LK 1066, 601 175/259 260. Höhe 369 m.
Datum der Grabung: 5.7.-26.11.2001. Fortsetzung der Grabung des letzten Jahres.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 84, 2001, 268f.; ADSO 6, 2001, 76f.
Geplante Notgrabung (Wohnbauprojekt). Grösse der Grabung ca. 400 m². Heiligtum/Schmiede/Wassermühle. Gräberfeld (s. Mittelalter). In Fortsetzung der letztjährigen Grabung wurden im oberen Teil des Bauareals weitere Gräber des frühmittelalterlichen Friedhofes sowie der südliche Teil des römischen Gebäudes freigelegt. Wegen seines Grundrisses wurde es als gallo-römischer Tempel angesprochen. Dieser stand auf dem höchsten Punkt des Kleinen Büels, der als sanfte Geländeerhebung in der Fortsetzung des Grossen Büels in die Ebene des Birsigtals hinausreicht. Er gehörte wahrscheinlich zum römischen Gutshof, dessen Hauptgebäude sich etwa einen halben Kilometer entfernt, unter dem heutigen Dorf am Fusse des Juras befand (JbSGUF 84, 2001, 246).
Erhalten sind nur noch die Fundamente. Die Cella mass 4 × 4 m und war einmal völlig erneuert und um einen Meter nach Osten versetzt worden. Sie lag nicht genau im Zentrum der Anlage, wahrscheinlich bildete die Ostseite die Schauseite. Das äussere Mauergeviert mass 14 m in der Ost-West-Richtung und wahrscheinlich ebenso viel in der Nord-Süd-Richtung. Die genaue Breite der Anlage ist jedoch nicht bekannt, da die Mauerfundamente durch verschiedene, wahrscheinlich neuzeitliche Störungen abgebrochen waren. Eine genauere Datierung oder eine Zuschreibung an eine bestimmte Gottheit ist wegen der fehlenden Funde nicht möglich.
Parallel dazu wurden im unteren, nördlichen Teil des Bauareals die Überreste einer Schmiede und einer Wassermühle ausgegraben. Aufgrund einer Fundmeldung von M. Efler aus Rodersdorf hatten wir hier noch im letzten Jahr verschiedene Sondierschächte ausgehoben und in einem davon zahlreiche Schmiedeschlacken gefunden. Wie sich bei der Ausgrabung zeigte, gehörten sie zu einer rund 8 m langen und bis zu 3 m breiten Schutt- und Abfallschicht, die sich von der Schmiede aus hangabwärts ausdehnte. Von der Werkstatt selbst ist relativ wenig erhalten. Zwei grosse, 7 m voneinander entfernte Pfostenlöcher sagen vielleicht etwas über die Dimensionen des Gebäudes aus. Dazwischen lag etwa in der Mitte eine langrechteckige Grube, deren eine Längsseite mit Steinen verstärkt war. Brandspuren waren keine feststellbar. Weitere kleine Pfostenlöcher gehörten wohl zur Inneneinrichtung der Schmiede. Die Menge und die Art der Produktionsabfälle machen klar, dass die Werkstatt nicht weit entfernt gewesen sein kann. Die insgesamt rund eine Tonne Schlacken und Eisenabfälle belegen eine intensive Werkstatttätigkeit, die nach Ausweis der übrigen Funde während einer Zeitspanne von vielleicht fünfzig bis hundert Jahren dauerte. Charakteristisch für römische Schmiedewerkstätten sind die grosse Menge von Tropfenschlacken, die nach dem Gewicht mehr als die Hälfte aller Schlacken ausmachen. Dazu kommen über tausend Kalottenschlacken und Herdwandfragmente sowie kleine Eisenstücke, bei denen es sich um übrig gebliebene Reste von Barren und Halbfabrikaten handelt. An Werkzeugen liegen zwei Spitzmeissel und ein Fragment eines Schleifsteins vor.
Daneben bietet das Fundmaterial einen guten Querschnitt durch das Fundgut einer römischen Besiedlung, inklusive Bronzefibeln, Terra Sigillata und Resten von Glasgefässen. Sogar ein eiserner Fingerring mit Gemme wurde gefunden.
