LK 1112; 704 560/232 690. Höhe 415 m.
Datum der Grabung: 2.-5.8.2005; 26.9.2005-31.1.2006.
Bibliographie zur Fundstelle: G. Matter, Die Römersiedlung Kempraten und ihre Umgebung. AFS 35. Jona/Rapperswil 2003.
Geplante Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung ca. 550 m².
Siedlung. Gräber.
Sondierungen im August 2005 bestätigten die Vermutung, dass im Gartenbereich der zu überbauenden Parzelle noch bedeutende archäologische Reste des vicus Kempraten im Boden steckten. Die durch einen Sonderkredit finanzierte Notgrabung legte Spuren einer dichten, mehrphasigen Überbauung des Areals in römischer Zeit frei. Direkt auf der anstehenden Molasse (Nagelfluh und Sandstein) fanden sich Spuren von Holzbauten (Balkengräbchen, Balkenlager), die den Beginn der Besiedlung des vicus in der 1. H. 1. Jh. n. Chr. widerspiegeln. Dies ist der erste Nachweis der "Holzbauphase" in Kempraten. Zur ersten Siedlungsphase gehören auch ein Töpferofen mit reichlich Fundmaterial sowie mehrere grubenartige Strukturen.
Nach der Auflassung der Holzbauten erfolgte eine grossflächige Terrainumgestaltung mittels Abtragen von Sedimenten sowie Wiedereinbringen von Planien, auf denen in verschiedenen Schritten Steinbauten errichtet wurden (ab 2. H. 1. Jh. n. Chr.). Besonders erwähnenswert ist grob gemagerte und teilweise mit Fingertupfen und Kammstrich verzierte Keramik aus diesen Planieschichten. Sie hat enge Parallelen auf dem Lindenhof in Zürich. Ausserdem stammt ein Ziegelfragment der Legio XXI rapax aus diesen Schichten. Insgesamt sind zwei Gebäude und ein Hofbereich nachgewiesen. Die Hofmauer im östlichen Teil der Grabung gehört zum bereits 1991 freigelegten "Haus des Töpfers" in der "Römerwiese". In ihrer Fundamentgrube lag eine vollständig erhaltene Drag. 29. Im Hofareal wurde eine Latrine gefasst.
Dicht neben dem beschriebenen Hof befindet sich ein Steinbau, der im Innern eine flächige Rollierung mit Kiesabdeckung als Boden besass. Eine mächtige Kieselpackung bildete die Fundamente dieses am Hang stehenden Gebäudes (Drainagewirkung). Die aufgehenden Mauern hingegen wurden aus zugehauenen, sorgfältig gesetzten Kalksandsteinen errichtet und waren innen und aussen verputzt. Aus dem Ziegelversturz stammt ein weiteres Ziegelfragment der Legio XXI rapax.
Die Zerstörungsschichten in diesem Teil des vicus, wohl aus dem 3. Jh., sind kaum erhalten, sie liegen grösstenteils im Bereich späterer Bodeneingriffe (Landwirtschaft und Gartenbau).
Im Frühmittelalter wurden zwei Personen in den Ruinen bestattet. Nach Ausweis der Perlenbeigaben handelt es sich beim einen Individuum um eine Frau aus dem 7. Jh. n. Chr. Frühmittelalterliche Gräber sind in Kempraten häufig (Römerwiese; Friedhofareal).
Anthropologisches Material: Zwei Körperbestattungen, evtl. ein drittes, gestörtes Individuum, in Bearbeitung B. Kaufmann, Aesch BL.
Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Bodenproben für Archäobotanik/-zoologie und Geoarchäologie
Datierung: archäologisch. 1.-2./3. Jh.; 7. Jh.
KA SG, R. Ackermann und M.P. Schindler; ProSpect GmbH, G. Matter.
Jona SG, Kempraten, Fluhstrasse 8/10
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Rapperswil-Jona (Ehemalige Gemeinde: Jona)
Kanton
SG
Ort
Kempraten, Fluhstrasse 8/10
Koordinaten
E 2704560, N 1232690
Höhe
415 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
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Datum Beginn
02 August 2005
Datum Ende
31 Januar 2006
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2006
Epoche
Römisches Reich, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung, Bestattung (Gräbergruppe, unbestimmt), Bestattung (Grab)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
menschliche Skelette, vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Andere
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