LK 1068, 2620 765/1 265 000. Höhe 270m.
Datum der Grabung: 2.8.-29.10.2021
Bibliografie zur Fundstelle: JbAK 25, 2004, 111-178.
Geplante Notgrabung (Neubauprojekt). Grösse der Grabung ca. 1400 m².
Gräberfeld.

Ausgelöst durch ein Neubauprojekt auf dem Areal der ehemaligen Sägerei Ruder fand in diesem Jahr eine von insgesamt zwei Notgrabungen im Perimeter des Nordwestgräberfelds von Augusta Raurica statt. Ca. 30-50 m nördlich der römischen Ausfallstrasse in Richtung Basel konnten dabei rund 60 Bestattungen des 1. und 2. Jh. n. Chr. gefasst werden. Nebst den 41 Brandbestattungen sind insbesondere 15 Neonatenbestattungen sowie vier adulte Körpergräber hervorzuheben. Mit Ausnahme einer einzelnen Neonatenbestattung mit einer Beigabenmünze sind sämtliche Körperbestattungen beigabenlos, wohingegen bei den Brandbestattungen das übliche Spektrum an Beigaben festzustellen ist; hauptsächlich sekundär verbrannte und mehr oder weniger stark fragmentierte Gefässkeramik, aber auch vereinzelt vollständige Gefässe aus Keramik oder Glas, Öllämpchen, Münzen und Fibeln. Am östlichen Grabungsrand konnten ferner die Fundamente einer gut 31 m langen Mauer gefasst werden (Abb. 31). Es handelt sich dabei um eine bislang unbekannte Umfassungsmauer, die das Areal um den sogenannten Ehingerhof östlich der diesjährigen Grabungsfläche vom Rest des Gräberfeldes separiert. Im Süden der Grabungsfläche konnte zudem eine mehrfach verwendete Verbrennungsgrube freigelegt werden. Damit gelang zum ersten Mal die Entdeckung eines Kremationsplatzes im Nordwestgräberfeld.
Trotz des eher schlechten Erhaltungszustandes der archäologischen Befunde - das Gelände wurde spätestens im 17. Jh. überbaut und in der Folge gekappt und stellenweise tiefgreifend umgewälzt - lässt sich anhand des Grabplans eine grobe räumliche Organisation des Gräberfeldes erahnen. Auffällige Konzentrationen der Körpergräber legen nahe, dass bestimmte Bereiche des Areals für diese Bestattungsform bevorzugt wurden (Abb. 31). Die Grabbefunde sowie die verhältnismässig grosse Entfernung von der Strasse, nicht zuletzt aber auch der direkte Vergleich mit den Gräbern und Grabmonumenten der zweiten diesjährigen Notgrabung im Nordwestgräberfeld (Grabung Rheinlust 2021.055) sprechen dafür, dass die hier bestatteten Personen aus einer breiteren Bevölkerungsschicht stammen dürften.

Archäologische Funde: Architekturelemente, Buntmetall, Eisen, Glas, Keramik, Münzen; im Römermuseum Augst.
Anthropologisches Material: 41 Brandbestattungen, 19 Körperbestattungen. Teilweise bestimmt; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Schlämmproben, Mikromorphologie-Proben.
Datierung: archäologisch. Römische Zeit, 1.-2. Jh. n. Chr.
Augusta Raurica, J. Fankhauser.