LK 1047, 2611 530/1 267 350. Höhe 270 m. Datum der Grabung: 17.1.-9.5.2022 Bibliografie zur Fundstelle: Laur-Belart, R. (1944) Basel, Münsterplatz. JbSGU 35, 72-78; Berger, L. (1972) Das spätkeltische Oppidum von Basel-Münsterhügel. Bisherige Untersuchungen und Ausblick. Archäologisches Korrespondenzblatt 2, 2, 159 163; Furger-Gunti, A. (1979) Die Ausgrabungen im Basler Münster I. Die spätkeltische und augusteische Zeit (1. Jahrhundert v Chr.). Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 6. Derendingen-Solothurn; Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 80, 1980, 266-269; JbAB 2004, 2006, 56; JbAB 2010, 2011, 35-36; Deschler-Erb, E. (2011) Basel-Münsterhügel am Übergang von spätkeltischer zu römischer Zeit. Ein Beispiel für die Romanisierung im Nordosten Galliens. Materialhefte zur Archäologie in Basel 22. Basel; Hagendorn, A./Rentzel, Ph./Pümpin, Ch./Lanzicher, A. F. (2017) Neue Erkenntnisse zur spätlatène- und frühkaiserzeitlichen Strasse auf dem Münsterhügel. JbAB 2016, 104-127; Lanzicher, A. F. (2017) Strassennutzung als Beleg der Siedlungskontinuität. Ergebnisse der Grabung Münsterplatz 1+2 (2001/46) auf dem Basler Münsterhügel; JbAS 100, 69-108.

Geplante Notgrabung (Leitungs- und Schachtbau sowie Sanierung Baumstandort). Grösse der Grabung ca. 100 m². Siedlung. Unmittelbar nördlich des Basler Münsters liegen unter dem Kleinen Münsterplatz bis zu 1.8 m mächtige archäologische Schichten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Orten auf dem Münsterhügel sind diese nicht durch mittelalterliche und jüngere Gebäudefundamente gestört. Um diese wertvolle archäologische Quelle zu schützen, wurden die aktuellen Bodeneingriffe - bedingt durch Verlegen von Leitungsgräben und die Sanierung eines Baumstandortes - soweit als möglich in die Verfüllung von Sondierungsgräben aus dem Jahr 1944 gelegt. Damals wurden, finanziert durch ein kantonales Arbeitsbeschaffungsprogramm, auf dem Kleinen und Grossen Münsterplatz gegen dreissig Sondierschnitte angelegt und dabei unter anderem die römische Strasse freigelegt. Zwischen 1974 und 2009 fanden rund um den Platz mehrere, teilweise grossflächige Grabungen statt; zu Beginn der 1970er-Jahre war zudem das spätlatènezeitliche Oppidum auf dem Münsterhügel entdeckt worden. In Anbetracht des zwischenzeitlichen Wissenszuwachses versprach die diesjährige Untersuchung eine punktuelle Neubeurteilung der damals gegrabenen Profile. Der Aushub der gestörten Bereiche innerhalb der alten Sondierschnitte erfolgte maschinell. Intakte Schichten konnten im Bereich einiger tiefer reichender Schächte ergraben werden. Über dem anstehenden, verlehmten Terrassenschotter kamen spätlatènezeitliche Schichten, Pfostenstellungen und eine Kiesschotterung - wohl zu einem kleinen Weg oder Platz gehörig - zum Vorschein. Darüber folgte ein mächtiges frührömisches Schichtpaket mit Lehmböden, Feuerstellen, Pfostenstellungen, Balkengräbchen, flachen Gruben und mehreren Lagen aus abgelegtem Fachwerklehm. In einem der Schächte konnte die Oberkante der frührömischen Strasse sowie die Kofferung der spätantiken Nachfolgerin gefasst werden. Aus letzterer Epoche kamen zudem zwei Mauerfundamente sowie einzelne Pfostengruben zum Vorschein. Frühmittelalterliche Schichten konnten nicht beobachtet werden; die Siedlungsreste dieser Epoche dürften weitgehend einer hochmittelalterlichen Geländekappung zum Opfer gefallen sein. An ihrer Stelle finden sich ausgedehnte, feinlagige Schichten aus verwittertem, rotem Buntsandstein, welche vom Bau des Münsters stammen dürften. In der Nähe des Pisoni-Brunnens kam ferner ein hellbrauner, stellenweise verbrannter Lehm zum Vorschein. Dieser erinnert zwar an die Glockengussgrube aus dem 15. Jh., die 1978 und 2010 am südöstlichen Abschluss des Kleinen Münsterplatzes untersucht werden konnte, scheint stratigrafisch aber älter zu sein. Verschiedene Mauerfundamente und Dolenmauern sind jüngeren Datums. Dazu gehört ein massiver, mit Backsteinen ausgekleideter Latrinenschacht aus dem 19. Jh., der zur Münsterbauhütte gehört haben dürfte, die sich damals auf dem Kleinen Münsterplatz befand. Der Platz besteht heute aus einem Gartendenkmal. Dessen Bäume werden aufgrund von Bodenverdichtung und Klimawandel in einigen Jahren zu ersetzen sein. Dies wird umfangreiche Bodeneingriffe und eine entsprechende Grossgrabung nach sich ziehen. Bereits nächstes Jahr wird es zum Umbau der Informationsstelle beim Murus Gallicus an der Rittergasse 4 und einer kleinen Grabung auf der Berme kommen. In der Folge ist in den nächsten Jahren mit neuen Einblicken in die Besiedlung des Münsterhügels, insbesondere in der Spätlatène- und frührömischen Zeit, zu rechnen.

Archäologische Funde: Keramik, Münzen, Fibeln, Eisen und Buntmetall. Anthropologisches Material: Zwei Neonaten-Knochen. Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahme: Mikromorphologie; Mörtelproben. Datierung: archäologisch; historisch. Spätlatènezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit ABBS, J. Wimmer.