LK 1070, 658 300/259 270. Höhe 350.50 m.
Datum der Grabung: 6.6.-30.11.2006.

Bibliographie zur Fundstelle: Jber.GPV 1956/57, 75; 2000, 62f.; 2003, 52f.; 2005, 71 f.

Geplante Notgrabung (Überbauung Vision Mitte).
Grösse der Grabung ca. 1000 m². Siedlung (vicus/canabae).
Das Grabungsgelände liegt im Westquartier der Zivilsiedlung zum Legionslager Vindonissa, unmittelbar nördlich der Ausfallstrasse nach Augusta Raurica. Nach Abtrag des Schuttes eines 1972 abgerissenen Bauernhauses zeigte sich, dass ein nicht genau abschätzbarer Teil der römischen Schichten fehlte, im Bereich der Strasse weniger, weiter nördlich mehr.
Es wurden vier aneinander gebaute Streifenhäuser von 9 m Breite und bis zu 21 m Länge angeschnitten, die im Laufe der Zeit verschiedene Um- und Neubauten erfahren hatten, wobei die Parzellengrenzen stets beibehalten wurden. Die Überbauung setzt im mittleren 1. Jh. n. Chr. mit einer Holzbauperiode ein, die, wohl in flavischer Zeit, durch eine erste Steinbauperiode ersetzt wurde.
Im Grundriss am besten erhalten - nicht aber in den dazugehörigen Horizonten und Fundschichten - waren die Häuser der zweiten Steinbauperiode, die bis ins 2. Jh. reichen dürfte. Zumindest sie wiesen gegen die Strasse hin eine Portikus auf, die, mit Pfeilern errichtet, ein ungewöhnlich monumentales Erscheinungsbild hatte. Hinter den Häusern fanden sich zahlreiche tiefe Gruben. Sie dürften in ihrer Primärfunktion mehrheitlich zur Vorratshaltung von Lebensmitteln in der Erdkühle gedient haben. Als sie aufgegeben wurden, verfüllte man sie mit Abfall. Dieser war offensichtlich z. T. stark mit organischen Bestandteilen versetzt, so dass es in der Folge zu grossen Setzungen kam.
In den so entstandenen Mulden sind höher gelegene Schichten und Strukturen erhalten geblieben, die andernorts fehlen. Der frühesten Phase sind Stellen mit gehäuftem Schmiedeabfall zuzuweisen, die z. T. von den ersten Bautätigkeiten stammen dürften.
Eine in die verfüllten Gruben im Hinterhofbereich planierte Abfallschicht enthielt viele Hornzapfen und Fussknochen von Rindern, die das Gerben von Häuten alter Arbeitstiere bezeugen. In einer Grube kam eine weitere Schicht mit Abfall aus einer Gerberei zum Vorschein, die indes Leder von jungen Tieren, Schafen, evtl. auch Ziegen, produziert hatte. Eine weitere Grube enthielt erstaunlich viele Hitzesteine, deren Zweck bzw. Interpretation vorerst unklar ist.

Archäologische Kleinfunde: u.a. Keramik, Hammerschlag und Schmiedeschlacken, Münzen.
Faunistisches Material: Tierknochen, u.a. Gerbereiabfall.
Probenentnahmen: Schlämmproben; Sedimentproben; Holzkohle für C14-Messung.
Datierung: archäologisch. 1.-2. Jh. n. Chr.; Neuzeit.
KA AG, C. Schucany und R. Gubler Cornelissen.