LK 1147, 604785 / 208 530.
Höhe 288 m.
Datum der Bauuntersuchung: März-Juli 2013.
Neue Fundstelle.
Geplante Notdokumentation (geplante Umnutzung und Sanierung, drohender Abriss).
Siedlung.
Der ehemalige Gasthof Ochsen im Ortszentrum von Urtenen steht seit langem leer. Eine Stiftung bemüht sich um eine Sanierung des historischen Bauensembles. Um die Baugeschichte des Anwesens besser kennenzulernen und Strategien der Sanierung ausloten zu können, führte der Archäologische Dienst in enger Kooperation mit der Denkmalpflege eine bauarchäologische Voruntersuchung durch. Dies bot die Gelegenheit, erstmals im Kanton Bern einen historischen Gasthof zu erforschen. Zu Tage gefördert wurde eine komplexe Baugeschichte, deren Anfänge vor die erste Erwähnung von 1628 zurückreichen. Im Untergeschoss nachgewiesen ist ein Kernbau von 5.5 x 4 m Innenmaß. Regelmäßiger Mauerverband und kiesiger Kalkmörtel legen eine Datierung in das späte Mittelalter zwischen dem 14. und dem frühen 16. Jh. nahe. Das Gebäude über dem flach gedeckten Kellergeschoss kennen wir nicht. Ebenso ungeklärt bleibt die Frage, ob das Anwesen bereits in dieser Zeit als Taverne und Gasthof genutzt wurde. Wohl noch im 16. oder im frühen 17. Jh. erweiterte man den Keller um 4 m nach Norden; nach Westen erfolgte ebenfalls eine Erweiterung. Unter den bestehenden Stuben- und Küchenböden haben sich Fundamentreste des vergrößerten Gebäudes erhalten. In der jetzigen Ostwand stecken sogar noch Teile der aufgehenden Wand. Mit 10.6 x 7 m war das Erdgeschoss deutlich größer als der Keller. Anzunehmen ist ein zweistöckiges Anwesen, das nun sicher als die 1628 erstmals erwähnte Taverne Ochsen zu identifizieren ist. Die Raumgliederung im Erdgeschoss lässt auf eine großzügige Gaststube schließen, dahinter die Küche und auf der Rückseite die Stube bzw. Kammer der Wirtsleute. Bereits damals war das Erdgeschoss über den heutigen Längsgang erschlossen. Das Obergeschoss erreichte man vermutlich noch über eine Außentreppe und die Laube auf der Ostseite. Auch im Obergeschoss dürfte von Beginn an auf der Südseite ein Saal bestanden haben. Rückwärtig könnten die Kammern für die Gäste gelegen haben. Das heutige Obergeschoss geht allerdings erst auf eine Erneuerung in der Zeit um 1677 zurück. Dies deuten Dendrodaten zu den Eckständern an. Sämtliche Innen- und Außenwände waren zunächst mit Bohlen verschlossen, die in die Holzständer, Schwellen und Rähmbalken eingenutet waren. Im späten 18. Jh. wurden die Wandkonstruktionen in allen Hausteilen erneuert und durch Fachwerk mit wandhohen Streben ersetzt. Um den Kernbau gruppieren sich im Süden, Westen und Osten Anbauten. Letztere entstanden erst im ausgehenden 18. und im Laufe des 19. Jh. Bei diesen Baumaßnahmen wurde auffallend viel Altholz verwendet, auch ältere Bauteile aus dem Anwesen selbst kamen zum Einsatz. Aus zugehörigen Verfüllschichten stammen zahlreiche Funde charakteristisch für die gastgewerbliche Nutzung, sind die in großer Zahl Bruchstücke von Gläsern sowie einige Münzen, die unbemerkt zwischen die Bretter des Holzbodens geraten waren.
Archäologische Funde: Keramik, Glas.
Probenentnahmen: Dendrochronologie.
Datierung: bauarchäologisch; historisch; dendrochronologisch. 15./16.-20. Jh.
ADB, V. Herrmann.
Urtenen BE, Solothurnstrasse 53, Ochsen
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Urtenen-Schönbühl (Ehemalige Gemeinde: Urtenen)
Kanton
BE
Ort
Solothurnstrasse 53, Ochsen
Koordinaten
E 2604785, N 1208530
Höhe
288 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle
Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
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Datum Beginn
März 2013
Datum Ende
Juli 2013
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch, Historisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2014
Epoche
(Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik, Glas
Knochen
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Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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