LK 1134, 2727 445/1 220 307. Höhe 744 m.
Datum der Grabung: 13.4.-16.4. und 30.9.-6.10.2023.
Bibliografie zur Fundstelle: Legler-Staub, F./Laur-Belart, R./Grüninger, I. (1960) Ein frührömischer Wachtposten bei Filzbach auf dem Kerenzerberg. Jb Hist. Ver. Glarus 59, 5-32; LaurBelart, R./Legler-Staub, F./Grüninger, I. (1960), Ein frührömischer Wachtposten auf dem Kerenzerberg bei Filzbach (GL). US 24,1, 3-24; Roth-Rubi, K./Schaltenbrand Obrecht, V./Schindler, M. P. et al. (2004) Neue Sicht auf die «Walenseetürme». Vollständige Fundvorlage und historische Interpretation. JbSGUF 87, 33-70; Diaz Tabernero, J./Ackermann, R.C./Nick, M. (2008) Münzen und Münzfunde aus dem Land Glarus. Jb Hist. Ver. Glarus, 88, 9-109; Martin-Kilcher, S. (2021) La présence romaine dans les Alpes au I er siècle av. J.-C. In: G. L. Gregori/R. Dell'Era (Hrsg.) I Romani nelle Alpi. Storia, epigrafia e archeologia di una presenza. Studi umanistici 51, 157-185. Roma; Schwarz, P.-A. (2022) Jahresbericht der Vindonissa-Professur 2021. Jber. GPV 2021, 97-106 bes. 104-105 Abb. 2; 10; Schwarz, P.-A. (2022) Filzbach-Vordemwald (GL) revisited. CBR Newsletter 25, 16; Hertig, N. (2023) Fundbericht Filzbach-Vordemwald. JbAS 106, 223-224 (mit Verweis auf ältere Literatur); Schwarz, P.-A. (2023a) Jahresbericht der Vindonissa-Professur 2022. Jber. GPV 2022 (2023), 89-100 bes. 90-92 Abb. 2; Schwarz, P.-A. (2023b) Filzbach-Vordemwald (GL), CBR Newsletter 26, 13-15.
Fortsetzung der Sondierungen und (bau-)archäologischen Untersuchungen im Vorfeld eines Bauvorhabens.
Grösse der Grabung ca. 30 m².
Wachturm/Befestigung.
Wie bereits angezeigt (Hertig 2023) soll das auf dem frührömischen Turm stehende «Haus Menzi» (Liegenschaft Kerenzerberg. strasse 102) in absehbarer Zeit einem «Ersatzneubau weichen. Um einen optimalen Schutz des «Objekts von nationaler Bedeutung, (KGS-Nr. 2689) sicherzustellen, wurden in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchäologie Glarus, dem Archäologischen Dienst Graubünden und ProSpect GmbH weitere Vorabklärungen durchgeführt.
Hauptgegenstand dieser Untersuchungen waren weitere Flächen im Inneren des Turms sowie im Keller der Liegenschaft. Ausserdem wurden einzelne alte Sondierschnitte ausgehoben, um den Verlauf der südlichen Turmmauer zu verifizieren. Begleitend wurden in der Umgebung weitere Metalldetektorsprospektionen durchgeführt. Zudem wurden die Deckenbalken des Kellers dendrochronologisch beprobt. Die Analysen dieser Proben ergaben, dass das «Haus Menzi» im Jahr 1785 errichtet wurde.
Die unterschiedlich orientierten Grundrisse legen nahe, dass die Wahl des Standorts vor allem auf die Verfügbarkeit von Baumaterial (antiker Bauschutt) zurückzuführen ist. Der z.T. noch in situ erhaltene Mörtelgussboden, mit dem das Erdgeschoss des frührömischen Turms ausgestattet war (Abb. 32), wurde offensichtlich zufällig entdeckt und als Kellerboden weiterverwendet. Ein Sondierschnitt im Inneren der Liegenschaft hat bestätigt, dass die archäologische Substanz im nicht unterkellerten Teil weitgehend intakt ist. Die Zusammensetzung der Sedimente - es handelt sich v.a. um verbrannten Lehm und um Mörtelsand - weist darauf hin, dass ein Teil des aufgehenden Turms aus verputztem Fachwerk bestand. Überraschend kam ausserdem eine etwa W-O verlaufende Binnenmauer zum Vorschein, die das Erdgeschoss des Turms in zwei unterschiedlich grosse Räume teilte.
Die Nachforschungen im Bereich der südlichen Turmmauer bestätigen, dass die Turmfundamente auf der Oberkante des anstehenden, partiell abgearbeiteten Felsens stehen. Es zeigt sich auch, dass die Rücksprünge (‘Abtreppungen») auf der Innen- und Aussenseite der Turmmauern nicht Teil der Fundamentzone bilden. Stattdessen gehören sie zum aufgehenden Mauerwerk. Die OK des ersten (untersten) Rücksprungs liegt jeweils zwischen ca. 743.5 und 743.6 m ü. M. Damit liegt er im Bereich des südwestlichen Turmecke ca. 0.3 m über dem anstehenden Felsen, im Bereich der nördlichen Turmmauer hingegen rund 2.5 m. Zum Vergleich: der Mörtelboden im Turminneren (vgl. Abb. 32) liegt auf 743.7 m ü. M.
Bei den Metalldetektorprospektionen am steil zum Walensee abfallenden Abhang kamen unter anderem römische Schuhnägel (calceamentum clavi) sowie zwei römische Münzen zum Vorschein. Bei den Münzen handelt es sich um einen Denar des M. Volteius (tpq 78 v. Chr.) und einen halbierten As (tpq ca. 36 v. Chr.). Die beiden römischen Münzfunde sind insofern relevant, weil die zuvor ältesten (ebenfalls römischen) Münzen des Kantons Glarus als verschollen gelten (Diaz Tabernero/Ackermann/Nick 2008, 67). Die nun insgesamt 30 römischen Schuhnägel wurden in ungereinigtem Zustand erfasst und untersucht. Der Medianwert der Kopfdurchmesser liegt knapp unter 15 mm. Auf der Unterseite lassen sich bei den meisten Exemplaren Muster (sog. Noppenkränze) erkennen. Für statistisch relevante Aussagen ist die Anzahl aber (noch) zu klein (Hinweis Daniel Wacker).
Die Frage nach der genauen Datierung des Turms kann trotz der neuen Funde nicht genauer eingegrenzt werden. Diskutiert wird nach wie vor ein Zusammenhang mit dem Alpenfeldzug von 15 v. Chr.
Archäologische Funde: Dünnwandkeramik (Rippenbecher, wohl aus dem Rhonetal), Eisennägel, Hüttenlehmfragmente, Schuhnägel, Münzen
Faunistisches Material: Knochen (wohl neuzeitlich).
Probenentnahmen: Mörtel und Verputz für makroskopische Untersuchungen, Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch. Römische Zeit
Vindonissa-Professur, N. Hertig und P.-A. Schwarz.
Filzbach GL, Vordemwald
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Glarus Nord (Ehemalige Gemeinde: Filzbach)
Kanton
GL
Ort
Vordemwald
Koordinaten
E 2727445, N 1220307
Höhe
744 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben, Andere
Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
30 m2
Datum Beginn
13 April 2023
Datum Ende
06 Oktober 2023
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2024
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Infrastruktur (military_installations )
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik, Metall (Werkzeug), Metall (Kleidungsbestandteil), Metall (Münze(n)/Medaillen)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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