LK 1070, 658 530/264 557. Höhe 364.60 m. Datum der Grabung: 2.-20.11.2009. Bibliografie zur Fundstelle: JbSGU 47, 1958/59, 197f.; JbSGUF 70,1987,232. Ungeplante Notgrabung (Neubau Einfamilienhaus). Grösse der Grabung ca. 200 m². Gutshof.

Der unangemeldete Bau eines Einfamilienhauses im westlichen Bereich des bekannten römischen Herrenhauses in Villigen löste eine Notgrabung aus. An der östlichen Grenze der Grabungsfläche wurde der äusserste Westtrakt der Villa erfasst. Die erfolgten Untersuchungen belegen eine zweiphasige Bauentwicklung. Zu der ersten Bauphase gehörte ein risalitartig hervorspringender Baukörper von 6.50 m Seitenlänge. Die steinernen Sockelmauern weisen auf einen Ständerbau hin. Gehniveaus dazu haben sich nicht erhalten bzw. waren in der zweiten Bauphase entfernt worden.
Auf einen baulichen Niedergang folgte die zweite Bauphase. Diese zeichnete sich durch das Entfernen des vorausgehenden Fussbodens sowie durch die weitgehende Erneuerung des vorhandenen Baubestandes und durch dessen Verdichtung aus. Die neuen Baukörper waren in sehr einfacher Holzbauweise errichtet. Dafür wurde das ehemalige Nutzungsniveau bis knapp oberhalb der bestehenden Fundamentunterkante abgetieft. Im älteren Gebäudeteil wurde ein steinernes Pflaster zusammen mit einer bodenebenen Feuerstelle mit Turnerstein eingebracht. Die Feuerstelle setzte sich aus wiederverwendeten Ziegeln und polierten Steinplatten, möglicherweise aus der aufgegebenen Hypokaustanlage, zusammen.
Ein neuer, abgetiefter Raum wurde unmittelbar nördlich, durch den Bau einer leichten Mauer, angefügt. Letztere, eine Holz- oder Fachwerkwand, war gegen die Westmauer des vorspringenden Baukörpers gesetzt und setzte auf einer einlagigen Steinunterlage auf. Ein feiner Kalkkiesbelag bildete den Fussboden. Beide Baukörper wurden im Westen von einem L-förmigen und nach Westen hin abgewinkelten 1.70-2.20 m breiten Vorraum flankiert. Diese wiederum abgetiefte Konstruktion versah man mit einer dünnen Planie, die als Laufhorizont diente. Da keine Mauer bzw. Wandreste angetroffen wurden, ist anzunehmen, dass es sich um einen offenen, gedeckten Vorraum handelte.
Ein Brand dürfte die Ursache für die Auflassung des beschriebenen Bautraktes gewesen sein. Eine unterschiedlich dicke Brandschicht lag auf den Fussböden. Das Fehlen von Ziegelschutt, die geringe Menge an Mauerversturz sowie die grosse Anzahl an ausgeglühten Nägeln belegen eine leichte Bauweise mit Weichbedachung. Nach der Auflassung der Anlage, die im 3. Jh. erfolgte, zerfiel das Gebäude allmählich. Ein natürlich entstandener und bis an die Südmauer reichender Wasserarm verursachte den Einsturz des Bautrakts. Die Anlage verschwand unter mehreren, bis zu 80 cm mächtigen Kolluvien.

Archäologische Funde: Keramik, Metall, Münze (Marc Aurel/Commodus?) Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahmen: Holzkohle. Datierung: archäologisch. 2./3. Jh. KA AG, L. Galioto und D. Wälchli.