LK 1195, 2759 875/1190 845. Höhe 600 m
Datum der Sondierung: 26.8.-13.9.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: Archäologischer Dienst Graubünden (Hrsg.), Archäologie in Graubünden. Funde und Befunde. Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Archäologischen Dienstes Graubünden, 71-75.114-117.196-200.354-360. Chur 1992; M. Seifert, Leitungen für die Zukunft mit Aussicht in die Vergangenheit, Terra Grischuna 6, 2011, 4-8.
Geplante Sondierung (Neubau). Größe der Grabung ca. 800 m² Siedlung/Gräber.

Das Areal Sennhof befindet sich in archäologisch spannender Lage zwischen dem erhöht liegenden Bischöflichen Schloss und der Churer Altstadt. Der bis Anfang 2020 als geschlossene Justizvollzugsanstalt genutzte Sennhof wird in den kommenden Jahren neu bebaut. Bereits bei der Errichtung von Ergänzungsbauten für die Justizvollzugsanstalt und einer Kulturgüterschutzanlage wurden in den Jahren 1984, 1986/87 und 1990 umfassende Ausgrabungen im Senn- und benachbarten Karlihof durchgeführt. Dabei konnten spätbronzezeitliche Siedlungsreste mit drei Besiedlungsphasen, eisenzeitliche Siedlungsreste und mittelalterliche Gebäudestrukturen dokumentiert werden. Zudem fanden sich in Gruppen angelegte Bestattungen, deren zeitliche Spanne wohl von spätrömischer Zeit bis in die Neuzeit reicht.
Vom aktuellen Neubau betroffen ist der bislang nur wenig gestörte, in Hanglage befindliche Nordostbereich des Sennhofes. Zur Abschätzung der Dimension einer archäologischen Intervention im Vorfeld des Neubaus wurden zwei bis zu 4 m tiefe Sondagegräben angelegt.
Beim nördlichen Schnitt fanden sich in 0.5-0.8m Tiefe drei Gräber in einer Reihe, ohne Beigaben resp. Funde. Die Bestattungen wurden, ohne erkennbare Ausgangsniveaus, in den anstehenden Kies angelegt. Ein zu dieser Reihe gehörendes viertes Grab wurde bereits 2011 bei der Verlegung der Fernwärmeleitungen dokumentiert. Die Ergebnisse der C14-Untersuchung verweisen zwei der Bestattungen in die Zeit vom 8.-10. Jh. n. Chr. Beim südlichen, gut 18 m entfernten Schnitt konnten bis in eine Tiefe von 3 m Kulturschichten angetroffen werden. Über sterilen Schichten mit natürlicher Bodenbildung fanden sich auf einer Länge von gut 14 m zwei steinige Schichten mit Fragmenten von Holzkohle, erhitztem Hüttenlehm, Tierknochen sowie wenig diagnostischem bronzezeitlichem Keramikmaterial. Diese prähistorischen Spuren sind anhand der C14-Datierung der Spätbronzezeit zuzuweisen und wurden von einem rund 0.5-0.8 m starken natürlichen Ereignis abgedeckt. Gruben und mögliche Feuerstellenreste verweisen auf eine erneute Nutzung des Areals zwischen dem 5. bis Mitte des 7. Jh. n. Chr. Darüber liegen massive humos-lehmige Pakete, deren Genese wohl im Zuge kontinuierlicher agrarischer Nutzung des Areals ab dem ausgehenden Frühmittelalter bis in die Neuzeit zu sehen ist. Die Bauarbeiten der 1980er-Jahre sind in Form der Baupiste, eines flächig ausgelegten Geotextils sowie der Verstärkung der Hanglage durch Aufschüttungen von humosem Aushubmaterial erkennbar. Eine flächige Grabung der ungestörten Bereiche ist für das Jahr 2020 geplant.

Archäologische Funde: Holzkohle, verbrannter Hüttenlehm, Keramikfragmente (prähistorisch, neuzeitlich), Ziegelfragmente, Glas, Metallfragmente.
Anthropologisches Material: Überreste von drei Bestattungen.
Faunistisches Material: Tierknochen, Zähne und Mollusken.
Probenentnahmen: C14-Proben, Sedimentproben, Sedimentsäulen, DNA-Proben.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit-Neuzeit. - C14: ETH-103 122: 1174 ± 22 BP (773-942 cal AD, 2 sigma); ETH-103 123: 1204 22 BP (730-887 cal AD, 2 sigma); ETH-103 124: 1117 ± 22 BP (887-984 cal AD, 2 sigma); ETH-103 125: 1144 22 BP (777-974 cal AD, 2 sigma); ETH-103 126: 2814 ± 23 BP (1021-906 cal BC, 2 sigma); ETH-103 127: 1592 ± 23 BP (413-538 cal AD, 2 sigma); ETH-103 128: 2794 ± 23 BP (1011-856 cal BC, 2 sigma); ETH-103 129: 1460 ± 22 BP (562-645 cal AD, 2 sigma); ETH-103 130: 1072 ± 22 BP (898-1019 cal AD, 2 sigma); ETH-103 131: 1567 ± 22 BP (424-544 cal AD, 2 sigma).
AD GR, B. Heinzle.