Unterhalb der Schmiede stand einst eine römische Wassermühle. Nach Cham ZG-Hagendorn und Avenches VD-En Chaplix handelt es sich erst um die dritte, die für die Schweiz nachgewiesen ist. Der aus Steinen und Ziegeln gebaute Mühlkanal war 4 m lang und 30-40 cm breit. Wie einige in situ gefundene Eisennägel zeigen, waren seine Wände ursprünglich mit Holzbrettern verschalt. Im oberen Teil wies der Kanal ein sehr starkes Gefälle und eine Höhendifferenz von 1.5 m auf. Dies entspricht dem maximalen Durchmesser des Wasserrades, wenn man von einer oberschlächtigen Anlage ausgeht. Bei einem mittel- oder hinterschlächtigen Wasserzufluss könnte das Rad grösser gewesen sein. Auf eine mehrphasige Anlage deuten ein zweites Kanalstück, ein sekundär verbauter Mühlstein und mehrere Kalkablagerungshorizonte. Der Zufluss erfolgte wohl über Holzkanäle, von denen jedoch nichts erhalten ist. Oberhalb der Mühle floss das Wasser durch eine rechteckige Schleuse mit zwei Schiebern, mit denen der Wasserfluss geregelt und überschüssiges Wasser in einen Überlauf östlich des Mühlkanals geleitet werden konnte.
Unterhalb des Mühlkanals floss das Wasser frei in einer breiter werdenden Geländerinne ab. Die Mühle selbst stand in einer zwei mal drei Meter grossen Grube, die neben dem Kanal in die Hangböschung eingetieft war. Den genauen Standort markierten vier Pfostenlöcher, die zusammen ein Quadrat von 1.4 m Seitenlänge bildeten. Von der Holzkonstruktion ist sonst nichts erhalten, ausser zahlreichen Eisenobjekten und -fragmenten aus der untersten Schicht dieser Grube. Erwähnenswert sind spezielle Winkeleisen, bei denen das eine Ende als Nagel ausgeschmiedet war. Die gleichen Winkeleisen wurden in der Mühle bei Avenches gefunden. Sie sind offenbar charakteristisch für römische Wassermühlen. Ihr genauer Verwendungszweck bleibt vorderhand unklar. Neben dem oben erwähnten Mühlstein, der vollständig mit Kalksinter überzogen ist, wurden kleine Fragmente eines Mühlsteins aus Basalt gefunden. Sonstige Kleinfunde, die eindeutig zur Mühle gehörten, sind selten, und lieferten bislang keine Datierungshinweise. Nach Ausweis der Stratigraphie ist die Wassermühle älter als die Schmiede, die ihrerseits durch die Keramikfunde ungefähr in die zweite Hälfte des 1. Jh. n. Chr. datiert wird.
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Probenentnahmen: Erdproben aus dem Bereich der Schmiede und der Mühle.
Datierung: archäologisch. 1. Jh. n. Chr.
KA SO, P. Harb.
Rodersdorf SO, Klein Büel
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Dettagli della cronacha
Comune
Rodersdorf
Cantone
SO
Località
Klein Büel
Coordinate
E 2601175, N 1259260
Altitudine
369 m
Numero del sito cantonale
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Numero dell'intervenzione cantonale
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Nuovo sito
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Campionamento
campioni di sedimenti geoarcheologici
analisi
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istituzione
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Data della scoperta
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Superficie (m2)
400 m2
Data di inizio
05 luglio 2001
Data di fine
26 novembre 2001
Metodi di datazione
archeologico
autore
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Anno di pubblicazione
2002
Epoca
Impero romano
Tipo di sito
cultuale/religioso (santuario), funerario (cimitero), funerario (gruppo di tombe, indeterminato), funerario (tomba), artigianale/industriale (fabbrica)
Tipo di intervenzione
Scavo (Scavo di salvataggio)
Mobiliare archeologico
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ossa
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materiale botanico
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