LK 1053, 713 311/270 012. Höhe 415 m.
Datum der Grabung: 26.8.-31.10.2014
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 97, 2014, 228 (mit älterer Literatur). Geplante Notgrabung (Bau eines Einfamilienhauses). Grösse der Grabung 1000 m²
Siedlung, römische Villa.

Weil ein Neubau geplant war, nahm das Amt für Archäologie auf einer Nachbarparzelle des 2013 entdeckten Badegebäudes eines römischen Gutshofs Sondierungen vor. Rechtwinklig zur heutigen Bühlstrasse wurden auf der Parzelle 738 zwei 13 m lange Schnitte angelegt. In beiden kamen direkt unter dem Humus mehrere Mauern und Mörtelgussböden zum Vorschein, weshalb die gesamte vom Bauprojekt betroffene Fläche untersucht wurde. Bereits nach dem maschinellen Abhumusieren zeigte sich, dass sich ein römisches Gebäude über den grössten Teil der heutigen Parzelle erstreckt. In der Folge wurde ein 20 m breiter Bau auf einer Länge von mindestens 26 m freigelegt. Etwas breitere Grundmauern definieren hier den langrechteckigen Gebäudegrundriss, der sich gegen Westen bis an eine heutige Geländekante erstreckt und dazu leicht schräg liegt. Der Erhaltungszustand der Strukturen war auf dem Plateau im Bereich der Bühlstrasse besser als nahe der Geländekante, wo nur noch der Fundamentbereich mit ein, zwei Lagen lose verlegter Flusskiesel vorhanden war. Weiter im Norden wurden Teile des aufgehenden vermörtelten Mauerwerks dokumentiert. Mörtelgussböden waren hier flächig erhalten. Raubgruben und beinahe ausgebrochene Mauerabschnitte zeugen aber davon, dass der Bau nach seiner Auflassung als «Steinbruch» genutzt worden war.
Der langrechteckige Bau weist eine komplexe Innenaufteilung auf. Entlang der Südwestmauer liegen drei Räume, die von einem 1,5 m breiten Durchgang erschlossen wurden. Fast über die gesamte Fläche des südöstlichen, 5,5 x 7 m grossen Raums waren noch Reste des originalen Mörtelgussbodens erhalten. Nach Nordwesten folgen ein 5,5 x 4 m und ein 5,5 x 5,5 m grosser Raum. Fragmente von bemaltem Wandverputz zeugen von deren gehobener Ausstattung. Diese Dreiteilung wird auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges spiegelgleich wiederholt; im mittleren und südöstlichen Raum waren wiederum Reste eines Mörtelgussbodens erhalten. Hier jedoch wies der mittlere Raum einen zweiten Ausgang auf, der vermutlich in einen angrenzenden Innenhof führte. An der Südostmauer folgte ein 3,5 x 6 m grosser Raum mit Mörtelgussboden. Auf der anderen Mauerseite wurden an zwei Stellen Annexbauten gefasst. Ganz im Südwesten befand sich ein halbrunder Raum mit einem Durchmesser von 5,5 m; 7 m von ihm entfernt wurde eine mindestens 2,5 x 7,5 m grosse Raumgruppe freigelegt. Von zwei Räumen war einer mit einer Feuerstelle aus Suspensuraplatten ausgestattet - vielleicht eine Küche.
Eine geophysikalische Messung Anfang Dezember 2014 zeigte unter der Bühlstrasse die Fortsetzung der Grundmauern. Insgesamt dürfte das Gebäude also wohl 50 m lang sein. Nach Ausweis von Grösse und Ausstattung handelt es sich um das Hauptgebäude des Gutshofs. Die Funde weisen auf eine Nutzung im 2. und 3. Jh. n.Chr. Während den Aushubarbeiten für den Neubau kam 1 m unter den römischen Strukturen eine ca. 20 cm starke, nur lokal erhaltene Brandschicht zum Vorschein. In Absprache mit der Bauunternehmung wurde sie auf einer Fläche von 4 m² archäologisch untersucht. Im schwarzbraunen, holzkohledurchsetzten Silt mit vereinzelten verbrannten Kieseln wurde klein fragmentierte, schlecht erhaltene Keramik gefunden, darunter Bruchstücke von Epi-Rössener Kugelbechern.

Archäologische Funde: bemalter Wandverputz, Grob- und Feinkeramik, Baukeramik, Metallobjekte, darunter Münzen aus dem 1.-4. Jh. n.Chr.
Faunistisches Material: wenige Tierknochen. Probenentnahmen: Holzkohle für Holzartenbestimmung und C14-Datierung, Sedimentproben. Datierung: archäologisch. Epi-Rössen; 1.-4. Jh. n.Chr.
Amt für Archäologie TG.