LK 1091, 683 140/247 580. Höhe 418 m.
Datum der Grabung: 10.11.2003-19.3.2004; 12.-26.7.2004.
Bibliografie zur Fundstelle: Fortunagasse 28: AS 27, 1, 2004, 1, 20f.; M. Balmer, Spätkeltische Befunde und Funde in der Altstadt von Zürich. Kolloquium in Zürich 2003 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Unterkellerung). Grösse der Grabung ca. 80 m².

Siedlung.
Die Rettungsgrabungen fanden vorgängig zur vollständigen Unterkellerung der Liegenschaften Oetenbachgasse 5-9 statt. Ein V-förmiger Graben von 3.5 m Tiefe und etwa 4.5 m Breite stellt den ältesten Befund dar. Den oberen Bereich dieses Nord-Süd verlaufenden Grabens fasste man bereits 1988 an der Fortunagasse 28, womit sich ein gerader Verlauf von rund 42 m rekonstruieren lässt. Über den weiteren Verlauf im Norden und Süden kann derzeit nur spekuliert werden. Als Entstehungszeit des Grabens sind die Jahrzehnte um 80/60 v.Chr. anzunehmen. Hinweise auf eine zugehörige Befestigung fehlen. Die untere, rund 2.5 m mächtige Verfüllung enthielt ausschließlich spätlatènezeitliche Funde (80/60-30 v. Chr.). Bemerkenswert sind u. a. der Fund eines fast vollständigen Kolkrabenskeletts sowie des Fragments einer menschlichen Schädelkalotte. Diese auffälligen Knochenfunde zeugen von Kulthandlungen. Die ersten Untersuchungsergebnisse machen wahrscheinlich, dass der gefasste Abschnitt nicht zur Aussenbefestigung der Siedlung gehörte, sondern zu einer internen Unterteilung des Areals.

Über den spätlatènezeitlichen Verfüllungen folgen mehrere Schichten mit Spuren von Pfostenbauten. Am westlichen Rand des einstigen Grabens ist eine Planie eingebracht worden, deren reiches Fundmaterial zeitgleich mit jenem aus dem Legionslager von Dangstetten (D) ist. In die augusteische Zeit gehören ein Schwellbalken eines Gebäudes und eine zweiphasige Feuerstelle. Ein zweiter, westlich des spätkeltischen Grabens verlaufender Graben lag weitgehend ausserhalb des Untersuchungsbereichs. Seine Verfüllung enthält - wie an der Grabung Fortunagasse 28 - Funde aus tiberischer Zeit. Dieser «äußere», zweite Graben könnte im Zusammenhang mit der augusteischen Militäranlage auf dem Lindenhof entstanden sein.

Im 2./3. Jh. n.Chr. wurde das Gelände als Freifläche genutzt. Aus dieser Zeit stammen mit Nuten versehene Steinplatten, die als Sockel eines Brunnens zu interpretieren sind. Die Siedlungsschichten der mittleren Kaiserzeit sowie der Spätantike waren durch jüngere Bodeneingriffe mehrheitlich zerstört. Dies gilt auch für die Siedlungsbefunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit. In der Fassade war noch das Fundament eines Kernbaus des 13./14. Jh. n.Chr. erhalten. Das zugehörige Bodenniveau lag aber höher als die Oberfläche des modernen Bodens bei Grabungsbeginn.

Anthropologisches Material: Einzelknochen.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: C14, Bodenproben.
Datierung: archäologisch. 1. Jh. v.Chr.-3. Jh. n.Chr.; Mittelalter; Neuzeit.
KA ZH, W. Wild/Amt für Städtebau Zürich, Archäologie, M. Balmer.