LK 1146, 595 310/209 715. Höhe 522 m.
Datum der Grabung: 9.10.2013-8.8.2014.
Notgrabung (Neubau Tiefgarage). Größe der Grabung 310 m² Gräberfeld. Siedlung.
Bei der Begleitung der Erdarbeiten für eine Tiefgarage nördlich der Kirche wurden Skelette entdeckt. Die Rettungsgrabung auf sehr beengtem Raum erfolgte unter ständiger Begleitung durch Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Bern. Insgesamt wurden 342 Bestattungen geborgen, über 300 davon in stratigrafischem Zusammenhang.
Der älteste Befund ist eine rechteckige Grube von 2,60 x 2,80 m Fläche und 40 cm Tiefe, die mehrfach von jüngeren Grabgruben gestört war. Es handelt sich um ein frühmittelalterliches Grubenhaus. Radiokarbondaten aus den Einfüllungen der vier Eckpfosten fallen ins 7./8. Jh.
Nach der Aufgabe des Grubenhauses setzte möglicherweise bereits im ausgehenden 8. Jh., sicher aber im 9. Jh. die Nutzung des Areals als Bestattungsplatz ein. Stratigrafisch markieren zwei Grabgruppen den Beginn der Belegung. Eine umfasst drei Nord-Süd orientierte Gräber. Drei räumlich davon getrennte Nordost-Südwest gerichtete Gräber weisen Reste hölzerner Särge auf, möglicherweise von Baumsärgen. Erste Radiokarbondaten aus beiden Gruppen fallen ins 8./9. Jh.
Über den beschriebenen sechs ältesten folgen 286 mehr oder weniger Ost-West orientierte Bestattungen eines hochmittelalterlichen Friedhofs. Die Skelette ruhen in bis zu sechs Lagen übereinander und erlauben die Bildung von stratigrafischen Gruppen. Erste Radiokarbondatierungen lassen vermuten, dass die jüngsten Bestattungen im 10. oder 11. Jh. angelegt wurden. Zu diesem Zeitpunkt fand die Bestattungstätigkeit offenbar ein unvermitteltes Ende. Möglicherweise wurden bei einem Hochwasser durch den noch bis ins frühe 20. Jh. vorbeifließenden Bach Skelette freigespült. Die menschlichen Reste wurden mit einer Planierschicht wieder abgedeckt, auf welcher später eine Kirchhofmauer errichtet wurde. Letztere ist in ihrem Verlauf mehrfach abgeknickt; ihr Fundament ist 80-90 cm breit, das Aufgehende ist als Zweischalenmauerwerk von 60-70 cm Breite ausgeführt. Ein Lausanner Denier aus der unter der Kirchhofmauer liegenden Planie liefert einen terminus post quem für den Bau um etwa 1200. Die Mauer erfüllte wohl zusätzlich die Funktion einer Terrassierungsmauer nördlich der Kirche und sollte den Friedhof vor weiteren Hochwasserereignissen schützen. Sie weist denn auch verschiedene Ausbrüche auf, die vermutlich auf Unterspülungen zurückgehen. Die Mauer wurde laut einem alten Plan wohl erst 1903 für den Bau des heutigen Hauses an der Dorfstraße 13 abgerissen.
Innerhalb des umfassten Kirchhofs wurden 15 jüngere Bestattungen angelegt. Die Sonderbestattung eines Mannes in Bauchlage enthielt ein Messer und eine Münzbörse. Erste numismatische Untersuchungen deuten an, dass die Börse unter anderem Basler und Freiburger Pfennige des 16./17. Jh. enthält.
Unter der Kirchhofmauer haben sich zahlreiche Skelette von Kindern und sogar Neugeborenen erhalten. Der untersuchte Teil des Friedhofs von Schüpfen bietet nicht zuletzt deswegen einen einmaligen Einblick in die Bevölkerungsstruktur der mittelalterlichen Dorfbevölkerung. Die ungewöhnlich gute Erhaltung vieler Gräber geht auf den Brauch zurück, bei der Anlage neuer Gräber soweit als möglich auf ältere Bestattungen Rücksicht zu nehmen. Zahlreiche Grabgruben wurden nur soweit abgetieft, bis die Knochen der darunter liegenden älteren Bestattung sichtbar waren. So kommen im dicht belegten Friedhof teilweise bis zu sechs Skelette direkt aufeinander zu liegen, ohne dass sie sich gegenseitig wesentlich stören.
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Metall, Münzen, Lavez, Tierknochen.
Anthropologisches Material: 342 Skelette.
Probenentnahmen: C14, Makroproben, Mörtel, Holz.
Datierung: archäologisch; numismatisch; C14. 8.-17. Jh.
A D B, M. Ramstein.
Schüpfen BE, Dorfstrasse 13
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Schüpfen
Kanton
BE
Ort
Dorfstrasse 13
Koordinaten
E 2595310, N 1209715
Höhe
522 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
--
Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
310 m2
Datum Beginn
10 September 2013
Datum Ende
08 August 2014
Datierungsmethoden
14C, Numismatisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2015
Epoche
Mittelalter, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Glas, Metall, Metall (Münze(n)/Medaillen), Stein (Werkzeug), organisches Material
Knochen
menschliche Skelette
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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