LK 1150, 665 700/211 580. Höhe 435 m.
Datum der Grabung: 1.9.-28.11.2008 (erste Etappe).
Geplante Notgrabung (Sanierung Belag und Werkleitungen). Grösse der Grabung ca. 320 m².
Siedlung.

Im Zuge der Gesamtsanierung des Mühlenplatzes werden 2008/2009 sämtliche Werkleitungen ersetzt und die Pflästerung erneuert, was eine weitflächige archäologische Untersuchung des 1600 m² großen Platzes auslöst. Bereits erste Sondierungen im April 2008 bestätigten die Vermutung, dass der Mühlenplatz bei der Stadtwerdung Luzerns nicht als Platz konzipiert war, sondern erst im Verlauf des Mittelalters durch den Verzicht auf eine hölzerne Häuserzeile entstand. Ob diese Gebäude bei ihrem Abbruch im Spätmittelalter noch intakt waren oder ob sie etwa nach einem Brand nicht wieder neu errichtet wurden, muss derzeit noch offenbleiben. Sicher aber ist, dass mit dem Befund eine gezielte «städtebauliche» Maßnahme erfasst ist, mit welcher im Umfeld von Stadtmühlen und Marktgebiet der größte Platz der Luzerner Altstadt geschaffen wurde. Eine gesicherte Datierung dieses Aktes ist noch nicht möglich, beim momentanen Arbeitsstand kann der Abbruch der Häuserzeile hypothetisch in die Zeit um 1400 gesetzt werden.
Die Grabungsetappe 2008 erlaubte einen ersten Einblick in die fünf obersten (östlichsten) Gebäude der wohl im 13. Jh. entstandenen Häuserzeile. Bei den mehrphasigen Holzhäusern handelt es sich um Schwellenbauten, die mit ihrer Schmalseite zur Gasse standen. Die Fassadenlinien konnten 2008 noch nicht erfasst werden. Zwischen den Häusern sind schmale Ehgräben vorhanden, welche als 0.5 m breite, trockengemauerte Kanalkonstruktionen ausgebildet sind.
Die mit Lehmböden und teilweise ebenerdigen Feuerstellen ausgestatteten Kammern der Erdgeschosse dürften sowohl zu Wohn- wie zu Arbeitszwecken verwendet worden sein. Mindestens zwei Gebäude enthielten Ofenanlagen, die der gewerblichen Lebensmittelverarbeitung gedient haben müssen (Backöfen?).
Am unteren Ende des Platzes wurde auf einer gesonderten Grabungsfläche das noch auf dem Martiniplan von 1597 verzeichnete Harnischerhaus angeschnitten. Weiter wurden erwartungsgemäß hölzerne Teuchelleitungen und gemauerte Abwasserkanäle aus dem 18./19. Jh. dokumentiert. Die Ausgrabung wird ab Frühling 2009 fortgesetzt.

Probenentnahmen: Schlämmproben, Makroreste. Datierung: archäologisch; historisch. 12.-19. Jh. KA LU, F. Küng.