LK 1231, 2686409/1 163 669. Höhe 1510 m.
Datum der Grabung: 21.-23.6.2021 (Voraushub), 5.-16.7.2021 (Grabung)
Bibliografie zur Fundstelle: Birchler, L. (1929) Die Burgen und Schlösser der Urschweiz: Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden, 22-23. Basel; Heyer-Boscardin, M. L. (1981) Burgen der Schweiz. Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug, 24-25. Zürich; Brunner, Th. (2008) Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri. Bd. 4: Oberes Reusstal und Ursern. Kunstdenkmäler der Schweiz 114, 372-373. Bern.
Geplante Grabung (Einbau Aussichtsplattform). Grösse der Grabung ca. 29 m². Siedlung (Burgstelle).

Die von der Korporation Ursern als Eigentümerin geplante Aussichtsplattform im Innern des Turms von Hospental setzte archäologische Bodenuntersuchungen im Turm und auf dem Turmplateau voraus (Fundamente der Aussichtsplattform, Blitzschutzleitungen und Umgebungsarbeiten). Der vermutlich im Zuge der Gesamtrenovation 1898 erstellte Zementboden im Turminnern musste vorgängig unter archäologischer Begleitung entfernt werden. Die beiden folgenden Sondierflächen erbrachten den Nachweis, dass einerseits die Turmmauern der SW-Innenecke bis gut 2 m tiefer reichten und daher der Fels deutlich abfiel und dass andererseits während den 1898 erfolgten Grabungen das gesamte Turminnere freigelegt und anschliessend auf das bestehende Gehniveau wiederaufgefüllt worden war. Das Turmmauerwerk war demnach auf einer stark zerklüfteten Felskuppe errichtet worden. Die tieferreichende SW-Innenecke diente womöglich als zusätzlicher Keller- oder Kühlraum. Der tiefste Punkt der Felsoberfläche wurde mittels Sondierstange erreicht, aus Zeit- und Kostengründen aber nicht freigelegt. Insgesamt 6 weitere Sondierflächen ergaben wichtige Einblicke ausserhalb des Turms. Eine Besonderheit liess sich ausserhalb der NO-Ecke des Turms feststellen, wo das vorspringende Turmfundament auf einer Terrassierung aus grossen Bruchsteinblöcken aufsetzte, die ihrerseits auf einer in einer grubenartigen Bodenvertiefung eingebrachten Verfüllung aus Bruchsteinen und sekundär umgelagerten Mörtelbruchstücken gebettet war. Der Fels wurde teilweise abgearbeitet, wie Spuren des Spitzeisens bezeugen. Östlich der NO-Ecke liessen sich 3 abgeschrotete Auflageflächen (L × B bis 1.2 m × 0.37 m) und östlich der SO-Ecke eine runde, ca. 45 cm messende Auflagefläche dokumentieren, ursprünglich wohl für das Auflager eines Podests sowie dazugehörender Stütze der hölzernen Treppe zum Hocheingang auf der SO-Seite des Turmes angelegt.
Das Turmplateau selbst wurde an der Nord- und Ostseite mit einer über 1.3 m breiten, trocken verlegten bzw. nur schlecht gemörtelten Umfassungsmauer mit Hangstützfunktion befestigt. Mit ihr liess sich die Nutzfläche der engen Felskuppe erweitern und gleichzeitig wurden sie wohl in Turmanbauten integriert (Abb. 67). Reste dieser Mauer sind wahrscheinlich auch an der Südostseite unter einer Zementabdeckung erhalten. Eine bis zu 20 cm mächtige Kulturschicht mit vielen Schlachtabfällen lag direkt über dem Bauhorizont des Turms (ca. 1 m unterhalb des heutigen Gehniveaus). Es folgen verschieden mächtige Zerstörungs(?)- und Auflassungsschichten. Die Bauuntersuchungen zum aufgehenden Turmmauerwerk werden im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein. Sicher ist die 2017 vorgenommene Baudatierung mittels durch „wiggle-matching“ C14 unterstützter Dendroanalyse an den erhaltenen Konstruktionshölzern des Turms, die einen Bauabschluss um/nach 1277 d belegt.
Eine wichtige Erkenntnis ist der Nachweis älterer, vor dem Turmbau stattfindender Nutzungen auf der Felskuppe. Eine unter dem Bauhorizont des Turms freigelegte Mikroholzkohleschicht könnte entweder Hinweis auf eine vorgängige Rodung oder eine vorausgehende Nutzung der Kuppe sein. Die darunter zum Vorschein gekommene, stark kalkhaltige und verbrannte(?) Mörtelschicht lässt an ein nicht lokalisiertes, gemörteltes Bauwerk denken. Eine in den B-Horizont eingreifende, grubenartige Struktur und eine überdeckende Nutzungsschicht sind als älteste, anthropogen geprägte Hinweise zu deuten. Mehrere C14-Datierungen werden ihre Zeitstellung eingrenzen.

Archäologische Funde: Münzen, Eisen, Buntmetall.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: Erd-, Holzkohle- und Mörtelproben; laufende C14-Messungen.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit. – C14. Jahrringe 1-5: ETH-84269, 845 ± 16 BP, 1161-1245 AD, cal. 2 sigma; Jahrringe 71-76: ETH-84270, 694±16 BP, 1272-1300 AD, 1370-1380 AD, cal. 2 sigma.
Im Auftrag der Fachstelle Denkmalpflege und Archäologie UR: ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.