LK 1068, 2621496/1265466. Höhe 270 m
Datum der Grabung: 23.3.-9.9.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: L. Berger, Führer durch Augusta Raurica7. Basel 2012; JbAK 35, 2014, 88-91; 37, 2016 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Neubau von fünf Einfamilienhäusern). Grösse der Grabung 425 m².
Siedlung. Gräber.
In Zeiten des verdichteten Bauens wurde ein Einfamilienhaus abgebrochen, um fünf neuen Einfamilienhäusern zu weichen. Unsere Grabung beschränkte sich auf die nur partiell unterkellerten Bereiche, was ein Korrelieren der Schichten und Befunde unter den fünf Grabungsfeldern erschwert. Eine Baubegleitung der Werkleitungen ist vorgesehen.
Die wohl ältesten Strukturen sind Gräben, die mehr oder weniger parallel zum späteren Kastellgraben verlaufen. Es könnte sich um ähnliche, aber anders orientierte Gräben handeln wie diejenigen entlang der Castrumstrasse, der Hauptverbindungsachse zwischen Oberstadt und Rheinübergang. Bisher werden sie mit Drainage im Vorfeld der Erschliessung der Unterstadt in Zusammenhang gebracht.
Eine erste Durchsicht des Fundmaterials deutet an, dass die Randbebauung entlang der Castrumstrasse hier um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. einsetzt. Es handelt sich dabei um Gebäude in leichten Materialien, die aber eine untypische Bauweise aufweisen. Ein Haus wurde nämlich in eine zum Rhein parallel liegende Schotterrippe eingetieft, ähnlich früh- oder mittelalterlichen Grubenhäusern, und wies mächtige Eckpfosten auf. Ein zweites Gebäude griff zur Hälfte in den Schotter ein, während von einem Dritten lediglich eine am Rande der Schotterrippe eingearbeitete, kleine flache Auflage für einen Schwellbalken erkannt wurde. Klassische Holzbaustrukturen wurden in der zweiten Baugrube von Norden dokumentiert. Die Bauweise mit grösseren, flachen Kalkbruchsteinen als Balkenlager erinnert an die Hausgrundrisse in der Nordwestunterstadt.
Es wurden nur wenige Mauern der Steinbauten beobachtet, darunter der östlichste Teil eines halbunterkellerten Raums, der einem Brand zum Opfer gefallen war. Es scheint, dass gewisse Steinbauten die Ausdehnung der älteren Holzbauten nicht erreichten. Die fünf untersuchten Baugruben lagen nicht direkt an der römischen Castrumstrasse. Ein Grossteil befand sich somit sowohl für die Holzbauzustände wie auch für die Steinbauzustände in einem Hinterhof. Dort kamen zahlreiche Latrinengruben, drei Neonatengräber und stellenweise ein Bodenbelag aus feinteiligem Schuttmaterial zutage. In mindestens zwei Baugruben fassten wir wohl die rückwärtige Parzellengrenze, da sich über diese Linie hinweg praktisch keine Befunde mehr befanden. In einer dieser beiden Baugruben lässt eine Reihe von Pfostengruben auf einen Zaun oder eine Palisade schliessen.
Aufgrund der Lage der Grabung, unmittelbar südlich des Castrum Rauracense, waren auch spätantike Befunde zu erwarten. Wir konnten den Kastellgraben und seine Umgebung eingehend untersuchen. So wurde festgestellt, dass die mittelkaiserzeitlichen Strukturen im Bermenbereich, darunter Mauern, bis auf Höhe des spätantiken Gehniveaus abgetragen worden waren. Zurzeit ist noch nicht abschliessend geklärt, ob der Kastellgraben ein- oder zweiphasig ist. Es gibt indessen einen ersten, im Querschnitt wannenförmigen Graben. Über dessen Verfüllung wurde eine Lehmschicht eingebracht, die zu einem abgerundeten V-förmigen Querschnitt des Grabens führte. Es ist noch nicht klar, ob diese Lehmschicht als Ausformung und Stabilisierung eingebracht worden war oder eine Erneuerung des Kastellgrabens darstellt. Weiter südlich, mehr oder weniger parallel und in einer Entfernung von ca. 33 m vom Kastellgraben kam überraschend eine spätrömische Strasse zum Vorschein. Unsicher ist im Moment, ob es sich um eine Umfahrung des Kastells oder um eine Erschliessung eines Aussenquartiers handelt.
Archäologische Funde: Baukeramik, Blei, Bronze, Glas, Eisen, Keramik, Knochen, Lavez, Münzen, Silber, Stein, Wandmalerei; im Römermuseum Augst.
Anthropologisches Material: 3 Säuglings-Skelette; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: überwiegend unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Schlämmproben, teilweise untersucht; Mikromorphologie-Proben, werden zurzeit untersucht; im Römermuseum Augst.
Datierung: archäologisch; numismatisch. 1. Jh. n.Chr.-Spätantike.
KA AG, C. Grezet.
Kaiserangst AG, MFH Heidemurweg 28
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Kaiseraugst
Kanton
AG
Ort
MFH Heidemurweg 28
Koordinaten
E 2621496, N 1265466
Höhe
270 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
425 m2
Datum Beginn
23 März 2015
Datum Ende
09 September 2015
Datierungsmethoden
Numismatisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2016
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung, Bestattung (Gräbergruppe, unbestimmt), Bestattung (Grab)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (architektonisches Element), Metall, Glas, Metall (architektonisches Element), organisches Material (Kleidungsbestandteil), Stein, Stein (architektonisches Element), Metall (Münze(n)/Medaillen)
Knochen
menschliche Skelette
Botanische Funde
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