LK 1131, 681 665/224 400. Höhe 427 m.
Datum der Untersuchung: 8.8.2005-18.4.2007.
Bibliografie zum Bauwerk: L. Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug. 2, Die Kunstdenkmäler von Zug-Stadt, 24. Basel 1935; V. Luthiger, Die Nachbarschaft St. Oswald in Zug. Zuger Kalender 89, 1944, 45-47; A. Boschetti-Maradi, Bemerkenswerte Zuger Tonplattenböden. 24. Bericht der Stiftung Ziegelei-Museum 2007,23-32.
Geplante Untersuchung (Umbau).
Siedlung.
Das Haus St.-Oswalds-Gasse 10 steht an zentraler Stelle im Gebiet der Zuger Stadterweiterung von 1478 und 1536, vis-à-vis der Kirche St. Oswald. Es wurde im Jahr 2007 umfassend renoviert und archäologisch untersucht.
Die Ergebnisse lassen sich provisorisch wie folgt zusammenfassen: Unterhalb des heutigen Strassenniveaus fanden sich im Keller des Hauses Reste eines präurbanen Bachlaufs des 11./12. Jh. (ETH33624: 895土50 BP). Der Bach wurde entweder bei der Stadtgründung im 13. Jh. oder beim Ausbau der Stadtbefestigung im 14. Jh. weiter nördlich im Burgbachkanal gefasst. Das erste nachweisbare Bauwerk war ein bis heute in weiten Teilen erhaltener zweigeschossiger Bohlen-Ständerbau auf einem Erdgeschoss in Ständerkonstruktion, dendrochronologisch datiert ins Jahr 1446/47 (Abb. 48).
Das Haus ist somit 35 Jahre älter als die benachbarte Kirche St. Oswald und die Stadterweiterung. Seine Grundfläche misst beachtliche 130 m². Um 1500, vermutlich beim Bau des westlich angrenzenden Gasthauses „zum Schwert“, wurde der Westteil des Hauses unterkellert und in Stein ausgeführt. Um 1590-1601 erfolgte der dritte tiefgreifende Umbau: Die Nordfassade wurde in Stein ausgeführt, und dem Haus wurde ein drittes Obergeschoss mit Festsaal in Fachwerkkonstruktion aufgesetzt. Dabei drehte man die Firstrichtung um 90° in die heute noch bestehende Richtung Ost-West.
Im Jahr 1640 kaufte die Stadt das Haus und richtete darin den Pfarrhof ein. Aus dem Festsaal wurde der Kapitelsaal für das Dekanat Zug, und das Haus erhielt eine teilweise Ausmalung. Weitere Umbauten des 18.-20. Jh. konnten bis ins Detail untersucht und dokumentiert werden, u.a. der Umbau des Kapitelsaals zur Bibliothek um 1805 und dessen Renovation 1839.
Bemerkenswert ist der große Bestand an Fundstücken aus den Hohlräumen zwischen den Decken und Böden, darunter 131(!) Münzen des 15.-20. Jh. (nebst einigen wenigen Münzfragmenten). Das Gros des Münzfundes (über 70%) stammt aus dem 17. Jh. und 18. Jh., darunter eine Goldmünze aus Württemberg. Auffallend ist die hohe Zahl der Prägungen Zugs (über 20% des Gesamtbestandes). Älteste Zuger Münze ist ein Haller aus der ersten Prägeperiode 1564-1584. Einen ebenso hohen Anteil am Gesamtbestand machen die Prägungen Luzerns aus (27 Münzen der Prägezeit 1471-1846). Gut vertreten sind ferner die Münzherrschaften Basel (9 Stück), Zürich (12 Stück) und Ulm (11 Stück). Die Münzen des 15. Jh. machen 9% des Gesamtbestandes aus. Die ältesten bislang identifizierten Stücke sind Prägungen der Zürcher Fraumünsterabtei (Angster um 1400), der Stadt Zürich (Angster 1424), Bern (Angster 1400-1421) und St. Gallen (Angster 1424). Sie gingen frühestens einige Jahre bis Jahrzehnte nach ihrer Prägung im Obergeschoss des 1447 erbauten Hauses verloren. An münzähnlichen Objekten fanden sich außerdem zehn Blei-Zinnmarken, fünf Pilgermuscheln aus Messing und ein Caravacakreuz (doppelbalkiges Anhängekreuz mit Amulettcharakter).
Probeentnahmen: C14, Archäobiologie, Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch, historisch, dendrochronologisch, numismatisch, C14; Mittelalter, Neuzeit.
K A Z G, A. Boschetti-Maradi, X. Näpflin und S. Doswald.
Zug ZG, St.-Oswalds-Gasse 10
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Zug
Kanton
ZG
Ort
St.-Oswalds-Gasse 10
Koordinaten
E 2681665, N 1224400
Höhe
427 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
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Analysen
14C, Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
130 m2
Datum Beginn
08 August 2005
Datum Ende
18 April 2007
Datierungsmethoden
14C, Dendrochronologisch, Historisch, Numismatisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2008
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
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