LK 1131, 2681543/1 224398. Höhe 418 m.
Datum der Grabung: 9.7.-29.10.2021.
Datum der Bauuntersuchung: 7.10.2020-5.4.2022 (mit Unterbrüchen).
Bibliografie zur Fundstelle: Jans, E./Löckher, C. (2022) Unter Putz und Betonboden. Tugium 38, 32-33; Birchler, L. (1959) Die Kunstdenkmäler der Stadt Zug. KDM 6, 430-431. Basel.
Geplante Bauuntersuchung mit Grabung (umfassende Gesamtsanierung). Größe der Grabung ca. 50 m².
Wohn- und Geschäftshaus.
Das zweiraumbreite, dreiraumtiefe und drei Geschosse hohe Altstadthaus stammt mit diesen Dimensionen aus dem ersten Viertel des 16. Jh. Als Teil einer geschlossenen Häuserzeile wurde es zwischen den bebauten Nachbarparzellen errichtet. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten 2021/22 beinhalteten auch eine Teilunterkellerung im gassenseitigen Bereich, was eine archäologische Grabung erforderte. Dabei entstand ein 3 m hohes Profil, das in den unteren Schichten Bachschotter und eine darauffolgende Bodenbildung zeigte. Darüber befand sich eine über die gesamte Fläche dokumentierte, bis zu 50 cm mächtige ungeschichtete Ablagerung mit zahlreichen Keramikfragmenten, die, neben vereinzelten mittelalterlichen Scherben, mehrheitlich aus prähistorischer Zeit stammen. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine künstliche Aufschüttung. Über dieser befand sich eine mittelalterliche Planie. In dieser Planie wurden in der Fläche mehrere Strukturen dokumentiert. Davon blieben drei parallele ca. 1 m lange und 20-30 cm breite Gräben rätselhaft (Abb. 102). Diese lagen unmittelbar nebeneinander und waren mit Überresten eines Holzbrettes, Lehm und gewaschenen Kieselsteinen verfüllt, der Befund zeigte keine Brandspuren. An der Oberfläche der Planie ließen punktuelle rötliche Verfärbungen des lehmigen Erdbodens und Konzentrationen von Holzkohle auf Tätigkeiten im Zusammenhang mit Hitze und Feuer schließen. Ein Befund, der Reste einer Lehmstruktur mit Kieseln und deutlicher Brandrötung zeigte, könnte als gewerblich genutzter Ofen angesprochen werden - eine mit Hammerschlag verfüllte Grube weiter nördlich, konnte zwar in keinen direkten Zusammenhang damit gebracht werden, dennoch drängt sich die Interpretation des Befundes als Überreste einer Schmiede auf. Direkt unter dem modernen Betonboden kamen eine befestigte Feuerstelle bzw. die Reste eines Ofens zum Vorschein, der einer Nutzungsphase des bestehenden Gebäudes zuzuordnen ist, die jedoch noch nicht genauer datiert werden konnte.
Einzelne Mauerabschnitte zeugten von Vorgängerbauten, zudem bestätigten sie eine ehemalige, Nord-Süd verlaufende Fassadenflucht, welche bereits in den Nachbargebäuden dokumentiert werden konnte. Diese wird als Ehgraben gedeutet, der die heutige Häuserzeile ursprünglich in eine östliche und eine westliche Gebäudereihe teilte.
Spätestens das Gebäude aus dem 16. Jh. überbaute den Ehgraben. Es wurde als Steinbau errichtet, integriert jedoch im gassenseitigen Teil eine zwei Geschosse hohe Ständerkonstruktion in Form einer firstparallelen Binnenwand. Diese Fachwerkwand trennt die Kammern vom mittleren Hausbereich, war gangseitig verputzt und kammerseitig mit einem bauzeitlichen Brettertäfer verkleidet. Den Dendroproben aus dem westlichen, seeseitigen und dem östlichen Hausteil sprechen für eine etappenweise Erbauung oder eine insgesamt 10-jährige Bautätigkeit, bevor das gemeinsame, die gesamte Parzelle überspannende Giebeldach nach 1521 errichtet wurde. Die Innenraumgestaltung des 16. Jh. war repräsentativ, so hat sich im gassenseitigen Teil die Stube im ersten Obergeschoss mit Bohlenbalkendecke und Fenstersäule erhalten. Die großzügigen Räume an der Seeseite waren mit Wandmalereien, Tonplattenboden und Deckentäfer ausgestattet. In den folgenden Jahrhunderten wurden neue Böden, Wand- und Deckentäfer eingebaut, dabei blieben so manche Zeitzeugen zwischen den Böden erhalten. Neben den üblichen Funden, wie Knöpfe, kleine Metallgegenstände usw., konnten zahlreiche Papierdokumente, vorwiegend aus dem 18. Jh., während der Bauuntersuchung gerettet werden. Sie wurden gereinigt und an das Staatsarchiv Zug übergeben.
Archäologische Funde: Keramik, Metall, Papierdokumente aus dem 18. Jh.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Mikromorphologieproben aus Grabungsprofil, Mörtelproben, Dendroproben, C14-Proben.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch; C14. Mittelalter; Frühe Neuzeit. ¹⁴C. ETH-121229, 702 ± 22 BP, 1272-1381 CE, cal. 2 sigma; ETH-121230, 766 ± 25 und 786 ± 22, kombiniert 1226-1277 CE, cal. 2 sigma. Dendrochronologie: 1511-1521.
ADA ZG, C. Löckher.
Zug ZG, Unteraltstadt 22 (350.3)
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Zug
Kanton
ZG
Ort
Unteraltstadt 22 (350.3)
Koordinaten
E 2681543, N 1224398
Höhe
418 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Dendrochronologie, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
50 m2
Datum Beginn
09 Juli 2021
Datum Ende
29 Oktober 2021
Datierungsmethoden
14C, Dendrochronologisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2023
Epoche
(Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung (Wohngebäude)
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik, Metall, organisches Material
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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