LK 1273, 707 643/145 167, Höhe 946.37 m.
Datum der Grabung: Juli 2003.

Neue Fundstelle.
Geplante Lehrgrabung. Untersuchte Fläche 14 m².

Im Sommer 2002 und im Anschluss an die Ausgrabungen der Abteilung der Ur- und Frühgeschichte der Universität Zürich auf der Anhöhe «Castello» in Calonico, wo während zweier Wochen eine Grabanlage aus dem Mittelalter untersucht worden war (JbSGUF 86, 2003, 256f.), wurde bei einer Geländebegehung unterhalb des heutigen Dorfkerns eine weitere Fundstelle «Parzelle 378» - entdeckt. Diese zweite, nur 200 m vom «Castello» entfernte Fundstelle wurde mit Einwilligung des Ufficio beni culturali in Bellinzona und von Mitarbeit der Studierenden im Sommer 2003 archäologisch untersucht.

Es ist wiederum eine kleine Anhöhe, an deren Fuss vorbei ein Bach ganzjährig fliesst. Die Topographie des Geländes bietet beste Voraussetzungen für eine Siedlungsanlage. Entsprechende Strukturen wurden allerdings nicht gefunden, da hier das Gelände laufend und über viele Jahrzehnte verändert worden war, um für die Landwirtschaft (Gemüsegärten, Kartoffeläcker) nutzbare Flächen zu gewinnen. Um so mehr beeindruckt die Zahl der Funde, die wie «Lesesteine» von den Äckern entfernt und an der Flanke der Anhöhe deponiert wurden. Im Fundbestand dominieren Fragmente von Tongefässen aus der römischen Zeit, und zwar der mittleren Kaiserzeit. Aus der gleichen Epoche dürften die Reste von Lavezgefässen stammen. Einige Boden- und Randfragmente stammen von Gefässen, die in ihren Formen und Verzierungen im Tessin sonst nicht bekannt sind. Ob es sich tatsächlich um mittelalterliche Gebrauchskeramik handelt, wird zurzeit geklärt. Die an der gleichen Stelle ausgegrabenen latènezeitlichen Bronzeanhänger, die Scherben von Keramik der späten Bronzezeit und ein Artefakt aus Bergkristall sind weitere Funde, welche auf die Erschliessung von Calonico in die Siedlungslandschaft der Leventina in prähistorischer Zeit deuten.

Für den kommenden Sommer 2004 ist eine weitere Grabungskampagne geplant.

Datierung: archäologisch.
Abteilung Ur- und Frühgeschichte, Universität Zürich, B. Schmid-Sikimić.