LK 1207, 615 115/177 370. Höhe 558 m.
Datum der Grabung: August-November 1989.
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung (Bauprojekt). Grösse der Grabung ca. 50 m².
Grab. Kirche.

Flächige Rettungsgrabungen im Bereich zwischen Turm und Chor im Äusseren der im Jahre 761/62 erstmals erwähnten Kirche Scherzligen waren nötig geworden wegen einer systematischen Drainageringleitung. Die unter Mitwirkung des Bundes (Experte Dr. P. Eggenberger) durchgeführten Untersuchungen lassen sich schlüssig erst nach einer bevorstehenden Grabung im Inneren der Kirche darstellen.
Folgende Hauptetappen können unterschieden werden (Abb. 32):
1. Beigabenloser Friedhof mit geosteten Bestattungen. Streufunde und die Relativchronologie deuten auf spätantike Zeitstellung.
2. Im weiter benützten Friedhof wurde ein Mausoleum für zwei hintereinander anzuordnende Bestattungen (Formae) angelegt. Wandmalereireste deuten auf Sockel(?)bemalung in opus sectile-Technik. Bautechnik, Formae und Ausmalung belegen, dass der Grabkammerbau in antiker Tradition steht. Eine Datierung muss im gegenwärtigen Stand der Auswertungsarbeiten vorerst offen bleiben.
3. Im Bauvorgang jünger ist ein Anbau eines Raumes im Westen des Grabkammerbaus.
4. Vorromanischer Kirchenbau (oder mehrere Bauten) nördlich des Grabungsausschnittes.
5. Untere Partie des heutigen Turmes als freistehender Campanile von 10 x 10 langobardischen Fuss Seitenlänge (vgl. Turm von Spiez), frühromanisch.
6. Romanische Apsiskirche mit 14.5 x 10 m messendem Schiff, dem heutigen und westlich ausgeschiedenem doppelgeschossigem Bau, wohl Pilgerhaus über Vorhalle, 12./13. Jh.
7. Sakristei I, wohl 14. Jh.
8. Ersatz der Apsis durch Polygonalchor, wohl 15. Jh.
9. Erhöhung des Kirchenschiffes kurz vor 1469.
10. Strebepfeiler am Turm, wohl 1532.
11. Sakristei II, vorreformatorisch.

Archäologische Kleinfunde: Keramik, Münzen, Malereireste, Eisenfunde.
Anthropologisches Material: spätrömische-frühneuzeitliche Bestattungen.
Probenentnahmen: C14, Holz (Dendro; in Bearbeitung).
Datierung: archäologisch. 5.-16. Jh.
ADB, D. Gutscher.