LK 1192, 2692 930/1 191 400. Höhe 490 m.
Datum der Prospektionen: Oktober-November 2020 (Metalldetektorprospektion während 5 Tagen), 29.3.-1.4., 14.-16.6.2021 (geophysikalische Prospektion).
Neue Fundstelle.
Prospektion. Grösse der Prospektion ca. 8.7 ha.
Einzelfunde.
Sonstiges.

Umgelagerte römische Siedlungsfunde aus zwischen 1986 und 2020 durchgeführten archäologischen Grabungen im Gebiet «Unterer Hof» deuten auf eine hangaufwärts liegende, römische Siedlung. Ausgehend von der Tatsache, dass während der regen Bautätigkeit in den letzten 150 Jahren in diesem Areal des Gemeindebiets keine Fundmeldung römisches oder sonstiges Mauerwerk erwähnte, wurde beschlossen, das unbebaute, landwirtschaftlich genutzte Land im Gebiet rund um die Wyergasse zwischen dem Kirchrain, Bifang und Feld mit dem Metalldetektor und geophysikalischer Prospektion zu untersuchen. Die Ergebnisse fließen in das kantonale Inventar der archäologischen Funderwartungsgebiete ein und werden eine wichtige Grundlage für die Planung im Hinblick auf zukünftige Einzonungen von Bauland oder anderweitiger Bodeneingriffe darstellen.

Die Metalldetektorprospektion erfolgte in bodennahen Schichten in durchschnittlich 10 cm Tiefe. Vereinzelt wurde eine Tiefe bis zu 20 cm erreicht. Sie förderte über 30 Metallobjekte mit wissenschaftlichem Wert zu Tage, die durch einen ersten Augenschein als typische Verlustfunde mehrheitlich neuzeitlichen Ursprungs zu definieren sind. Ein Objekt hat jedoch Interesse geweckt, da es sich um den abgebrochenen Arm einer Statuette aus Buntmetall handelt, bei der ein antiker Ursprung nicht auszuschließen ist. Eine erste, oberflächliche Materialuntersuchung mittels XRF-Spektrometrie ergab eine Legierung mit hohem Bleigehalt von 79 % (weitere Materialuntersuchungen sollen folgen). Seine Fundlage sowohl in Bodennähe als auch in Nähe von sichtbaren, modernen Erdablagerungen lassen einen umgelagerten Zustand vermuten. Die folgende geomagnetische Kartierung ergab für die größte Fläche zwischen Bifang und Feld keine nennenswerten Aufschlüsse zu möglichen archäologischen Verdachtsflächen. Dagegen ließen sich im Bereich Kirchrain in Nähe der Fundlage des Statuettenarms mehrere Anomalien feststellen (Abb. 96): Am Hangfuß im Westen der untersuchten Flächen können zwei oder mehr Grubenstrukturen postuliert werden. Ansonsten finden sich hier nur unklar definierte Anomalien. In der Mitte zeichnen sich in der weiteren Verlängerung des Hangfußes hingegen mind. 3 rechtwinklig erscheinende, feste Strukturen ab, die eine Kantenlänge von etwa 7 m aufweisen. Sie befinden sich in einer Tiefe zwischen 40 und 100 cm. Im Osten erscheinen die Anomalien wiederum unscharf umrissen. Eine Interpretation der Strukturen ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Aufgrund von Erfahrungswerten anderer Geoprospektionen im unteren Reusstal sind zumindest bei den sich unklar abzeichnenden Anomalien Ablagerungen geologischen - kolluvialen oder fluvialen - Ursprungs nicht auszuschließen. Gemäß Werkleitungskataster und Auskunft des Landeigentümers sind an der Stelle keine modernen Bodeneingriffe zu erwarten. Klarheit werden diesbezüglich nur Bodensondierungen schaffen können; solche sind aber erst im Fall von konkreten Bauprojekten geplant.

Archäologische Funde: Eisen, Buntmetall, Keramik.
Datierung: archäologisch. Zeitstellung unbekannt; römische Epoche?; Neuzeit.
Im Auftrag der Fachstelle Denkmalpflege und Archäologie UR. ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.