LK 1072, 2697 375/1 261 808. Höhe 443 m. Datum der Grabung: 15.9.-17.10.2022. Bibliografie zur Fundstelle: Windler, R. (1996) Kanton Zürich. Winterthur. In: Stadt- und Landmauern. Bd. 2 Stadtmauern in der Schweiz: Kataloge, Darstellungen. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich 15.2, 353-366. Zürich; Drack, W. (1969) Stadt Winterthur. Altstadt. Graben, oberer Bogen. Zürcher Denkmalpflege 4. Bericht 1964/1965, 119-122. Geplante Notgrabung (Erweiterung Transformatorenstation). Größe der Grabung 25 m².
Stadtgraben. Stützmauer. Gebäudereste.

Die Trafostation am Unteren Graben in Winterthur genügt den Anforderungen nicht mehr und wird nach Süden erweitert, weshalb eine archäologische Ausgrabung durchgeführt wurde. Bei den Ausgrabungen von 1965 beim Bau der Trafostation konnten die Fundamente des Oberen Bogens (1871 geschleift) dokumentiert werden. Es ließen sich dabei mehrere Phasen von einem weniger weit in den Graben vorragenden Tor mit Zugbrücke bis zum Tor mit Steinbrücke und der Erweiterung zur Oberstube (vor 1566) herausarbeiten. Aus dem ersten oder zweiten Jahrzehnt des 16. Jh. stammt ein Bauplan des Oberen Bogens, der wohl im Zuge der Umbauten zur Oberstube erstellt wurde. Die Verfüllung des Stadtgrabens reicht an dieser Stelle bis in ca. 6,2 m Tiefe. Es war demnach zu erwarten, dass die Sohle des Grabens bei der aktuellen Ausgrabung nicht erreicht werden kann, da die Aushubtiefe 4 m maß. Neben den Verfüllschichten des Stadtgrabens waren auch einzelne Mauerzüge zu erwarten, deren südlicher Abschluss bei der alten Grabung nicht erreicht worden war. Bei der Grabung konnte die vielschichtige Verfüllung des Stadtgrabens bis auf die Aushubtiefe von 4 m dokumentiert werden. Besonders auffallend waren massive Schlackenschichten, die auf eisenverarbeitendes Handwerk in der Umgebung hinweisen. Innerhalb der Verfüllschichten konnten mehrere Negative von senkrecht stehenden Pfosten und waagrecht liegenden Balken dokumentiert werden. Sehr wahrscheinlich dienten diese zur Stabilisierung der Verfüllung. Die Verfüllschichten lieferten Funde, die in die zweite Hälfte des 15. bis in das beginnende 16. Jh. weisen. Insbesondere sind dies reliefierte Ofenkacheln sowie glasierte und unglasierte Gefäßkeramik. Direkt an die Südwand der Transformatorenstation anschließend wurde eine leicht abgerundete Mauer ausgegraben, die zum 1965 freigelegten Abortschacht gehört. Der Abortschacht war nicht ausschließlich aus Stein gebaut, denn im unteren Bereich der Mauer fanden sich Abdrücke von Brettern. Er steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Oberstube. Die Mauergrube zum Abortschacht schneidet zu einem Teil die Verfüllschichten. Ein Teil der Verfüllschichten zieht allerdings auch über die verfüllte Mauergrube, sodass davon ausgegangen werden kann, dass der Umbau des Oberen Bogens Anfang des 16. Jh. mit dem Verfüllen des Stadtgrabens einhergeht. Am südlichen Rand der Grabungsfläche war außerdem noch eine schräg durch den Graben verlaufende Stützmauer erhalten. Sie war rund 80 cm breit und reichte wohl bis an die Grabensohle. Es wurde demnach mit dem Umbau des Oberen Bogens lediglich ein Teil des Stadtgrabens verfüllt und parallel dazu die Stützmauer gebaut, die den offenen vom verfüllten Bereich trennte. Tatsächlich ist diese Situation noch auf einer Vedute von 1648 gut zu erkennen. Auf dem Stadtplan von 1755 sind an die Stelle der Stützmauer Gebäude getreten. Möglicherweise sind die im südlichen Baugrubenrand dokumentierten Mauern Überreste davon. Aus einer schwarzen Verfüllung neben der Mauer konnte Fundmaterial des 18. oder 19. Jh. geborgen werden. Die Mauern der Gebäude sind in eine einheitliche Verfüllschicht eingetieft, die südlich der Stützmauer eingebracht wurde. Sie konnte nur an einer kleinen Stelle angegraben werden. In der Verfüllschicht lag ein beeindruckendes Spektrum an verschiedenen Hohlgläsern aus dem 16. Jh. Da dieser Bereich des Grabens damals noch offen gewesen sein muss, wird es sich dabei um eingebrachtes Altmaterial handeln.

Archäologische Funde: Keramik, Glas, Eisen, Buntmetall. Faunistisches Material: Knochen. Probenentnahmen: Holzkohleproben für C14-Datierung aus der Grabenverfüllung. Datierung: archäologisch. Neuzeit, 2. Hälfte 15.-16. Jh. (Grabenverfüllung). C14-Datierungen Grabenverfüllungen: Pos. 6, BE20024.1.1, 698 ± 23 BP, 1272-1305 AD, 1365-1384 AD, cal. 2 sigma; Pos. 30, BE20025.1.1, 723 ± 25 BP, 1261-1303 AD, 1367-1380 AD, cal. 2 sigma; Pos. 39, BE20026.1.1, 507 ± 24 BP, 1402-1444 AD, cal. 2 sigma. K A Z H, A. Freitag.