LK 642 380/260 450. Höhe 374 m.
Datum der Grabung: 2.6.-28.10.1998.
Geplante Notgrabung (Neubau Einfamilienhäuser). Grösse der Grabung ca. 1700 m².
Siedlung.

Im Vorfeld einer Überbauung wurde anlässlich einer Sondierung ein umfangreiches spätbronzezeitliches, frühmittelalterliches und spätmittelalterliches resp. frühneuzeitliches Siedlungsareal entdeckt. Daraufhin führte die Kantonsarchäologie eine grössere Ausgrabung durch, bei der rund 500 mutmassliche Pfostenstellungen zum Vorschein kamen, von denen sich bei der Überprüfung mittels Schnitten rund 300 als eindeutige Pfostengruben und/oder -negative erwiesen. Durch die bis in die Neuzeit reichende, intensive Nutzung des Gebietes als Siedlungsareal und Ackerland kam es über weite Flächen zu ständigen Umlagerungen der Fundschichten. Dennoch gelang es vor allem im Westteil der Grabungsfläche, aufgrund stratigraphischer Überlegungen und der Zuweisung datierender Funde ganze Gebäudegrundrisse zu rekonstruieren und dem Frühmittelalter zuzuweisen.
Aus dem 12./11. Jh. v. Chr. stammen die ältesten Befunde. Dabei handelte es sich um mehrere Pfostennegative und mit Keramik verfüllte Gruben der Spätbronzezeit. Die dazugehörige Kulturschicht war durch die jüngere Bautätigkeit stark gestört und zum Teil abgetragen, was die Rekonstruktion ganzer Gebäudegrundrisse verunmöglichte. Eine der Gruben war von Pfostenstellungen umgeben, was auf eine Nutzung als Grubenhaus oder Kellergrube hinweist. Eine andere Grube besass einen rechteckigen, ca. 1,0 × 2,7 m grossen Grundriss und wies an den Rändern und Wänden deutliche Spuren von Feuereinwirkung auf. Sie war mit brandgeröteten Kalksteinen und einzelnen Knochen verfüllt. Sie dürfte somit als Werk- oder Kochgrube gedient haben.
Herausragendes Grabungsergebnis (Abb. 39) ist ein grosses frühmittelalterliches Gehöft aus der Zeit des 8./9. Jh. Es setzte sich aus einem älteren und einem jüngeren grossen Hauptgebäude mit Feuerstelle und aus mehreren Nebengebäuden zusammen. Das ältere Hauptgebäude war Nord-Süd ausgerichtet und wies einen zentralen Teil von 6 × 12 m auf. Im Süden lag eine runde Feuerstelle. Verzierte und gewölbte Lehmreste lassen einen Ofen vermuten. Der zentrale Gebäudeteil zeichnete sich im Gegensatz zu der üblichen Pfostenbauweise durch das Vorhandensein von Wandgräbchen aus. Ob sie die tragenden Pfosten oder aber Schwellbalken aufnahmen, blieb unklar. Die Nordseite des Gebäudeteiles wies kein Wandgräbchen auf; stattdessen fanden sich in der Verlängerung seiner Längsseiten auf 6 m Länge Pfostenstellungen. Auch parallel zum westlichen Wandgräbchen fanden sich Pfostenstellungen. Sie zeugen von einem Vorbau an der Wetterseite des Gebäudes. Zusammen mit den in Pfostenbauweise erstellten Teilen mass der Bau 9 × 18 m. Dieses ältere Gebäude wurde durch einen ausserordentlich grossen Pfostenbau von 15 × 24 m abgelöst, der Ost-West ausgerichtet war. Er war mehrschiffig und wies rund 50 Pfosten auf, von denen einige einen Durchmesser von bis zu 50 cm besessen haben, wie die Negative zeigen. Im Inneren des Pfostenbaus fand sich eine 1,5 × 2 m grosse, durch Hitzeeinwirkung verziegelte Lehmfläche, eine Herdstelle.
Rund 25 m von den Hauptgebäuden entfernt lagen zwei in den anstehenden Kalkschotter abgetiefte Grubenhäuser. Das grössere (3 × 4 m) wies in der Ecke ein Pfostennegativ auf. In der Verfüllung der Grube lag neben Keramik, Lavaez und Knochen auch ein Webgewicht, das auf eine Nutzung des Gebäudes als Webhütte deutet. Das geringfügig kleinere zweite Grubenhaus besass im Gegensatz zum grösseren zusätzlich zwei Firstständer; über der gesamten Länge der nördlichen Längswand erstreckte sich ein Balkennegativ.
Nordöstlich der Grubenhäuser zeichnen sich weitere, grössere Pfostenbauten ab; ihre Zuweisung ins Frühmittelalter ist bisher noch nicht gesichert. In den frühmittelalterlichen Befunden kamen immer wieder Eisenschlacken zum Vorschein, die auf Eisenverarbeitung deuten. Zu erwähnen ist ferner, dass der Siedlungsplatz an einem Hohlweg liegt, der heute noch den Namen 'Erzweg' trägt. Der Weg führt zum nahen 'Fürberg', der für seine im Mittelalter genutzten Erzvorkommen bekannt ist.
Im Ostteil der Grabungsfläche fand sich ausser den spätbronzezeitlichen und frühmittelalterlichen Befunden ein gemauerter Keller. Er besass Ausmasse von 5,5 × 5,5 m und seine Mauern waren noch in einer Höhe von 1,7 m erhalten. Die Mauern trugen Spuren einer intensiven Brandeinwirkung. Damit im Zusammenhang steht eine Brandschuttschicht mit Funden des 15. Jh. Nach dem Brand wurde der Keller wiederhergestellt und die Mauern mit Verputz versehen. Funde aus der Verfüllschicht des Kellers belegen eine Nutzung, die bis ins 19. Jh. reichte. Der Keller gehörte zu einem Gehöft, von dem nur noch eine rechtwinklige Kalksteinsetzung als Unterlage für Schwellbalken zeugte. Dieses Fundament lässt sich anhand von Keramik und verbrannten Ofenkacheln an das Ende des 15. Jh. datieren.

Archäologische Kleinfunde: Keramik (u.a. Spinnwirtel, Webgewicht, Ofenkacheln), Glas, Metall, Knochen.
Probenentnahmen: Erdproben, Eisenschlacken.
Datierung: Archäologisch. 12./11. Jh. v. Chr., 8./9. und 15. Jh. n. Chr.
Aargauische Kantonsarchäologie, H. Huber und G. Lassau.