LK 1135, 757 077/225 673. Höhe 461 m.
Datum der Grabung: 2./3.5. und 23.6.-27.7.2006.
Neue Fundstelle.
Ungeplante Notgrabung (Bau Mehrfamilienhaus). Grösse der Grabung ca. 30 m².
Siedlung. Gräber.

Während der routinemässigen Kontrolle eines Aushubs für ein Mehrfamilienhaus auf einer oberhalb der Kapelle St. Peter gelegenen Parzelle kamen Gruben und vom Bagger teilweise zerstörte Skelette zum Vorschein. Da sich die Relikte am Rand der Baugrube befanden, konnten die Bauarbeiten ohne zeitliche Verzögerung parallel zu den archäologischen Untersuchungen fortgeführt werden. Diese beschränkten sich auf eine 11 m lange und 2 m breite Sondierfläche zur Abklärung der Situation.

Zu den jüngsten Zeugnissen gehören die sorgfältig gemauerten, ca. 85 cm breiten Fundamente eines Gebäudes, dessen Westseite wegen früherer Störungen fehlt. Die Ostwand ist im Innern 4.75 m lang. Mehrere grosse Pfostenlöcher deuten auf einen hölzernen Vorgängerbau hin. Über den Verwendungszweck der Bauwerke gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Möglicherweise aus der gleichen Zeit stammt eine 4 × 2 m grosse Grube, die sich 3 m südlich des Mauergevierts befand. In deren Auffüllung kamen mittelalterliche Keramikscherben und der Abbruchschutt eines Kachelofens zum Vorschein (Abb. 36). Die Funde datieren in das 12./13. Jh.

Nun schon das dritte Jahr in Folge stiessen die Archäologen in Schaan an Orten, an denen sie damit nicht gerechnet haben, auf Gräber. Nach den frühmittelalterlichen Bestattungen «Im Reberle» (JbSGUF 89, 2006, 285) und «Im Winkel» (JbSGUF 88, 2005, 389f.) sind 2006 in der Reberastrasse weitere sechs Gräber freigelegt worden: ein Neugeborenes, zwei Kinder und drei Erwachsene. Während das wahrscheinlich älteste Skelett Südwest-Nordost orientiert war, lagen die restlichen fünf Nord-Süd oder Süd-Nord ausgerichtet. Die Ränder der Grabgrubensohlen waren sorgfältig mit Steinen ausgekleidet. Da die Bestatteten keine Beigaben aufwiesen, wurden zwei Gräber einer C14-Analyse unterzogen. Sie sind nach Ausweis der Stratigraphie älter als die mittelalterlichen Gebäude und die Grube. Die Nähe zum römischen Kastell und zur frühchristlichen Kirche St. Peter (sie sind nur ca. 80 m entfernt), die Steineinfassungen der Grabgruben und das Fehlen von Beigaben deuten darauf hin, dass möglicherweise eine romanische Familie hier ihre letzte Ruhestätte gefunden hat.

In den Grabeinfüllungen kamen immer wieder vereinzelt urgeschichtliche Scherben zum Vorschein. Erst nach dem Bergen der Skelette stellte sich heraus, dass diese Keramik aus einer Schicht stammen, die sich unter allen Gräbern und Gruben hindurch zog.

Der Fragmentierungsgrad der Scherben lässt jedoch keine genauere Datierung innerhalb der Urgeschichte zu. Auf Schaaner Gemeindegebiet sind bisher nur wenige Fundgegenstände dieser Zeitstellung bekannt: Fragmente von Keramik- und Bronzegefässen vom «Krüppel» sowie Tonscherben und ein Bronzedolch aus dem Kastellareal. Die neuen Funden tragen Wichtiges zur Kenntnis der Siedlungsgeschichte von Schaan bei.

Anthropologisches Material: Bestimmung durch M. Lörcher.
Faunistisches Material: noch unbestimmt.
Probenentnahmen: menschliche Knochen und Holzkohle für C14 Datierung; archäobotanische und Holz-Proben.
Datierung: archäologisch; C14. Urgeschichte; Mittelalter.
Gräber: ETH-33006: 1170 550 BP; ETH-33010: 1160 ± 45 BP.
Gruben: ETH 33007: 900 ± 45 BP; ETH-33008: 940 ± 45 BP; ETH-33009: 805 ± 45 BP; ETH-33011: 875 ± 50 BP.
Landesarchäologie, Hochbauamt FL, U. Mayr.