LK 1047, 2611122/1267661. Höhe 248.50-251.00 m. Datum der Grabung: Dezember 2017-Dezember 2018. Bibliografie zur Fundstelle: L. Berger, Die Ausgrabungen am Petersberg in Basel. Ein Beitrag zur Frühgeschichte Basels. Basel 1963; L. Berger, Nachlese zu den «Ausgrabungen am Petersberg in Basel». JberABBS 2001 (2003) 151-174; 2017/45, JberABBS 2018, 75-111 (im Druck). Geplante Notgrabung (Umbau und Instandsetzung Spiegelhof). Größe der Grabung 420 m². Siedlung.
Bereits beim Bau des Spiegelhofs, dem Verwaltungsgebäude der Basler Polizei, stieß man 1937-1939 überraschend auf gut erhaltene Holzbaugrundnisse des 11./12. Jh. n.Chr. Die Feuchtbodenerhaltung ist den zahlreichen Quellen im Hang des Birsigtals zu verdanken. Neben den Holzbauten sorgten die über 1000 Lederfragmente - darunter zahlreiche Schuhe - dafür, dass die Fundstelle am Petersberg internationale Bedeutung erhielt. Der Umbau des Spiegelhofs machte einen Bodeneingriff in bisher nicht untersuchte Bereiche nötig, welche unmittelbar westlich an die Altgrabung anschließen. Unter dem abgerissenen Autoeinstellhallenboden der Polizei kamen mehrere spätmittelalterliche Kernbauten zum Vorschein, darunter auch der fast quadratische (ca. 78 m²), in Unterfangung erstellte Sockel des Hauses zum Brunnen. Dieses diente während dem Spätmittelalter der Hohen Stube, einem Zusammenschluss aus Achtburgern und Adeligen, als Trinkstube und wurde für zahlreiche offizielle Festessen genutzt, z.B. als Basel 1501 der Eidgenossenschaft beitrat. Die in einem Abbruchhorizont (13./14. Jh.) gefundene Tonfigur (Spielzeug) eines Ritters mit Topfhelm (Abb. 35) ist ein weiterer Hinweis auf die Präsenz von Eliten, die als soziale Vorbilder fungierten. Nachdem die Hohe Stube ihre Bedeutung eingebüßt hatte, nutzte man das Haus zum Brunnen als Wohnhaus, bevor es im 19. Jh. zum Brausebad umfunktioniert wurde. Zahlreiche Kanäle aus Backsteinen und/oder Kalkbruchsteinen, sowie eine mit Nonnenziegeln ummantelte Bleileitung (13./14. Jh.) zeugen von der intensiven Auseinandersetzung mit dem Hangwasser. Es zeigte sich schnell, dass der Grundwasserspiegel in den letzten rund 80 Jahren durch die verschiedenen baulichen Eingriffe (Hangstützmauer, Parkhaus Storchen) gesunken und die Feuchtbodenerhaltung mehrheitlich verloren gegangen ist. Trotzdem kamen in tieferen Schichten in Richtung Spiegelgasse mehrere Holzreste (z.B. vier Dauben eines ca. 2 m langen Transportfasses) und Lederfragmente zum Vorschein. Faserreste von Schwellbalken deuten darauf hin, dass mindestens ein hochmittelalterliches Holzgebäude angeschnitten wurde, das eine mehrphasige Herdstelle enthielt. Die übrigen hochmittelalterlichen Funde und Befunde liefern zahlreiche Hinweise auf Gerberei: So wurden z.B. massive Ascheschüttungen (Äscher), ein Depot mit Hundekot (Beize beim Schwellen) und zahlreiche Schaf-/Ziegenschädel (meist halbiert; Fettgerberei mit dem Hirn) aufgedeckt. Ohnehin ist die Lage von Gerberwerkstätten im Mündungsgebiet von Flüssen (hier des Birsig) für zahlreiche hochmittelalterliche Städte belegt. Mehrere Münzen, Terra Sigillata-Fragmente, sowie ein gestempelter Ziegel der L E G( io ) I M(a) R( tia ) zeugen von der römischen Präsenz im Bereich des Petersbergs. Zudem stieß man auf ein 6 m langes Stück einer römischen Straße, die parallel zum Birsig zu verlaufen scheint. An deren Rand lag ein Trampeltierknochen (Mandibula). Die Fragmente passen mit denen der Altgrabung zusammen. Die Grabungsfläche wurde bis auf den anstehenden Blauen Letten untersucht. Die untersten, praktisch sterilen Schichten dürften Erkenntnisse zu landschaftsarchäologischen Fragestellungen, z.B. nach dem Verlauf des Birsig oder der Hangvegetation ermöglichen.
Archäologische Funde: Keramik (Römisch-Neuzeit), Baukeramik (Römische Zeit-Neuzeit), Münzen (SLT?, Römisch, Mittelalter?), Eisen, Bronze, Glas, Leder, Holz. Faunistisches Material: Tierknochen, überwiegend Schaf/Ziege; Kamel (Camelus bactrianus). Probenentnahmen: Sediment (Makroreste), Mikromorphologie, Holz, Stein, Mörtel, DNA (Koprolithen), C14. Datierung: archäologisch. 3.-21. Jh. n.Chr. ABBS, S. Graber und S. Billo.
Basel BS, Spiegelgasse 12
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Basel
Kanton
BS
Ort
Spiegelgasse 12
Koordinaten
E 2611122, N 1267661
Höhe
248 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, aDNA, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
420 m2
Datum Beginn
Dezember 2017
Datum Ende
Dezember 2018
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2019
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch, Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Metall (Münze(n)/Medaillen), Metall (Schmuck), Glas, organisches Material
Knochen
vereinzelte tierische Knochen, Andere
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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