LK 1032, 707298/278 901. Höhe 403 m.
Datum der Grabung: 14.6.-15.10.2012.
Bibliografie zur Fundstelle: S. Benguerel/H. Brem/B. Fatzer et al., Tasgetium I, Das römische Eschenz. Archäologie im Thurgau 17, 67-88, 194 (mit älterer Literatur). Frauenfeld 2011; JbAS 95, 2012, 188 f.
Geplante Notgrabung (Bau eines Einfamilienhauses).
Grösse der Grabung 241 m².
Siedlung.

Die tangierte Parzelle 1539 liegt mitten im Kern des römischen vicus Tasgetium. Vor dem Hintergrund von Grabungen im unmittelbaren Umfeld war in diesem Bereich von einer römischen Hinterhofsituation auszugehen, was die freigelegten Befunde bestätigten. Typisch für das römische Tasgetium ist der sehr feuchte Untergrund, dank dem sich organische Materialien wie etwa Holz oder Leder hervorragend erhalten haben. Um das Gebiet überhaupt erst nutzbar zu machen, wurden seit dem frühen 1. Jh. n. Chr. unzählige Kanäle oder Gräben angelegt. Die untersuchte Fläche wurde von 35-40 solcher Anlagen durchzogen. Die frühesten Strukturen waren in das anstehende, sandige und wasserführende Sediment eingetieft. Im Verlauf der Nutzung des Areals entstand ein mächtiges Schichtpaket aus stark organischen Sedimenten mit viel Fundmaterial. Fortlaufend wurden weitere Kanäle und Gräben auch darin angelegt.
Zum einen handelt es sich um einfache U- oder V-Gräben, deren Sohlen zum Teil mit Ästen oder Prügeln ausgelegt wurden. Zum andern wurden Grabenwände abschnittsweise mit Hölzern befestigt. Diese Konstruktionen bestanden aus meist seitlich je einem liegenden Holz (Brett oder Spältling), das inwendig jeweils durch Pfähle gegen das Umkippen gesichert war. In der gleichen Art sind ganze Holzkanäle konstruiert, die zum Teil mit Brettern abgedeckt waren, welche auf den Kanalwangen und Querhölzern ruhten. Weiter wurden Wangen aus Rutengeflechten freigelegt.
Auf der Mittelachse der Grabungsfläche verliefen zeitlich aufeinander folgend angelegte Gräben, die als Hauptentwässerungsstränge dienten. Durch mehrere seitlich einmündende Gräben wurde das Wasser in nördlicher Richtung weitergeführt. Das Netz von Gräben und Kanälen war östlich dieses Hauptstrangs ungleich dichter und die Anzahl solcher Strukturen bedeutend grösser als westlich davon. Offenbar fungierten die Hauptentwässerungsstränge zugleich als Parzellengrenze. In den oberen römischen Schichten wurde in der westlichen Parzelle ein mit Stampflehm und Kies befestigter, klar begrenzter rechteckiger Bereich freigelegt, vermutlich ein Werkareal. Während die Mehrheit der Strukturen zur Entwässerung erstellt, teils wohl auch als Bruchwasserleitung genutzt worden war, belegt ein Holzteuchel mit Muffe die Nutzung von Frischwasser. Ein ca. 90 cm hohes und 60 cm breites Holzfass, das in sekundärer Verwendung auf dem Ende eines Holzkanals stand, diente vermutlich als Wasserfassung. In der Mitte zwischen den beiden Kanalwangen wurde von innen ein Loch in den Fassboden geschlagen, durch welches das Wasser aus dem Kanal in das Fass floss.
Stratigrafie und Befunde sowie zahlreiche Wurzelstöcke in den untersuchten Flächen deuten auf einen kaum überbauten Bereich hin, abseits der intensiv genutzten und überbauten Zonen. Mit einem befestigten Handwerksbereich ist nur zeitweise zu rechnen. Die oft sehr grossfragmentierte Keramik weist auf eine schnelle Einsedimentierung und/oder geringe Begehung hin. Fragen zur Nutzung des Areals wirft die ausserordentlich hohe Zahl an Münzen und zumeist intakten Fibeln auf.

Archäologische Funde: Keramik, Glas, Metallartefakte, Schlacke, Baukeramik, Tuffstein, Holz, Leder, Knochenartefakte.
Faunistisches Material: viele Tierknochen.
Probenentnahmen: Holzproben zur Dendrodatierung und Holzartenbestimmung, Sedimentproben, Profilsäulen.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. 1.-3. Jh. n. Chr.
Amt für Archäologie TG.