LK 1070, 2658 895/1 258 993. Höhe 358.8 m (OK erhaltenes Lagermauerfundament).
Datum der Grabung: April 2021.
Bibliografie zur Fundstelle: Trumm, J./Flück, M. (2013) Am Südtor von Vindonissa. Veröff. GPV XXII, 185-195 (zur Legionslagermauer). Brugg
Baggersondage vor geplanter Grossgrabung. Sondierte Fläche ca 8 m².
Legionslager Vindonissa. Lagermauer.

Auf dem bislang nur locker überbauten und derzeit grösstenteils von einem Autohändler belegten Areal zwischen Scheuergasse und Zürcherstrasse in Windisch ist eine grössere Überbauung mit gemeinsamer Tiefgarage vorgesehen. Bezogen auf die antike Situation mit dem Legionslager Vindonissa liegt der ca. 4100 m² grosse Bauperimeter der Parz. 773, 778 und 2378 unmittelbar südlich der südwestlichen Lagermauer mit vorgelagerten Spitzgräben und begleitender Kiesstrasse. Dieses Befestigungssystem des 1. Jh. n. Chr. ist durch detailliert ausgewertete Flächengrabungen, die 2003-2006 ca. 120 m weiter östlich durchgeführt wurden, wissenschaftlich gut erschlossen. Im Detail unklar ist jedoch der exakte Verlauf der Legionslagermauer im Bereich der heutigen Scheuergasse und ihrer westlichen Verlängerung, da hier bislang lediglich ältere Sondagen und Baubegleitungen mit unsicheren Vermessungen vorliegen.
Das Neubauprojekt rechnet mit einer Zufahrt zur Tiefgarage von Norden, von der heutigen Scheuergasse her. Um den Verlauf des römischen Lagerfundaments sicher zu ermitteln und vor nachfolgender Zerstörung zu sichern, wurde im April 2021 an der derzeit einzig zugänglichen Stelle, einem kleinen Wiesenstück südlich der Scheuergasse ein 3 × 2.8 m grosser und ca. 1.8 m tiefer Sondageschnitt angelegt. Wie erhofft konnte dabei die Südfront des West-Ost verlaufenden Lagermauerfundaments erfasst werden (Abb. 52). Die mörtellose Rollierung aus Bruchsteinen (ausschliesslich Hauptmuschelkalk) und Geröllen in fettem Lehm hatte sich unter modernen Störungen nur noch zwischen Niveau 358.6 und 358.8 m ü. M. erhalten. Datierende Elemente wurden bei der kleinflächigen Sondage nicht geborgen, doch spricht die bereits mehrfach im Legionslager beobachtete Bauweise mit fettem, graugrünem Lehm als Bindemittel für ein Bauwerk der 11. Legion, die zwischen ca. 71 und 101 n. Chr. in Vindonissa stationiert war. Nach den flächigen Grabungen 2003-2006 beim Südtor, gut eingemessenen Befunden von 1921/22 und im Detail nicht immer eindeutig interpretierbaren Sondagen von 1917 konnte dank der Sondage 2021 ein weiteres Teilstück der südlichen Umwehrung des Legionslagers Vindonissa exakt lokalisiert und nachfolgend auf dem Gesamtplan der castra legionis eingetragen werden.

Archäologische Funde: Wenig römische Keramik und Ziegelsplitter; eine neuzeitliche Münze.
Probenentnahmen: Gesteinsproben aus dem Lagermauerfundament: Hauptmuschelkalk (Autopsie durch Ph. Rentzel, IPNA Basel)
Datierung: archäologisch. Römische Kaiserzeit, vorwiegend 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.
KAAG, J. Trumm.