LK 1145, 583 025/217 200. Höhe 428 m.
Datum der Grabung: 14.12.2006-16.5.2007, 2.8.2007-29.4.2008 und 19.8.2008-15.5.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: A. Hafner/J. Fischer/J. Francuz, Sutz-Lattrigen, Neue Station. Rettungsgrabungen in einer endneolithischen Pfahlbausiedlung am Bielersee. Archäologie Bern 2008, 76-79; A. Hafner/J. Fischer/J. Francuz, Sutz-Lattrigen, Neue Station. Rettungsgrabungen in der von Erosion bedrohten Pfahlbausiedlung. Archäologie Bern 2009, 110-113.
Geplante Notgrabung (Vorbereitung, Umgestaltung und Renaturierung des Ufers; Erosion). Grabungsfläche 5770 m².
Siedlung.
Die „Neue Station” wurde 1928 durch Theophil Ischer bekannt gemacht. Aus jenen Jahren stammen auch Fotografien und Pläne der Fundstelle, mit denen er Hausgrundrisse zu belegen versuchte. Sie wurden in der Literatur immer wieder aufgegriffen, und forschungsgeschichtlich handelt es sich um eine der ersten Distanzierungen von Ferdinand Kellers klassischer Plattform-Theorie. In den 1920er- und 1940er-Jahren wurden Ufermauern mitten durch die Fundstelle gebaut. Sie schützten die landseitig liegenden Fundschichten, das seeseitige Siedlungsareal hingegen ist einer starken Erosion ausgesetzt. Im Westteil der Fundstelle sieht die kantonale Uferschutzplanung den Abbruch der Ufermauer und eine Renaturierung des Ufers vor. Zudem soll eine öffentlich zugängliche Freizeitanlage errichtet werden (Stichzugang Seeuferweg). Mit der insgesamt etwa 22 Monate dauernden Rettungsgrabung wurden eine Fläche von annährend 6000 m² dokumentiert und 2846 Pfähle und 115 liegende Hölzer beprobt (Abb. 3). Im westlichen Teil der Fundstelle befindet sich ein Areal mit intakten Kulturschichten, das durch Schilf geschützt wird. Hier wurde auf eine Ausgrabung verzichtet. Damit der Zustand der Fundstelle in Zukunft weiter beobachtet werden kann, wurden Erosionsmarker installiert. Auch im östlichen Abschnitt des Siedlungsareals waren unmittelbar vor der Ufermauer noch letzte Reste einer intakten Fundschicht vorhanden; sie wurden ausgegraben, da sie der Erosion auf Dauer nicht standhalten würden. Der Grossteil der untersuchten Fläche präsentiert sich jedoch als erodiertes Pfahlfeld. Wie zu erwarten, handelt es sich bei der Mehrzahl der Funde um resistente Objekte wie Steinbeile, Silex und Knochen. Es wurden aber auch einige fast vollständige Lüscherzer Keramikgefässe geborgen. Sie sind insofern von Bedeutung, als diese Keramik in der Regel schlecht gebrannt ist und nur wenig komplette Gefässe vorliegen. Highlights sind organische Funde, unter anderem die Bodenpartien von Rindengefässen sowie mehrere Kupferobjekte. Schon im Oktober 2007 wurden zahlreiche, bis zu 7 m lange Konstruktionshölzer geborgen. Sie weisen aussergewöhnliche Bearbeitungsspuren auf und wurden im November 2007 zur Konservierung in das Labor des Musée d'archéologie et d'histoire Lausanne nach Lucens VD gebracht.
Die verschiedenen Dorfanlagen überschneiden sich nur wenig oder zeichnen sich aufgrund der Verwendung von anderen Holzarten auf dem Pfahlplan deutlich ab. Die bislang ältesten Spuren datieren in das Jahr 3391 v. Chr. und bestehen aus zwei land-seewärtig ausgerichteten Häusern, die mit einem Steg in Richtung heutiges Ufer versehen sind. Die folgenden Siedlungen wurden im 33. und 32. Jh. v. Chr. erbaut. Die Pfähle stehen zu dicht, als dass sich bereits vor der dendrochronologischen Auswertung Hausgrundrisse rekonstruieren liessen. Das erstaunlichste an diesen Dorfanlagen sind mächtige, bis zu 7 m breite Umfriedungen, die auf insgesamt fast 100 m Länge erfasst wurden. Sie sind in zwei Phasen gegliedert, und es dürfte sich bei der Konstruktion um eine Verteidigungsanlage handeln. Im westlichen Bereich der Fundstelle befinden sich jüngere, endneolithische Siedlungen des 29 und 28. Jh. v. Chr., zu denen sich auf dem Grundrissplan drei Pfahlreihen von Zäunen oder Palisaden sowie erste Hausgrundrisse abzeichnen.
Archäologische Funde: Keramik, Silex, Felsgestein, Knochen, Geweih, Rindengefässe, Holz.
Probenentnahmen: Hölzer für Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. Ermittelte Schlagphasen um 3391-3389 v. Chr., 3205-3197 v. Chr., 3133-3121 v. Chr., 2852-2843 v. Chr. und 2725 v. Chr.
Dendrochronologische Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
A D B, A. Hafner.
Sutz-Lattrigen BE, Neue Station
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Sutz-Lattrigen
Kanton
BE
Ort
Neue Station
Koordinaten
E 2583025, N 1217200
Höhe
428 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle
Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
5770 m2
Datum Beginn
14 Dezember 2006
Datum Ende
15 Mai 2009
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2010
Epoche
Jungsteinzeit/Neolithikum
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Stein, organisches Material (Holzobjekt)
Knochen
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Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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