LK 1131, 2677 070/1 229 820, Höhe um 460 m. Datum der Grabung: Februar-November 2020.
Bibliografie zur Fundstelle: Gnepf Horisberger, U./Hämmerle, S. (2001) Cham-Oberwil, Hof (Kanton Zug). Befunde und Funde aus der Glockenbecherkultur und der Bronzezeit. Basel; Jecker, D. (2017) Nach 1000 Jahren wiederentdeckt - eine karolingisch-ottonische Emailscheibenfibel aus Cham-Oberwil (Kanton Zug). ZAK 74, 2, 69-80; JbAS 100, 2017, 195 (mit älterer Lit.); JbAS 102, 2019, 159f.; Tugium 36, 2020, 38f. (mit älterer Lit.).
Geplante Notgrabung (Kiesabbau). Grösse der Grabung ca. 10 ' 000 m². Grab, Sakralanlage?
2020 wurde der Oberboden auf der Südwesthälfte der Parzellen 800 und 801, die sich 350 m nordwestlich des bekannten «Hofs» in Cham-Oberwil befinden, abgetragen und archäologisch begleitet. Wie bereits bei früheren Kampagnen am Südwesthang des Kieshügels beobachtet, nahm die Befunddichte in nordöstlicher Richtung, zur flacheren Hügelkuppe hin, deutlich zu.
Im Bereich der Hangkante kam ein über 50 m langer Streifen aus dicht an dicht liegenden, teilweise über 1 m grossen Steinblöcken zum Vorschein (Abb. 59). Die Breite der Nordwest-Südost ausgerichteten Struktur variierte zwischen 1 bis 3 m. Etwa 2 m nordöstlich des Steinstreifens stiess man auf die Bestattung eines weiblichen, erwachsenen Individuums (Grab 1). Die wenigen noch erhaltenen Knochen lagen mehrheitlich in situ. Der Körper war West-Ost ausgerichtet, wobei der Kopf im Westen lag. Neben Beigaben aus Eisen und Bronze fanden sich im Bereich des Oberkörpers diverse verschiedenfarbige Glasperlen, welche die Bestattung ins Frühmittelalter datieren. Rund 15 m nordöstlich davon fand sich eine weitere frühmittelalterliche Bestattung (Grab 2). Knochen waren hier praktisch keine mehr erhalten. Allerdings konnten in der West-Ost ausgerichteten Grabgrube ein 80 cm langer Sax und eine eiserne Gürtelschnalle freigelegt werden. Wiederum 1.5 m südöstlich davon fand sich Grab 3. Die Südwest-Nordost ausgerichtete Grabgrube zeichnete sich lediglich noch 2-3 cm tief im Boden ab. In der Südwesthälfte dieser Grube kamen die Zahnreihen eines menschlichen Ober- und Unterkiefers sowie diverse Glasperlen zum Vorschein. Weitere, über eine grössere Fläche streuende frühmittelalterliche Einzelfunde - darunter eine silberne Riemenzunge - deuten darauf hin, dass der Friedhof ursprünglich noch weitere Gräber umfasste.
Innerhalb des frühmittelalterlichen Bestattungsareals, rund 10 m nordöstlich des Steinstreifens fand sich eine weitere grosse Packung dicht an dicht liegender Steine, die einen im Grundriss hufeisenförmigen Befund bildeten (Gesamtausdehnung ca. 9 x 6 m). Die beiden Arme des «Hufeisens» umschlossen einen im Durchmesser 3.7 m messenden, steinlosen «Hof», in dessen Zentrum sich einige frühmittelalterliche Objekte, darunter ein bronzener Gürtelbeschlag, fanden. Des Weiteren kamen innerhalb und ausserhalb des Hofes zahlreiche Keramikscherben aus verschiedenen Epochen zum Vorschein. Aus der Deckschicht über dem Steinmonument stammt zudem die Bodenscherbe einer römischen Vierkantglasflasche. Die zeitlich heterogenen Funde in und um die Steinpackung erschweren seine Datierung. Ein funktionaler Zusammenhang zum bogenförmig darum herum verlaufenden Graben ist wahrscheinlich und zum nahegelegenen Steinstreifen immerhin denkbar.
An weiteren Befunden sind mehrere, vermutlich bronzezeitliche Feuergruben zu erwähnen. Die meist Nordwest-Südost ausgerichteten, im Grundriss rechteckigen Strukturen zeichneten sich durch kompakte Hitzesteinansammlungen und darunterliegende Reste von verkohlten Hölzern aus. Bei einer weiteren linearen, mittlerweile auf rund 40 m Länge erfassten, stellenweise von zweispurigen Geleisen durchzogenen Steinstreuung könnte es sich um einen bronze- oder eisenzeitlichen, leicht befestigten Weg handeln.
An Streufunden sind ein Sequanerpotin, ein Potin vom «Zürcher Typ», ein Kaletedou-Quinar, ein Sesterz (Gordianus III.), ein halbiertes As sowie das Fragment eines vermutlich keltischen Glasarmreifs erwähnenswert.
Archäologische Funde: Keramik, Stein, Knochen, Metall, Münzen, Glas.
Anthropologisches Material: Skelettreste von drei Individuen.
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Makroreste, C14.
Datierung: archäologisch; numismatisch. Bronzezeit; Eisenzeit; Römische Zeit; Frühmittelalter.
ADA ZG, D. Jecker, K. Rüedi, G. Schaeren und St. Doswald.
Cham ZG, Oberwil, Äbnetwald
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Cham
Kanton
ZG
Ort
Oberwil, Äbnetwald
Koordinaten
E 2677070, N 1229820
Höhe
460 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
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Datum Beginn
01 Februar 2020
Datum Ende
30 November 2020
Datierungsmethoden
14C, Numismatisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2021
Epoche
Mittelalter, Bronzezeit, Römisches Reich, Eisenzeit
Art der Fundstelle
Kult/religiös (Kultort), Bestattung (Grab)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Stein, Metall, Metall (Münze(n)/Medaillen), Glas
Knochen
menschliche Skelette
Botanische Funde
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