LK 1033, 2715 100/1280930. Höhe 397 m. Datum der Gebäudeuntersuchungen: 18.5.-12.10.2016. Bibliografie zur Fundstelle: A. Raimann/P. Erni, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau 6, Der Bezirk Steckborn, = Die Kunstdenkmäler der Schweiz 98, 363. Bern 2001
Bauuntersuchung und dendrochronologische Datierung.
Altstadt.

Da im Areal des sogenannten Turmhofs, dem Wahrzeichen Steckborns, größere Umbauarbeiten vorgesehen sind, nahm das Amt für Archäologie in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege bauarchäologische Untersuchungen vor. Sie betreffen hauptsächlich zwei Bauten an der Seestraße, das sogenannte Kaufhaus und die Schmitte. Für beide ist aufgrund historischer Quellen bekannt, dass sie kurz nach der Übernahme des Freisitzes mit Turm aus dem 13. Jh. durch die Stadt 1639 anstelle von Vorgängerbauten neu errichtet worden waren.
Das Kaufhaus (Seestraße 82) steht anstelle eines Torkels; ein urkundlich überliefertes Baudatum von 1645 wurde durch mehrere Dendrodaten von einem Unterzug im Erdgeschoss (nach 1637) bis zu Deckenbalken im 2. Obergeschoss (1644) bestätigt. Für die Erwähnung, dass der Bau "uff die starkh muren in dem duorn hoff", also auf älteren Grundmauern gebaut wurde, fehlen im Baubestand eindeutige Belege. Da neben dem Dach (nach 1865) auch im Erdgeschoss (1948) massive Eingriffe besonders aus den letzten beiden Jahrhunderten festzustellen sind, verwundert dies wenig. Im Rahmen der kommenden Umbaumaßnahmen wird im Erdgeschoss besonders darauf zu achten sein, ob sich gegen das östlich direkt angebaute Nachbarhaus ältere Mauerteile identifizieren lassen.
Den Bau der sogenannten Schmitte (Seestraße 84) gab die Stadt 1648 in Auftrag. Das Baudatum wird durch Dendrodaten von Dachstuhl (1647) und weiteren um die Mitte des 17. Jh. datierten Bauhölzern bestätigt. Umbauten im Erdgeschoss um 1749 stehen vielleicht in Zusammenhang mit einem Brand 1737 im damals als Zeughaus genutzten Gebäude. Auch dieses Gebäude könnte auf älteren Mauerteilen errichtet worden sein. Der Abbruch eines Anbaus aus dem 20. Jh. im Norden der Schmitte wurde daher für eine kleine Sondiergrabung genutzt. Es zeigte sich, dass die Sockelmauer des Erdgeschosses im Nordwesten teilweise aus Bollensteinen besteht und tief fundiert ist. An sie stößt eine mindestens 1,8 m tief fundierte und etwa 4 m hohe Mauer, die heute das Areal des Turmhofs gegen die westlichen Nachbarbauten begrenzt. Ob es sich hierbei um die Hofmauer des Freisitzes handelt, wird zu prüfen sein.

Archäologische Funde: Gefäß- und Ofenkeramik, Eisenfragmente. Faunistisches Material: viele Großtierknochen.
Probenentnahmen: Holzproben zur Jahrringanalyse (Kaufhaus 24 Proben; Schmitte 23 Proben).
Datierung: archäologisch (Funde): 18./19. Jh. - dendrochronologisch: Kaufhaus: nach 1637; nach 1641; 1644; nach 1727; nach 1865; 1948. Schmitte: 1645, 1647; nach 1647; 1749.
Amt für Archäologie Thurgau.