LK 1232, 2692750/1168570. Höhe 2180 m.
Datum der Grabung: 21.-27.6.2016.
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung (Ausbau Skiinfrastruktur).
Grösse der Grabung 15 m².
Siedlung.

Im Rahmen des Skiinfrastrukturausbaus der Skiarena Andermatt-Sedrun wurde die schon bei der Prospektion 2015 erfasste Wüstung einer Alpstafel bei Vordere Felli untersucht. Von den insgesamt drei Alphütten (Befunde 7.1-7.3) mit einer bachquerenden Furt (7.4) wurden zwei Hütten, beide in Trockenmauertechnik erstellt, archäologisch untersucht.
Die Mauern der westlich des Bachs liegenden, Nordwest-Südost ausgerichteten Alphütte (7.3) mit talwärts liegendem Eingang wurden in jüngerer Zeit wieder aufgebaut sowie die Innenraumeinteilung mit abgetrenntem Eingangsbereich erstellt. Gewehrpatronen der Schweizer Armee unter der großen Bodenplatte im Eingang lassen an eine militärische Zwischennutzung denken. Der ursprüngliche, leicht rechteckige Grundriss maß im Lichten 3.8 × 2.8 m. Die Nordmauer ist in den Hang hineingebaut, während die Ostmauer gegen einen natürlichen Felsblock gemauert wurde. Beide sind zweischalig.
Im hinteren Teil fand sich auf der Westseite eine Bank, die auch als Schlafplatz hätte genutzt werden können. Im vorderen Teil wurden beidseits des Eingangs Nischen festgestellt, deren östliche auch als Sitzgelegenheit diente. Eine anzunehmende Feuerstelle wurde hingegen nicht gefunden.
Die südöstlich des Bachs gelegene und Nordost-Südwest ausgerichtete Alphütte (7.2) war vollständig verstürzt, Mauerfluchten zeichneten sich kaum ab. Durch eine Teilfreilegung des Versturzes wurde die nordwestliche Mauer erfasst. Der Erhaltungszustand der zweischaligen Mauer mit zwei Lagen war sehr schlecht. Dies erklärt sich durch die Tatsache, dass die Hütte nur wenig in den Hang eingetieft war, respektive ihre Fundamente hauptsächlich auf den Erdboden gesetzt worden und so der Witterung ausgesetzt waren.
Belege für eine Innenraumaufteilung bzw. Infrastrukturen wie Bank oder Feuerstelle kamen nicht zum Vorschein, wohl wegen der Erhaltung und der nicht vollständigen Freilegung. Der Versturz von Hütte 7.2 enthielt zahlreiche große Steinplatten. Sie stammen sehr wahrscheinlich von einem ursprünglichen Steinplattendach. Interessanterweise fand sich im selben Versturz ein Käsepressstein zum Auspressen der Molke aus dem frisch gewonnenen Käse. Ein zweites Stück war sekundär in der Hütte 7.3 vermauert.
Beide geben in vielerlei Hinsicht Hinweise auf die Nutzung/Funktionsweise eines Alpstafels sowie zur Käseherstellung selber: Hütte zur Käseherstellung (7.1 mit Turnerstein), sowie separate Hütte zur Käseverarbeitung und -lagerung (7.2 und evtl. 7.3 mit Käsepressstein). Anhand des Durchmessers des Steins von 40 cm lässt sich die Größe des Käselaibs erahnen. Zudem ist die Anzahl Käsepresssteine womöglich ein Indiz für die Produktionsmenge von Käse pro Herstellungsgang. 2017 ist eine Notgrabung in der Hütte mit Turnerstein (7.1) vorgesehen.

Archäologische Funde: Käsepressstein, Holz, Metall.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14.
Datierung: archäologisch. Spätmittelalter; Neuzeit.
Im Auftrag der Abt. Natur-und Heimatschutz des Kantons Uri: ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.