LK 1070, 658 520/258 915. Höhe 360 m. Datum der Grabung: 2.-12.4.2002. Bibliographie zur Fundstelle: ASA NF 5, 12ff.; Laur-Belart 1935, 74ff.; Jber. GPV V.92.5, 97.3, 98.5. Geplante Sondierung (Großüberbauung). Insgesamt rund 260 m Baggergräben. "Forum".

Eine in den nächsten Jahren geplante Überbauung auf einem der größeren noch unbebauten Areale in Windisch veranlasste die Kantonsarchäologie, großflächige Sondierungen durchzuführen. Die zukünftige Bauparzelle, welche heute größtenteils mit Schrebergärten belegt ist, liegt im Hof des traditionellerweise als "Forum" bezeichneten Baukomplexes vor dem Westtor des Legionslagers, also im städtischen Bereich von Vindonissa. Das "Forum" in Vindonissa war eines der größten römischen Gebäude in der Schweiz. Der auf vier Seiten von Portiken eingefasste langrechteckige Hof umschloss mit Seitenlängen von 105 x 115 m eine Fläche von rund 12000 m². Bereits bei den ersten Ausgrabungen im Jahr 1902 wurden der Grundriss und die wesentlichen baulichen Elemente erfasst. Die umlaufende, von Säulen getragene Portikus war 7 m breit angelegt und hofseitig mit einem gemauerten Abwasserkanal ausgestattet. Hinter dem gedeckten Säulengang waren auf mindestens zwei Seiten kleine Räume kammerartig aufgereiht. In Analogie zu anderen öffentlichen Großbauten, wie z.B. dem Südforum in Augusta Raurica, hat man sich die Nutzung der Räume als Ladenlokale und Werkstätten innerhalb einer großen Marktanlage vorzustellen. Mit der Errichtung des steingebauten "Forums" ist aufgrund eingemauerter Ziegel der 21. Legion frühestens in den 40er‑Jahren des 1. Jh. zu rechnen. Das riesige Bauvolumen der mindestens zweistöckigen Anlage (Treppenaufgang!) lässt am ehesten an eine Bauzeit während der Stationierung größerer Truppeneinheiten in der 2. Hälfte des 1. Jh. denken.
Zur Planung einer zukünftigen Ausgrabung wollten wir mittels gezielter Sondierschnitte die Lage allfälliger Bauwerke innerhalb des Hofraumes und an dessen zwei Schmalseiten abklären. Aus bautypologischen Überlegungen kamen eine seitliche Basilica, ein Tempel und ein zentraler Marktbau in Betracht. Die auf einer gesamthaften Länge von 260 m angelegten Baggergräben haben jedoch keinen Nachweis für das Vorhandensein solcher Bauwerke erbracht. Mit Ausnahme der bereits bekannten Nordportikus waren überhaupt keine steinbauzeitlichen Baubefunde erkennbar. Wir müssen uns den Innenbereich demzufolge als riesigen unbebauten Hofraum vorstellen.
Das Gehniveau des Innenhofes bestand aus einem verdichteten, mit viel Kies durchsetzten braunen Silt. Die Mächtigkeit dieser Planie, die sich 40-50 cm unter der heutigen Oberfläche befindet, variiert zwischen 10 und 30 cm. An einer Stelle auf der südlichen Hofseite gelang der Nachweis einer zweiphasigen Benutzung. Die ältere Schicht fällt durch ihre starke Brandrötung auf. Sie könnte in Zusammenhang mit dem Abgang eines 1986 entdeckten Holzvorgängers der Marktanlage entstanden sein, der genau auf der Baulinie des späteren Steinbaus gelegen hat. Seine genaue Datierung ist nicht bekannt. Die Bauweise in Holz mit Pfostengräbchen lässt an eine Entstehung im 2. V. 1. Jh. denken. Weitere Angaben im Jahresbericht der Gesellschaft Pro Vindonissa 2002

Datierung: archäologisch. 1.-2. Jh. KA AG, Th. Pauli-Gabi und R. Bellettati.