LK 1165, 575 481/197 475. Höhe 453 m.
Datum der Bauuntersuchung: September/Oktober 2010.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Schöpfer, Der Seebezirk II. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 95, Kanton Freiburg V, 174-176. Basel 2000
Geplante Bauuntersuchung (Instandsetzungsmassnahmen).
Wohn- und Geschäftshaus.

Im Zuge von Sanierungsmassnahmen in den Obergeschossen des Hauptgebäudes wurden begleitende Bauuntersuchungen vorgenommen. Das aufgrund seiner Grösse und Gliederung auffallende Haus an der Hauptgasse wurde vermutlich im frühen 18. Jh. mit Erd- und zwei Obergeschossen, gewölbtem Keller, Hof mit seitlicher Galerie und Treppenerschliessung sowie rückwärtigem Anbau errichtet. Das niedrigere dritte Obergeschoss entstand erst 1859 durch Anhebung der äusseren Dachflächen.
Die beiden bauzeitlichen Obergeschosse wiesen ursprünglich den gleichen Grundriss auf: Strassenseitig befanden sich drei Räume, von denen der mittlere breiter und mit Fachwerkwänden von den seitlichen getrennt war. Hofseitig lag die Küche, ein weiterer Raum sowie ein Korridor, der sich in einer den Hof flankierenden Galerie fortsetzte. Galerie und die daneben liegende Steintreppe erschliessen das Haus. Auf der Rückseite mündet die Galerie in eine weitere Kammer, wo sich ursprünglich die Latrine befunden haben dürfte. Im Vorderhaus ist das erste Obergeschoss weitgehend entkernt, lediglich die durchgehende Deckenbalkenlage mit Ausnehmungen an der Stelle der früheren Zwischenwände und der hofseitige Raum mit Resten barocker Farbfassungen sind erhalten. Hingegen ist die ursprüngliche Aufteilung im zweiten Obergeschoss mitsamt bauzeitlicher Ausstattung (Täfer, Türen, Fayence-Kachelofen usw.) noch weitgehend vorhanden.
Das im 19. Jh. ausgebaute dritte Obergeschoss entspricht dem unteren Geschoss der ursprünglichen Dachkonstruktion. Auf Kehlbalkenlage wurden neue Sparren mit flacherer Neigung angesetzt; ansonsten ist das qualitätvolle Dachwerk des frühen 18. Jh. komplett und in gutem Zustand erhalten. Es handelt sich um ein Sparrendach mit zweifacher Kehlbalkenlage, einem liegenden Stuhl im ersten Dachgeschoss (in den Wänden des dritten Obergeschosses sichtbar) sowie stehenden Stühlen und Steigbändern im oberen Bereich. Die Verbindungen sind geblattet und gezapft. Die einzelnen Gespärre weisen eine durchgehende Nummerierung mit römischen Ziffern auf (sichtbar auf der Oberseite der Kehlbalken); daneben folgen die drei Bundachsen einer eigenen Zählung (I-III). Fast jeder Balken der Bindergespärre ist systematisch mit der Ziffer und zusätzlichen Fähnchen, je nach Position im Gespärre, gekennzeichnet. Beidseits befand sich bereits ursprünglich ein Schopfwalm. Ein interessantes Detail ist ein gewendelter Kamin im Dachgeschoss, der sich von der Lage in der Zwischenwand des zweiten Obergeschosses mittels 90°-Drehung auf die Zwischenräume der Kehlbalken ausrichtet.

Probenentnahmen: dendrochronologische Proben (LRD10/R6469PR).
Datierung: bauhistorisch; archivalisch.
AAFR, D. Heinzelmann.