LK 1070, 2658940/1259350 (Mittelpunktkoordinate des untersuchten Areals). Höhe ca. 357.8 m (Sohle Spitzgraben) bis ca. 359.2 m (OK frührömische Kulturschichten). Datum der Grabung: Februar und September-November 2019.
Bibliografie zur Fundstelle: S. Benguerel/V. Engeler-Ohnemus, Zum Lagerausbau im Nordwesten von Vindonissa. Veröff. GPV XXI, Brugg 2010.
Baggersondagen und anschließende Grabung vor Klinikneubau. Gesamtgröße des untersuchten Areals ca. 1' 850 m². Römisches Legionslager Vindonissa. Frühkaiserzeitliche Lagerumwehrung.
Die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) erstellen ab Frühjahr 2020 eine neue Forensik-Station im nordöstlichen Klinikareal ihrer Großparzelle Nr. 3018. Der projektierte Bauplatz, zuletzt als Wiese und Verkehrsfläche genutzt, gehörte lange Zeit zum Landwirtschaftsgebiet der ehemaligen Staatsdomäne Königsfelden, bevor er in den 1960er-Jahren mit Pavillons der Psychiatrischen Klinik überbaut wurde.
Bezogen auf die antike Situation liegt das Areal im Nordosten des römischen Legionslagers Vindonissa, etwa 100 m südsüdöstlich des steinernen Nordtors, im Bereich N-S orientierter Mannschaftsbaracken bzw. des römischen Lagerspitals (valetudinarium). Quer durch die geplante Baugrube verlief im frühen 1. Jh. n. Chr. ein hier W-O orientierter Spitzgraben eines frühen, wohl spätaugusteischfrühtiberischen Truppenlagers. Dieser Graben war erstmals 1938 erfasst worden, als das Areal unter Leitung von Christoph Simonett in den 1930er-Jahren flächig und bis auf die ältesten Holzbauspuren untersucht worden war. Kursorische archäologische Beobachtungen erfolgten 1967/69 im Zuge der genannten Pavillon-Neubauten, wobei der Spitzgraben erneut angetroffen wurde.
Vor dem eigentlichen Aushub der Baugrube war deshalb zu prüfen, ob nach den erwähnten Großgrabungen der 1930er-Jahre überhaupt noch Befundreste - insbesondere des tiefer reichenden Spitzgrabens - im Boden verblieben waren. Tatsächlich zeigte ein im Februar 2019 angelegter Sondageschnitt den Spitzgraben an der erwarteten Stelle, unter Humus und rückverfüllten Planien der Altgrabungen. Der zweite Sondierschnitt stieß auf eine massive römische Mauer, die zu einem Straßenkanal zwischen Mannschaftsbaracken und valetudinarium gehörte und nach den Grabungen von 1935-1938 stehen geblieben war.
Aufgrund dieser Situation wurde im Herbst 2019 eine Notgrabung auf einer Fläche von ca. 1' 850 m² durchgeführt, um entscheidende Ergänzungen zu den Befunden der Altgrabungen zu gewinnen (Abb. 37). Dazu gehörte auch die erneute Freilegung von Fundamentresten römischer Steinbauten. Dank ihrer tachymetrischen Einmessung können die Befunde der eindrücklichen großformatigen Grabungspläne von 1935-1938 nunmehr erstmals sicher georeferenziert und auf den aktuellen Kataster übertragen werden. Der Spitzgraben, dessen lehmig-kiesige Verfüllungen sich zumeist nur wenig vom anstehenden Boden abhoben, wies eine mittlere Breite von 5.5 m und eine Tiefe von max. 1.9 m auf, was dem antiken Befundausmaß sehr nahekommen dürfte. Dank mehrerer Profile und sedimentologisch begleiteter Handabträge konnte für die südliche, d. h. lagerseitige Spitzgrabenwand der sichere Nachweis einer lehmigen Böschungsbefestigung erbracht werden. Die spärlichen keramischen Funde aus dem recht einheitlich und offenbar schnell verfüllten Spitzgraben datieren in spätaugusteisch-frühtiberische Zeit, was dem bisherigen Kenntnisstand entspricht.
Südlich begleiteten den Spitzgraben zwei parallel verlaufende Pfostengräbchen mit einem mittleren Abstand von ca. 2.4 m, die zur Holzrahmen-Konstruktion der gesuchten Holz-Erde-Mauer gehörten. Ganz im Westen der Baugrube konnte schließlich das Ende des Spitzgrabens festgestellt werden, der hier in einem Grabenkopf auslief. Die Fortsetzung des Grabenverlaufs ist erst wieder ca. 15 m weiter westlich, und zwar dank eines 1942 festgestellten Teilstücks, gesichert. Südlich des Grabenkopfes fanden sich mächtige, in den anstehenden Kies gegrabene Pfostengruben mit vierkantigen Pfostennegativen, die zu einem Torturm mit lagerseitig zurückspringender Front gehören. Mit dieser erstmals festgestellten Spitzgrabenlücke und der damit verbundenen Torsituation ist ein wichtiger Anhaltspunkt für die Orientierung des ersten römischen Truppenlagers von Vindonissa gewonnen. Überraschend und neu ist dabei die Beobachtung, dass die spätere, zum Nordtor führende via decumana des jüngeren Legionslagers offenbar eine identisch orientierte Vorgängerstraße besaß.
Archäologische Funde: Wenig Siedlungsmaterial (Keramik, Münzen, Militaria). Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahmen: Sedimentproben, mikromorphologische Proben, Mörtelproben. Datierung: archäologisch. Römische Zeit, 1. Jh. n. Chr. KA AG, J. Trumm.
Windisch AG, Breite
Das Original-PDF ansehen
Detail des Fundberichts
Gemeinde
Windisch
Kanton
AG
Ort
Breite
Koordinaten
E 2658940, N 1259350
Höhe
358 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
--
Neue Fundstelle
--
Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
Mikromorphologie
Institution
--
Datum der Fundmeldung
--
Oberfläche (m2)
850 m2
Datum Beginn
01 Februar 2019
Datum Ende
30 November 2019
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
--
Publikationsjahr
2020
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung (Militärcamp)
Art der Untersuchung
--
Archäologische Funde
Keramik, Metall (Münze(n)/Medaillen)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
--
×