LK 1070, um 658 710/259 080. Höhe 360 m.
Datum der Grabung: 2.11.1998-21.5.1999.
Bibliographie zur Fundstelle: R. Bellettati/Ch. Meyer-Freuler, Vindonissa: Ein aufschlussreiches Profil im Osttrakt des Klosters Königsfelden. JberGPV 1994, 5-35; JberGPV 1998, 102ff.
Geplante Notgrabung bzw. Aushubbegleitung (Leitungssanierung). Grösse der Grabung ca. 140 m² und ca. 450 Laufmeter.
Legionslager.

Ausgelöst durch Bundessubventionen zur Förderung des Bauwesens wurden im Bereich des Klosters mit den Bernerbauten die Abwasserleitungen ersetzt und im Trennsystem (Regenwasser von Schmutzwasser getrennt) teilweise neu verlegt. Dazu wurde auf der Weide unmittelbar westlich der Remise des Gutsbetriebes für das Regenwasser eine grössere Versickerungsanlage (Versickerungs-Galerie) neu erstellt, für die vorübergehend eine Grube von rund 25 m Länge, 5-6 m Breite und 4 m Tiefe ausgehoben werden musste. Durch die Leitungen und die Versickerungsanlagen entstanden grössere Gräben und Gruben namentlich in der archäologisch noch weitgehend unberührten Südwest-Ecke des römischen Legionslagers. Die Graben-Gesamtlänge für die tiefer liegende Schmutzwasser-Kanalisation betrug rund 430 m bei einer Aushubtiefe zwischen 0.8-2.5 m.
Die grosse Grube für die Versickerungsgalerie wurde in vier Abschnitten stufenweise maschinell abgetragen und jedes Mal archäologisch nachuntersucht und dokumentiert; ebenfalls abschnittweise wurden die Gesamtprofile erhoben. Auch der Leitungsgraben wurde abschnittweise ausgehoben. Der maschinelle Aushub wurde archäologisch begleitet, anschliessend die Profile geputzt, dokumentiert und stellenweise nachuntersucht. Dabei reichten die Untersuchungen in der Regel nicht tiefer als die baubedingte Grabensohle, d.h. im Bereich der Kanalisationsgräben nie in die frühen Schichten. Lediglich der letzte, südöstliche Abschnitt für den Anschluss an die Ortskanalisation in der Dorfstrasse reichte in grosse Tiefe, konnte aber wegen der Grabenverspriessungen nur eher grob und stichprobenartig untersucht und dokumentiert werden.
Die Versickerungsgalerie liegt wenig südlich der West-Ost verlaufenden Lager-Hauptstrasse (Via principalis) rund 60 m westlich des «Tribunenhauses A» (dazu R. Fellmann, Die Grabungen im Legionslager Vindonissa im Jahre 1954/55. JberGPV 1954/55, 5ff.). Ausserdem ergab die Grube für die Versickerungsgalerie mit geringem Abstand eine südliche Verlängerung des Profils von der Trockenlegung der Ostfassade des Frauenkloster-Osttraktes (JberGPV 1993, 61: Windisch-Kloster Königsfelden 1993 [V.93.6]; R. Bellettati u. Chr. Meyer-Freuler, Vindonissa: Ein aufschlussreiches Profil im Osttrakt des Klosters Königsfelden. JberGPV 1994, 5ff.).
Die Erhaltungsbedingungen in diesem Gebiet sind für Windischer Verhältnisse aussergewöhnlich gut. Im Graben für die Versickerungsgalerie wurden ab einer Tiefe von 1.5 m die bis 0.5 m hoch erhaltenen aufgehenden Mauern eines sorgfältig errichteten und verputzten lagerzeitlichen Steinbaus freigelegt, aber auch die bereits 1930 dokumentierte Kloster- oder Berner-zeitlichen Tonröhrenleitungen erneut angetroffen. Der römische Steinbau erlebte mindestens eine Umbauphase. Darunter lagen die ebenfalls sehr gut und z.T. noch im Aufgehenden erhaltenen Holzbaureste „gerader“ Holzbauten, deren Wände teilweise mehrfach verputzt wurden. Zuunterst ließen sich einzelne „schräg“ verlaufende Gräbchen nachweisen sowie in der äußersten Nordostecke der Aushubgrube der Ansatz eines Grabens (oder einer langen Grube?) mit V-förmigem Profil, der eine ältere/älteste Benutzungsschicht durchschlägt; seine Tiefe beträgt 1.3 m, seine Breite muss mit etwa 3.7 m rekonstruiert werden.
Im westlich abgehenden Kanalisationsgraben waren die Erhaltungsbedingungen weiterhin gut: Es mussten stellenweise Mörtelgussböden und aufgehende Mauern mit Wandbemalung durchschlagen werden. Weiter nach Westen und Nordwesten stieß man bei abnehmender Grabentiefe vermehrt auf Baureste des mittelalterlichen Klosters und der neuzeitlichen Berner Hofmeisterei. Verschiedene Stränge mittelalterlicher und neuzeitlicher unterirdischer Wasserkanäle fielen besonders auf. (Weitere Angaben im JberGPV 1999).

Datierung: archäologisch. 1. und 2.Jh. bzw. mittelalterlich/neuzeitlich.
Aargauische Kantonsarchäologie, F. Maier.