke als auch ein Stück von 4 m Länge. Die WMauer wurde trotz Sondierungen nicht gefunden. Das Terrain lag wohl an dieser Stelle ursprünglich höher und wurde durch den modernen Friedhof zerstört. Das Innenniveau der Kirche dürfte etwa dem heutigen Friedhofniveau entsprochen haben. Damit ist klar, dass der Boden des in Phase 2 angefügten Rechteckchors seit Beginn um etwa 1.6 m tiefer als das Kirchenschiff lag, d.h. der Chor ehemals zweigeschossig war. Das obere Geschoss diente wohl als Altarhaus, das untere ist möglicherweise als Gruftraum anzusprechen. Dies wird in Phase 3 verdeutlicht.
Zum Untergeschoss des Chors, das durch Vormauerung verkleinert wurde, führte vom Kirchenschiff her ein 1.35 m breiter Stollen, der mit einer Türe verschlossen war. Er war wohl mit Brettern oder Steinplatten abgedeckt, welche bei Bedarf entfernt werden konnten. Der Gruftraum selbst wies mindestens im Eingangsbereich ein Kopfsteinpflaster auf. Da die später, in Phase 4, eingebrachte Erdverfüllung nicht entfernt wurde, kennt man die Raumausstattung nicht näher. Die Verstärkung der Mauern ist vermutlich dadurch zu erklären, dass man über dem Chor einen Chorturm errichten wollte.
Im Kirchenschiff wurde der linke Seitenaltar (mit einer späteren Erweiterung) nachgewiesen; er dürfte zur zweiten oder dritten Bauphase gehören. Der durch schriftliche Quellen belegte rechte Seitenaltar war durch Priesterbestattungen des 20. Jh. vollständig zerstört.
Im Innern der bestehenden Oelbergkapelle blieben die ergrabenen Reste der Vorgängerkirchen dank des Entgegenkommens des Architekten (U. Schlegel, Büro B. Bossart, St. Gallen) fast integral erhalten.
Beim Abbruch der 1810/11 errichteten Friedhofmauer haben wir wichtige Hinweise zum ehemaligen Terrainverlauf östlich und südlich der alten Kirche gewonnen.
Die Ausgrabungen in Lütisburg waren Thema des europäischen Tags des Denkmals am 7.9.2002.

Probenentnahmen: Mörtelproben.
Datierung: archäologisch, dendrochronologisch, historisch. Mittelalter-Neuzeit.
IGA Zürich, H. Obrist/KA SG, M.P. Schindler und R. Steinhauser.