LK 1072, 2694 731/1 257 507. Höhe 569 m.
Datum der Grabung: 9.5., 25.5.-3.6., 15.8.2020.
Bibliografie zur Fundstelle: Drack, W. (1958/59) Lindau (Bez. Pfäffikon), Winterberg. Ehem. Blasiuskapelle auf Bläsihof. 1. Ber. ZD, 1958/59, 39-41. Zürich; Gubler, H.M. (1978) Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Bd. 3. Die Bezirke Pfäffikon und Uster, 125f. Basel; Müller, Th. (1995) Lindau. Bläsihof. Bauernwohnhaus, ehem. Kapelle St. Blasius Vers. Nr. 845. 11. Ber. ZD, 1983-1986, 89f. Zürich.
Geplante Notgrabung (Terrassen- und Parkplatzbau, Mehrfamilienhaus). Größe der Grabung 117 m².
Gräber. Sonstiges.

Die heute als Wohnhaus genutzte St. Blasius Kapelle wird in den Jahren 2020/2021 renoviert und an der Südwestecke mit einer 10.45 m langen und 3.5 m breiten Terrasse ausgestattet. An der südlichen Parzellengrenze sollen Parkplätze angelegt werden.
Erstmals wird die Kapelle 1223 aktenkundig. Nach der Reformation wurde sie profaniert und erfuhr in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Umbauten und Unterkellerungen. Zuerst als Ökonomiebau genutzt, wurde sie Ende des 19. Jh. zu einem privat genutzten Wohnhaus.
Die im Rahmen der Baubegleitung des Terrassenaushubs angetroffenen Gräber erbrachten erstmals den Nachweis eines Friedhofs im Umfeld der ehemaligen Kapelle. Bei der nachfolgenden kleinen Flächengrabung konnte ein Teilbereich des Friedhofs mit zwölf Gräbern rund 2 m südlich des Kirchenschiffs freigelegt werden. Zehn Skelette fanden sich in situ, zwei Gräber enthielten umgelagerte Gebeine. Die auf drei Lagen angetroffenen Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage befanden sich mehrheitlich unter einem seit dem 19. Jh. belegten Kleingarten und waren zumeist Nordost-Südwest ausgerichtet. Die beiden oberen Gräberlagen waren von 10-30 cm Gartenhumus bedeckt und neuzeitlich gestört. Die C14-Daten von drei beprobten Skeletten verweisen auf eine Nutzung des Areals als Bestattungsplatz vom ausgehenden 12. Jh bis zum Ende des 14. Jh.
Der mehrheitlich schlechte Erhaltungszustand der Skelette und das kurze zur Verfügung stehende Zeitfenster bedingten einen Verzicht auf anthropologische Untersuchungen. Eine nachträgliche Begutachtung von fünf Skeletten zeigte, dass es sich bei diesen Individuen tendenziell um Männer handelte. Drei der fünf Skelette dürften das 30. Lebensjahr nicht erreicht haben, zwei Erwachsene waren zum Todeszeitpunkt mutmaßlich älter als 30 Jahre.
Eine unmittelbar an die Südfassade der ehemaligen Kapelle angrenzende 4.7 × 1 × 0.9 m große Grube wies in ihrer Verfüllung umgelagerte Skelettreste von mindestens drei Individuen auf. Die von der Grubensohle entnommene Holzkohleprobe datiert ins ausgehende 9. bis 10. Jh. (890-990 n. Chr., cal. 2 sigma). Möglicherweise steht die Grube im Zusammenhang mit einer frühen Bauphase der Kapelle.
Rund 15 m südlich der ehemaligen Kapelle förderten die Aushubarbeiten für die geplanten Parkplätze eine aus Bollen- und Kieselsteinen bestehende Steinrollierung mit wannenförmigem Querschnitt auf einer Fläche von 16 × 6 m zutage. Das von der Oberfläche geborgene Material datiert ins 15. und 19. Jh. Es dürfte sich bei der Rollierung um die Fortsetzung der 1953 rund 50 m südwestlich der Parzelle angetroffenen Steinsetzung handeln, die als mittelalterliche Straße angesprochen wurde. Spätestens im Verlauf des 19. Jh. wurde die Rollierung aufgegeben und überdeckt.

Archäologische Funde: Ofenkeramik, Geschirrkeramik, Baukeramik, Glas, Eisen.
Anthropologisches Material: Skelettmaterial.
Probenentnahmen: C14 aus menschlichen Knochen und Holzkohle. Datierung: historisch; archäologisch. Mittelalter; Neuzeit; 15.-20. Jh. - C14. ETH-110 294, 629 ± 22 BP , 1296-1397 AD, cal. 2 sigma; ETH-110 295, 620 ± 22 BP , 1300-1398 AD, cal. 2 sigma; ETH-110 296, 812 ± 22 BP , 1184-1273 AD, cal. 2 sigma; ETH-110 297, 1117 ± 17 BP , 890-990 AD, cal. 2 sigma.
K A Z H, S. Aschwanden.